Bayerische Königsschlösser in Farbe

Photochromdrucke 1890–1905

Der Schweizer Hans Jakob Schmidt, angestellt bei der Züricher Firma Orell Füssli & Co., erfand 1887 ein neuartiges Verfahren für die Herstellung von Farbreproduktionen. In der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte (ZI) befinden sich einige solcher „Photochromdrucke“, die die bayerischen Schlösser des sogenannten Märchenkönigs Ludwig II. zeigen.

Gold und Farbenpracht

Ein Photochrom ist keine Fotografie, sondern ein Flachdruck, der fotomechanisch im rasterlosen Mehrfarbendruck vervielfältigt wird. Durch dieses Verfahren erhalten die einzelnen Farben eine besondere Leuchtkraft. Insbesondere wurde Goldfarbe verwendet. Zu erkennen sind die Photochromdrucke von Photochrom Zürich an einer Seriennummer, gefolgt von den Buchstaben P. Z. und einer Bildunterschrift in goldenen Buchstaben am unteren Bildrand.

Garmisch: Königshaus am Schachen (1870/1872) von Georg Dollmann und Joseph RöhrerZentralinstitut für Kunstgeschichte

Schwangau: Schloss Neuschwanstein (1869/1884) von Christian Jank und Eduard RiedelZentralinstitut für Kunstgeschichte

Von der Fotografie zum Photochromdruck

Um ein Photochrom zu erzeugen, wird zunächst ein Schwarzweißnegativ benötigt, das auf eine mit Asphalt beschichtete Steindruckplatte (ähnlich wie eine Lithografie) aufbelichtet wird. Danach werden die einzelnen Farbschichten separat gedruckt. In der Sammlung des ZI befinden sich auch Abzüge der Originalaufnahmen, die als Vorlage dienten.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein, Christian Jank, Eduard Riedel, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Schwangau: Schloss Neuschwanstein, Christian Jank, Eduard Riedel, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Die Aufnahmen der Königsschlösser stammen von Joseph Albert (1825–1886), Hoffotograf des bayerischen Königshauses, und entstanden 1886 kurz vor seinem Tod am 5. Mai.

In der Gegenüberstellung der fotografischen Abzüge und den Farbbildern fällt auf, dass einige der Photochromdrucke seitenverkehrt sind. In diesen Fällen hatte man statt des Originalnegativs eine Kopie verwendet.

Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Georg von Dollmann, 1880/1883, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Georg von Dollmann, 1880/1883, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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König Ludwig II. und seine Märchenschlösser

"Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen"

Als Ludwig II. (1845–1886) König von Bayern wurde, war er gerade einmal 18 Jahre alt. Als Förderer der Künste verfolgte er eine rege und kostspielige Bautätigkeit. Die Schlösser Linderhof, Herrenchiemsee und Neuschwanstein, aber auch das Königshaus am Schachen, gehören heute zu den meistbesuchten Baudenkmälern in Bayern.

Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof (1872/1880) von Carl Joseph von EffnerZentralinstitut für Kunstgeschichte

Schloss Linderhof

In dem kleinsten der drei Königsschlösser verbrachte Ludwig II. mit Abstand die meiste Zeit. Die Um- und Neubauarbeiten des Schlosses mitsamt Gartenanlage und Parkburgen ergänzten das ehemalige Jagdhaus seines Vaters Maximilian II.

An Gold und Prunk fehlt es den Wand- und Deckenflächen der Innenräume nicht. Die Ausgestaltung verbindet Motive des Barocks und des Rokokos und zitiert sowohl französische als auch süddeutsche Vorbilder.

Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof (1874/1886) von Christian JankZentralinstitut für Kunstgeschichte

Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof, Christian Jank, 1874/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof, Christian Jank, 1874/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Der ovale Spiegelsaal im Obergeschoss.

Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof, Christian Jank, 1874/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof, Christian Jank, 1874/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof, Christian Jank, 1874/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Das ovale Arbeitszimmer, das Speisezimmer und das Schlafzimmer im Obergeschoss.

Ettal-Linderhof: Schloss Linderhof (1874/1886) von Christian JankZentralinstitut für Kunstgeschichte

Im Speisezimmer stand ein sog. Tischleindeckdich. Der Tisch konnte in die darunter befindliche Küche herabgelassen, dort eingedeckt und in Handarbeit wieder nach oben gefahren werden. Das königliche Schlafzimmer ist der größte Raum auf Schloss Linderhof und an das des französischen Königs Ludwig XIV. angelehnt.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein (1869/1884)Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Schloss Neuschwanstein



Oberhalb von Hohenschwangau im südöstlichen Allgäu erhebt sich das Schloss, das ein romantisches Ideal einer mittelalterlichen Ritterburg darstellt. Der ab 1869 begonnene Bau ist das wohl berühmteste bayerische Königsschloss.

In der Innendekoration lebt eine theatralische Traumwelt auf. Als Bewunderer der Opern Richard Wagners, wählte Ludwig II. für die szenische Ausstattung zum Teil Motive aus Musikdramen wie Tannhäuser und Lohengrin.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein, Christian Jank, Eduard Riedel, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Schwangau: Schloss Neuschwanstein, Christian Jank, Eduard Riedel, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Schwangau: Schloss Neuschwanstein, Julius Hoffmann, Wilhelm Hauschild, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Zwei Ansichten des Sängersaals im vierten Obergeschoss und der Thronsaal.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein (1869/1884) von Julius Hoffmann und Wilhelm HauschildZentralinstitut für Kunstgeschichte

Der Thronsaal erstreckt sich über das dritte und vierte Obergeschoss. Daneben ist der Sängersaal der zweitwichtigste Raum des Schlosses und ein Lieblingsprojekt des Königs gewesen. Das Bildprogramm zeigt die Sage von Parzival und dem Heiligen Gral.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Schwangau: Schloss Neuschwanstein, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Schwangau: Schloss Neuschwanstein, 1869/1884, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Das Schlafzimmer und das Ankleidezimmer sowie der obere Absatz des Treppenhauses.

Schwangau: Schloss Neuschwanstein (1869/1884)Zentralinstitut für Kunstgeschichte

Im überaus reich verzierten Schlafzimmer ist die Legende von Tristan und Isolde dargestellt. Auf dem Teppichboden sind Schwäne, ein Leitmotiv der Ausstattung, zu sehen.

Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee (1880/1883) von Georg von DollmannZentralinstitut für Kunstgeschichte

Schloss Herrenchiemsee

Das Schloss liegt auf der Herreninsel im Chiemsee. Klare Bezüge zu Schloss Versailles zeigen die intensive Beschäftigung des bayerischen Königs mit dem französischen Vorbild. Einige Teile des 1878 begonnenen Baus bleiben für immer unvollendet.

Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Georg von Dollmann, 1880/1883, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Georg von Dollmann, 1880/1883, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Prunktreppe und zweites Vorzimmer (sog. Ochsenaugen-Saal)

Die große Prunktreppe im südlichen Flügel ist eine Rekonstruktion der Versailler Gesandtentreppe. Ihr Pendant im Nordflügel ist heute noch im Rohbauzustand.
Das zweite Vorzimmer des Paradeschlafzimmers heißt auch Ochsenaugensaal in Anspielung an den gleichnamigen salon de l’Œil-de-bœuf in Versailles. Namensgebend sind zwei ovale Fenster, sog. Ochsenaugen, in der Gesimszone.

Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee (1880/1883) von Georg von DollmannZentralinstitut für Kunstgeschichte

Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Julius Hofmann, Franz Paul Stulberger, 1883/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Chiemsee-Herreninsel: Neues Schloss Herrenchiemsee, Josef Weißer, 1883/1886, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Ansicht des Arbeitszimmers und Blick auf die Deckenmalerei im Badezimmer.

Garmisch: Königshaus am Schachen (1870/1872) von Georg Dollmann und Joseph RöhrerZentralinstitut für Kunstgeschichte

Königshaus am Schachen



Am Fuß des Wettersteinmassivs ließ sich Ludwig II. in 1866 m Höhe ein abgelegenes Berghaus errichten. Das von 1869 bis 1872 im sogenannten Schweizerstil erbaute Holzhaus nutze der König als Zufluchtsort.

Während die Wohnräume des Erdgeschosses holzgetäfelt sind, liegt im Obergeschoss ein Prunkraum mit vergoldeter und reich ornamentierter Ausstattung. Der sog. Türkische Saal orientiert sich an einem Saal im Palast von Eyüp des Sultans Selim III. Die Photochromdrucke zeigen besonders eindrücklich die leuchtend bunten Stoffe und die goldenen Verzierungen.

Garmisch: Königshaus am Schachen, Georg Dollmann, Joseph Röhrer, 1870/1872, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Garmisch: Königshaus am Schachen, Georg Dollmann, Joseph Röhrer, 1870/1872, Aus der Sammlung von: Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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Garmisch: Königshaus am Schachen (1870/1872) von Georg Dollmann und Joseph RöhrerZentralinstitut für Kunstgeschichte

Mitwirkende: Geschichte

Alle Abbildungen aus der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München

Konzeption & Text: Nadine Raddatz (Photothek, Zentralinstitut für Kunstgeschichte)
Mit Unterstützung von Sonja Hull und Ralf Peters

Zum Weiterlesen:
Sabine Arqué, u.a.: Photochromie. Voyage en Couleur. 1876-1914. Paris 2009.
Winfried RankeJoseph Albert - Hofphotograph der bayerischen Könige. München 1977.
Uwe Gerd Schatz: Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern. In: Bayerische Schlösserverwaltung - Unser Schlösserblog. 26.08.2020
Christine TauberLudwig II. Das phantastische Leben des Königs von Bayern. München 2013.
Bruno WeberVom Lichtbild mit Farben zum Photochromdruck. In: Librarium: Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilengesellschaft. 50 (2007), Heft 1.

Quelle: Alle Medien
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