34 Freunde müsst ihr sein...
Ende 1823 lud Senator Hieronymus Klugkist 34 Kunstfreunde ein, um mit ihnen den Kunstverein in Bremen zu gründen. Bereits im folgenden Monat waren die ersten „Gesetze“ des Vereins entworfen, dessen Zweck es sein sollte, „den Sinn für das Schöne zu verbreiten und auszubilden“. Fünf Herren, darunter Klugkist, wurden als „Direction“ berufen und nahmen im Januar 1824 ihre Arbeit auf. Mit zunächst rund 50 Mitgliedern traf man sich vor allem zur gemeinsamen Kunstbetrachtung.
...gemeinsam und lebhaft...
Das Kupferstichkabinett bildet den Ursprung und das Herzstück der Sammlung des 1823 gegründeten Kunstvereins in Bremen. Die anfangs nur wenigen Mitglieder trafen sich regelmäßig zu wöchentlichen Kunstbetrachtungen, bei denen druckgraphische Blätter besprochen wurden. Die Sammlung sollte weniger durch belehrende Vorträge als durch „gemeinsame Betrachtung guter Kunstwerke“ und angeregte Diskussionen eine Stätte „idealen Genusses“ werden, wie es der Vorstand im Jahresbericht 1901/02 beschreibt.
Der Bau der Kunsthalle (1847 bis 1849)
Ein eigenes Gebäude für seine Wechselausstellungen und den Aufbau einer Sammlung hatte der Kunstverein in den ersten Jahren nicht. Erst 1847 bis 1849 wurde die Kunsthalle nach Plänen des Architekten Lüder Rutenberg und finanziert durch Spenden der Vereinsmitglieder gebaut. Bis heute ist der Kunstverein Besitzer der Kunsthalle und deren Betreiber – eine Besonderheit in der deutschen Museumslandschaft.
Kunsthalle (links). Die Union von 1801 (rechts), ein Klub der jungen Kaufleute, baute 1801 ein viergeschossiges Clubhaus an der Ecke Am Wall/ Ostertorstraße. Das Gebäude wurde 1905 abgerissen und das Polizeigebäude, in dem sich heute die Stadtbibliothek befindet, wurde errichtet.
Im Hintergrund ist die Rückseite der Kunsthalle zu sehen. Links auf der heutigen Altmannshöhe steht eine der sieben Mühlen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Umgestaltung der Wallanlagen in einen englischen Landschaftsgarten errichtet wurden.
Große Stiftungen und Vermächtnisse im 19. Jahrhundert
Schenkungen und Vermächtnisse aus Graphik, Malerei oder Vermögen trugen maßgeblich zum Aufbau der Sammlung bei und legten den Grundstein für die herausragende Qualität des Bremer Bestandes: Hieronymus Klugkist vermachte dem Kunstverein 1851 das druckgraphische Werk sowie Aquarelle von Albrecht Dürer. Darunter beispielsweise die Blau blühende Schwertlilie – Iris, um 1503. Gründungsmitglied Johann Heinrich Albers hinterließ dem Verein eine Sammlung holländischer Meister sowie 15.000 graphische Blätter, darunter 300 Radierungen Rembrandts. 1885 erhielt die Kunsthalle von Melchior Hermann Segelken 6.000 italienische Farbholzschnitte und 1905 von H.H. Meier über 100.000 Blatt Druckgraphik von Goya, Munch, Menzel, Klinger und Toulouse-Lautrec u.a.
Erweiterungsbau 1899 bis 1902
Das Anwachsen der Sammlung machte eine erste Erweiterung der Kunsthalle erforderlich: Die Baukosten wurden auch diesmal vollständig aus Spenden finanziert, während die Stadt erneut das Grundstück zur Verfügung stellte. Nach Plänen der Bremer Architekten Albert Dunkel und Eduard Gildemeister entstand der erste Erweiterungsbau. Darüber hinaus wurde 1904 die Straßenfassade des Altbaus durch eine neue Sandsteinfassade ersetzt.
Der erste wissenschaftliche Direktor (1899 bis 1914)
Gustav Pauli machte die Kunsthalle Bremen zur überregional beachteten Galerie moderner Kunst, er kaufte Werke des aktuellen deutschen Impressionismus an, ebenso wie herausragende französische Malerei. Zum „Künstlerstreit“ führte 1911 der Ankauf von Van Goghs Mohnfeld: Konservative Maler und Kritiker protestierten, während die Kunsthalle mit damals bedeutenden Gegenwartskünstlern für den Einzug der französischen Moderne in deutschen Museen eintrat.
„Entartete Kunst“ und Kriegsverluste (1914 bis 1945)
Emil Waldmann baute als Direktor die von Pauli gelegten Schwerpunkte der Sammlung aus. Später sollten ihn andere Schwierigkeiten erwarten: Die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten, Bombardierung und Auslagerung der Sammlung während des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn in den vergangenen Jahren immer wieder Werke zurückkehrten, so sind die Verluste der Kunsthalle noch immer groß.
Die Kunsthalle besaß ursprünglich 48 Zeichnungen und Aquarelle von Albrecht Dürer. Nach der Kriegsauslagerung waren 1945 nur noch drei Zeichnungen im Bestand. Das Frauenbad kehrte erst 2001 zurück.
Das Gemälde wurde 1937 von Rolf Hetsch aus der Masse der als "entartet" beschlagnahmten Kunstwerke in Berlin gerettet und als Leihgabe an ein "auswärtiges Mitglied" verwahrt. 1945 von der Gattin Rolf Hetschs an die Kunsthalle zurückgegeben.
Im Zuge der Aktion Entartete Kunst mussten außerdem 15 Gemälde ins Depot verbannt werden, darunter sämtliche Bilder von Liebermann, aber auch Utrillo und Bonnard. Sie fehlten dann auch im 1939 erschienenen Bestandskatalog.
Wiederaufbau und Ausbau der Sammlung (1945 bis 1984)
1950 wurde Günther Busch Direktor der Kunsthalle. Neben der Herausforderung, das kriegsbeschädigte Gebäude zu sanieren, baute er u.a. die Abteilung der Expressionisten nach den Verlusten der Zeit des Nationalsozialismus wieder auf. Außerdem engagierte er sich für das Oeuvre Paula Modersohn-Beckers. Lebhafter Ausstellungsbetrieb, museumspädagogische Arbeit und gestiegener Verwaltungsaufwand machten abermals eine Erweiterung des Gebäudes notwendig, die 1984 nach Plänen von Werner Düttmann abgeschlossen wurde.
Zeitgenössische Kunst und leere Kassen (1985 bis 1993)
Auch wenn ihm kaum Gelder zur Verfügung standen, konnte Siegfried Salzmann den Bestand v.a. im Bereich der zeitgenössischen Kunst und der Plastik erweitern, wesentlich ermöglicht durch den 1971 gegründeten Förderkreis für Gegenwartskunst im Kunstverein Bremen sowie den Stifterkreis für den „Bremer Kunstpreis“ (seit 1984). Erstmals nahm auch der bis heute von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern unterstützte Museumsshop seine Arbeit auf.
Medienkunst und Ausstellungsevents (1994 bis 2011)
Mit Wulf Herzogenrath hielt die Medienkunst Einzug in die Sammlung. Durch Rückgabe und Rückkauf gelangten zudem Kriegsverluste zurück. Große Sonderausstellungen lockten nicht nur Besucher in die Kunsthalle: Die Mitgliederzahl des Kunstvereins verdoppelte sich auf über 7000. Mit den modernen Flügelbauten nach Entwürfen des Büros Hufnagel Pütz Rafaelian wurde 2011 ein weiterer Erweiterungsbau eröffnet, dessen Finanzierung zu je einem Drittel durch das Land Bremen, den Bund und zwei Mitgliedsfamilien des Kunstvereins ermöglicht wurde.
Kunst im Zeitalter der Globalisierung (seit 2011)
Unter Christoph Grunenbergs Leitung strebt das Museum verstärkt nach internationaler Vernetzung. Projekte wie Provenienzforschung oder Digitalisierung verfolgen die Pflege und Erforschung der Sammlung. Mit dem vielfältigen Bildungsprogramm, aber auch innovativen Ausstellungen und Projekten möchte die Kunsthalle Bremen ein offenes Museum sein, das ein breites Publikum anzieht und im Zentrum aktueller gesellschaftlicher Debatten steht.
Der Edelstahl-Kubus wurde von Ewerdt Hilgemann in einer öffentlichen "Implosions-Aktion" anlässlich der Langen Nacht der Museen am 24. Mai 2014 verformt.
Der alte Studiensaal des KupferstichkabinettsKunsthalle Bremen
Der Studiensaal des Kupferstichkabinetts ist denkmalgeschützt, daher wurde hier beim Umbau kaum etwas verändert. Aber in den Räumen drumherum ging es hoch her...
Der Kunstpreis der Böttcherstraße ist einer der ältesten und bedeutendsten Preise für junge Kunst in Deutschland. Er wird alle zwei Jahre in Bremen vergeben und ist mit 30.000 Euro dotierte. Getragen wird er vom Stifterkreis des Kunstvereins in Bremen.
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen, Germany
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