The Compilation Series

Auch wenn für Kontor Records angesichts der Longplay-Erfolge von eigenen Acts wie Scooter, ATB, DJ Antoine, den Atzen oder Gestört aber GeiL das Branchenklischee nicht stimmt, dass die Compilation das Album der Dance-Szene sei, so prägen doch die verschiedenen Kopplungen, die das Label fast von Anfang an veröffentlicht hat, das Image, die Marke und nicht zuletzt auch die Chartsbilanz des Hamburger Unternehmens entscheidend mit. An vorderster Stelle steht dabei natürlich „Kontor Top Of The Clubs“, gleichsam die Mutter aller Kontor-Compilations. Seit 1998 erscheint alle drei Monate eine neue Folge der aufwändig und liebevoll gestalteten Reihe, die sich zu einem echten Sammlerobjekt entwickelt hat, von der Fans auf aller Welt keine Ausgabe verpassen wollen.

„25 Jahre Kontor Records bedeutet 23 Jahre ,Kontor Top Of The Clubs“, erinnert sich Markus Gardeweg, A&R Manager der ersten Stunde bei Kontor Records und seit der ersten Folge der Compilation zusammen mit wechselnden Gast-DJs für die Titelauswahl mitverantwortlich. „Mittlerweile haben wir die 90. Folge veröffentlicht, und Nummer 91 steht bereit in den Startlöchern. Ich bin unglaublich stolz und dankbar, seit Folge eins dabei zu sein zu dürfen. Alles, was in der internationalen Dance-Szene Rang und Namen hat, war bereits mit Tracks vertreten – und oftmals haben wir hier auch Hits geboren.“ So fanden sich immer wieder Songs, die hier erstmals veröffentlicht wurden, später in den Top 10 der internationalen Charts wieder, wie Gardeweg weiß: „Wer erinnert sich nicht an DJ Antoine mit ,Welcome To St. Tropez’ – ein internationaler Superhit, der durch ,Kontor Top Of The Clubs’ seinen Anfang nahm.“

Dabei kam oft die Idee zum Tragen, nicht nur auf bekannte DJs, sondern auch auf die Markenkraft der Clubs zu setzen, die in jenen Jahren immer größer und immer bekannter wurden. Das galt auch für den Hamburger Club Kontor, Namensgeber und Keimzelle des gleichnamigen Labels, das 1996 Jens Thele und als Gesellschafter H.P. Baxxter von Scooter aus der Taufe hoben. Die vom Club auf CD gebrachte Compilationreihe „Kontor Top Of The Clubs“ hat sich zwar im Laufe der Jahre graduell der Zeit angepasst (so wuchs die Kopplung in der nach wie vor angebotenen physischen Form von einer Doppel-CD zu einer 4-CD-Box), aber das Prinzip von eigens für die Reihe gemixten, brandneuen Tracks hat die Serie bis heute beibehalten, wobei zuletzt als besonderer Service die vierte CD eine Auswahl mit ungemixten Versionen der Stücke enthält.

Die Anfänge der Reihe wiederum griffen damals neue Marktentwicklungen in der Dance-Szene auf. Zwar gibt es Compilations mit Hits oder Song-Zusammenstellungen zu verschiedenen Themen schon beinahe so lange wie die Schallplatte selber (und mit der Einführung der CD erreichten diese Art von Veröffentlichungen noch einmal ein neues Level), aber mit der Techno- und House-Revolution Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre tat sich etwas Neues. Denn DJs fingen an, zunächst im Underground und auf Musikkassetten, ihre mitgeschnittenen DJ-Sets aus den Clubs zu vertreiben. Dieser Trend, statt der einzelnen, aus den Charts bekannten Titeln ein ganzes DJ-Set mit ineinander übergehenden, editierten und mitunter auch klangtechnisch bearbeiteten Tracks auf den Markt zu bringen, fand seinen Weg auch zu den Labels, die in den 90ern dann eine ganze Reihe von Dance-Kopplungen mit eben diesem Ansatz entwickelten.

Pro Folge finden sich bei „Kontor Top Of The Clubs“, die es natürlich längst auch als Download und Stream gibt, derzeit rund 70 Tracks, bei deren Auswahl sich die Labelphilosophie von Kontor Records widerspiegelt. Denn neben undergroundigen Elektronik-Tracks bietet „Kontor Top Of The Clubs“ auch poppige Dance-Nummern (oder dancige Pop-Nummern), und auch HipHop-Beats sind schon lange kein Fremdkörper mehr bei der Reihe, die damit über die Jahrzehnte zu einem einzigartigen Dokument geworden ist: Wer sich einmal die Zeit nimmt, alle Folgen chronologisch durchzuhören, erhält einen faszinierenden Überblick über die historische Entwicklung der internationalen wie nationalen Dance-Szene in all ihrer Vielfalt und den stilistischen Weiterentwicklungen – gespickt natürlich mit allen großen Hits, die das Genre im Laufe der Jahrzehnte hervorgebracht hat.

Zudem wird dem geneigten Sammler auffallen, dass jede Folge mit einem individuellen Design und später einer immer anderen Farbe aufwartet – ein Verdienst nicht zuletzt des langjährigen Product Managers der Kopplung, Florian Vollmert. Und wer nicht so viel Zeit hat, alle Folgen durchzuhören, dem sei die jährliche Auslese „Kontor Top Of The Clubs – The Biggest Hits Of The Year“ empfohlen, die mit der gleichen kuratorischen Sorgfalt wie die Einzelfolgen die wichtigsten und besten Tracks des Jahres versammelt.

Zudem hat das Mutterschiff der Reihe im Laufe der Jahre weitere Ableger bekommen. Dazu gehören „Kontor House Of House“, „Kontor Summer Jam“ und diverse Kopplungen für alle erdenklichen Lebenslagen wie etwa „Kontor Sports“, „Kontor Good Night – Music To Fall Asleep By“ oder „Kontor Focus – Music For Concentration And Study“. Bei Kennern besonders geschätzt ist die 2001 ins Leben gerufene „Sunset Chill“-Kopplung (inzwischen ergänzt durch ein „Winter Chill“-Pendant), zu der Jens Thele persönlich stets eine Auswahl an edlen Chill-Out-Tracks beisteuert. Gesuchte Sammlerstücke sind mittlerweile auch die beiden mit viel Sachverstand zusammengestellten Folgen von „Electric 80s“, zu der sich auch eine Ausgabe von „Electric 90s“ gesellt hat. Selbst Weihnachten kann mit Musik aus dem Hause Kontor Records verbringen: Dafür kamen 2004 und 2005 Ausgaben von „The Reindoor Room – Kontor Christmas Chill“ in den Handel.

Seit 2013 erscheinen darüber hinaus jährlich die „Kontor Festival Sounds“ (jeweils mit einer „Opening“ und einer „Closing“-Zusammenstellung), und auch bei den großen Dance- und Elektronikfestivals ist Kontor Records der bevorzugte Labelpartner. Zum Portfolio gehören Zusammenstellungen zu Mega-Events wie der Loveparade, Tomorrowland, Mayday, Nature One, Big City Beats World Club Dome, Parookaville, Airbeat One oder SonneMondSterne. Die großen Clubs mit weltweiter Ausstrahlung setzen ebenfalls auf Kontor. Unter anderem vermarktet das Kontor-Team Kopplungen vom Pacha, dem Nassau Beach Club, dem Space Ibiza, der Km5 Ibiza und der Coco Beach Ibiza, Auch namhafte DJs und Produzenten veröffentlichen bei Kontor Zusammenstellungen von eigenen oder fremden Tracks. So sind viele Folgen der gefeierten Compilation-Reihe der The Disco Boys bei Kontor erschienen, und auch ATB, Hardwell sowie Dimitri Vegas & Like Mike haben sich bei ihren DJ-Mixen für Kontor entschieden.

Auch wirtschaftlich stimmt alles bei den Kontor-Kopplungen. Allein bei „Kontor Top Of The Clubs“ summieren sich die Verkaufszahlen der Serie bei physischen CDs und Downloads auf drei Millionen Einheiten – und das in Zeiten von fortschreitender Digitalisierung und zurückgehenden CD-Verkaufszahlen im Gesamtmarkt. Genauso sehen lassen können sich die Streamingzahlen. „Kontor Top Of The Clubs“ kommt hier auf mehr als 60 Millionen Aufrufe bei den verschiedenen Diensten. Und in den Charts hat „Kontor Top Of The Clubs“ quasi ein Dauerabonnement: Die einzelnen Folgen erreichen regelmäßig die Top 3 der deutschen Compilation-Charts und landen auf iTunes-Topplatzierungen.

Und apropos große Namen: Unter den knapp 100 Gast-DJs, die neben Markus Gardeweg und dem ebenfalls zum Kontor-Team gehörenden Jerome (ab Volume 64) alle drei Monate eine neue Folge von „Kontor Top Of The Clubs“ bestücken, befinden sich weltweit renommierte Künstler wie zum Beispiel ATB, Boris Dlugosch, Spiller, Todd Terry, Sono, Steve Murano, Ferry Corsten, Tocadisco, Syke’n’Sugarstarr, DJ Antoine, Mike Litt, John Acquaviva, Fedde Le Grand, Caba Kroll, Mike Candys, Alex Christensen oder Stereoact. Selbst Promi-DJ Giulia Siegel bekam einmal die Ehre, eine CD für die Reihe zu mixen. Zudem bilden die Folgen mit der erlesenen Titelauwahl von Tillmann Uhrmacher und Gottfried Engels bleibende Erinnerungen an die beiden mittlerweile verstorbenen Dance-Pioniere.

Und die Geschichte geht weiter, wie Markus Gardeweg ausführt: „Es macht mich sehr glücklich, dass wir mit ,Kontor Top Of The Clubs’ eine der langlebigsten und stärksten Marken der deutschen Compilation-Historie geschaffen haben. Seit 23 Jahren ist die ,Kontor Top Of The Clubs’-Reihe nicht mehr aus den deutschen Charts wegzudenken. Unglaublich. Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Jahre. Folge 100 … wir kommen.“