Gustav Klimt im Nationalmuseum Peleș

Schloss Peleș ist der einzige Ort in Rumänien, an dem Kunst von Gustav Klimt aus seiner Zeit als Mitglied in der Ateliergemeinschaft "Künstlerkompagnie" zu sehen ist. Die Werke, die von den jungen Wiener Malern Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch zwischen 1883 und 1886 im Auftrag von König Karl I. angefertigt wurden, sind ein bedeutendes kulturelles Erbe und gehören zu den wertvollsten Stücken im Nationalmuseum Peleș.

Peles Castle, view from the outsidePeleș National Museum

Erstmals Erwähnung finden Gustav Klimts Arbeiten in zwei voneinander unabhängigen Monografien über Schloss Peleș, veröffentlicht 1893 von Jakob von Falke und Léo Bachelin. Laut Falke und Bachelin malten Gustav Klimt und Franz Matsch zehn Porträts der Vorfahren von König Karl I., von denen vier namentlich genannt werden. Die Autoren beschreiben die künstlerische Ausgestaltung des Schlosstheaters durch Gustav Klimt und Franz Matsch sowie die von den Gebrüdern Klimt geschaffene Deckenbemalung im großen Salon.

Portrait of Isabella dʼEste (1884) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Seit den 1960er-Jahren gilt Gustav Klimt als der wichtigste Vertreter der Wiener Secession. Österreichische Forscher haben sich hauptsächlich auf Klimts Werke aus dieser Periode konzentriert und weniger auf sein frühes Wirken in der Künstlerkompagnie (1879 bis 1892). In Forschungen zu Klimt aus den 1960er-Jahren wird ein neuer Aspekt beleuchtet, der in Verbindung zu den für Schloss Peleș angefertigten Auftragsarbeiten steht: Reproduktionen alter Meister wie die von Titians Porträt der Isabella d'Este, im Original im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen.

Auf der Rückseite der Reproduktion des Titian-Porträts der Isabella d'Este findet sich der Vermerk, dass es von Gustav Klimt gemalt wurde. Der Künstler hat es 1885 angefertigt.

Gustav Klimt (08.07.1909) von UnbekanntÖsterreichische Nationalbibliothek

In ihrem Grundlagenwerk zu Klimt beschreibt Alice Strobl die Arbeiten, die von der Künstlerkompagnie für Schloss Peleș angefertigt wurden. Dank Freizügigkeit und freiem Informationszugang hatten Kunsthistoriker ab 1990 die Möglichkeit, Gustav Klimts Arbeiten vor Ort in Sinaia zu studieren und diese frühe Phase seines Wirkens neu zu beurteilen.

Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch gründeten die Ateliergemeinschaft "Künstlerkompagnie" 1879 in Wien. Damals waren die Bauarbeiten am Schloss Peleș gerade wieder aufgenommen worden. Vier Jahre später, also 1883, wurde Schloss Peleș in Sinaia als Sommerresidenz von König Karl I. eingeweiht und die drei Künstler erhielten den bedeutenden Auftrag, verschiedene Werke zur Ausschmückung des Gebäudes anzufertigen.

Ihre Arbeiten lassen sich in drei Kategorien unterteilen: die Ahnengalerie von König Karl I., Reproduktionen alter Meister und die Dekoration des Schlosstheaters.

Portrait of Eitel Friedrich VII, Count of Hohenzollern-Hechingen (1883) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Die Ahnengalerie war ein entscheidendes Projekt für die symbolischen und politischen Funktionen, für die Karl I. Sinaia vorgesehen hatte. Vor allem symbolisierte sie die erneute Verwurzelung der Dynastie in ihrer Wahlheimat. Dass dazu Schloss Peleș ausgewählt wurde und nicht der Königspalast von Bukarest, ist ein interessantes Detail. Die neun Leinwandgemälde von Gustav Klimt und Franz Matsch sind ohne Ausnahme Ölgemälde. Im unteren Bereich befinden sich jeweils die Wappen der Adelsfamilien von Zollern und Hohenzollern, die Wappen der Familien der Ehefrauen und eine Jahreszahl.

Portrait of Philip Friedrich Christoph, Count of Hohenzollern (1883) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Ganz im Sinne der kulturellen Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts richtete König Karl I. sich eine private Galerie nach eigenem Geschmack ein. Sie enthielt unter anderem eine Sammlung alter Gemälde und eine Sammlung von Reproduktionen. Im 19. Jahrhundert war das Interesse an der Kunst und den alten Meistern groß und Reproduktionen der Werke berühmter Künstler waren weitverbreitet. Da alle berühmten Originale spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den großen Museen oder in privaten Galerien ausgestellt waren, griff der König auf Reproduktionen der alten Meister zurück, um seiner Residenz Pracht und Prunk zu verleihen.

Peles Castle, interiorPeleș National Museum

Laut Franz Matsch entwarf die Künstlerkompagnie für die Bibliothek von Königin Elisabeth auf Schloss Peleș ein Ensemble aus dem allegorischen Gemälde "Dichtung und Dichter" von Matsch sowie einem 15-Meter-Fries von Gustav Klimt. Bis in die 1900er hatte Königin Elisabeth, Kunstmäzenin und Schriftstellerin, eine eigene Bibliothek im ersten Stock von Schloss Peleș. Es heißt, sie habe sich zwischen 1883 und 1884 ursprünglich ein monumentales Kunstensemble für den Saal gewünscht, für das jedoch schlussendlich der Platz nicht ausreichte. Es wurde dann entschieden, dass der entsprechende Bilderzyklus statt der Bibliothek die Decke und die Wände des Schlosstheaters zieren sollte.

The Muze Calliope (1884) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Der Fries oben an den Wänden des Theaters trägt den Titel "Musen, Masken, Allegorien und Embleme". Er besteht aus acht Ölgemälden auf Leinwand von Gustav Klimt, angefertigt mit der Gobelintechnik. Dargestellt sind die Musen Thalia, Melpomene, Terpsichore und Calliope. Die Mythengestalten wechseln sich ab mit den Symbolen des Apollon (Lyra) und des Dionysos (Doppelflöte und abstrakte Masken).

Melpomene (c. 1884) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Spring (c. 1884) von Gustav KlimtPeleș National Museum

Portrait of Friedrich I, Count of Zollern (c. 1884) von Gustav KlimtPeleș National Museum

In ihrer Gesamtheit beeindrucken Gustav Klimts Porträts der königlichen Ahnen (Eitel Friedrich VII., Johann Georg, Philipp, Friedrich Christoph) und seine Reproduktion im Stil Titians (Isabella d'Este) durch ihre Komposition, das erlernte Spiel mit Licht, die vorzügliche Farbwahl und insbesondere die plastische Materialität von Elementen wie Rüstungen und höfischen Gewändern.

Obwohl Klimt den Fries "Musen, Masken, Allegorien und Embleme" 16 Jahre vor der Jahrhundertwende malte, deutet sich stilistisch bereits die Wiener Secession an: dekorative Hintergrundelemente (Blumenmotive und Ornamentbalken als Umrahmung der Kompositionen) und detailgetreue Kleidung. In gewisser Weise bilden diese Werke die früheste, noch akademische Phase in der Karriere Gustav Klimts, sind aber dennoch bereits von moderner Empfindsamkeit geprägt. Ihre Analyse ist hochinteressant angesichts des zeitlichen Abstands zu den sehr viel intensiver studierten Gemälden aus seiner Zeit als ausgereifter Künstler.

Gustav Klimt am Attersee (1904) von UnbekanntÖsterreichische Nationalbibliothek

Bei näherer Betrachtung der von der Künstlerkompagnie für Schloss Peleș geschaffenen Werke kristallisiert sich Gustav Klimt als der bedeutendste der jungen Künstler heraus, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Der zukünftige Meister der Wiener Secession war bereits damals der Erste unter seinen Mitstreitern in der Künstlerkompagnie.

Quelle: Alle Medien
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