In der sogenannten Meierei, einem Café-Restaurant mitten im Schlosspark von Schönbrunn, pflegte Klimt jeden Morgen ein opulentes Frühstück einzunehmen. Höhepunkt war eine große Portion Schlagobers, die der Meister gemeinsam mit Gugelhupf, einer typischen Wiener Mehlspeise, mit Genuss verzehrte. Klimts Appetit so früh am Morgen ist insofern verständlich, als er zu diesem Zeitpunkt bereits einen längeren Fußmarsch durch die Stadt hinter sich hatte, da er den Weg von seiner Wohnung im 7. Wiener Gemeindebezirk zu seinem Atelier im 13. Bezirk zumeist zu Fuß bestritt. Der Schlosspark von Schönbrunn lag auf seiner Route.
Dieses Frühstück nahm Klimt zumeist in Gesellschaft von Freunden ein. Es war für viele seiner Bekannten die einzige Möglichkeit, überhaupt in direkten Kontakt mit dem Meister zu treten, der den Rest des Tages dann in seinem Atelier verbrachte, wo er nicht gestört werden wollte.
Klimt hatte keine Abneigung gegen deftige, kalorienreiche Kost, wie sie damals vor allem bei körperlich schwer arbeitenden Menschen üblich war. Sein Ausgleich, um nicht zu viel Gewicht zuzulegen, waren sportliche Aktivitäten wie Fechten oder Ringen. Während seiner sommerlichen Aufenthalte am Attersee schätzte er auch Rudern und Schwimmen.
Wenn Klimt, was häufig vorkam, bei großzügigen Einladungen und Empfängen in den Häusern der wohlhabenden Bürgerschichten eingeladen war, stand natürlich ein opulentes Essen oft im Mittelpunkt. Doch gelegentlich war die Reichhaltigkeit der Bewirtung sogar dem Meister zu viel, etwa anlässlich einer mehrtägigen Einladung auf dem mährischen Landhaus des kunstliebenden Mäzenatenpaares Otto und Eugenia Primavesi im Dezember 1915. Klimt berichtete auf einer Postkarte seiner Partnerin Emilie Flöge vom Menüplan, der für die Gäste vorgesehen war: „[…] Heute schäbiges Wetter – trüb – finster und liegen. Mittags, Starkes Krennfleischessen – Apfel und Krautstrudel – Abends wahrscheinlich Bratwürste – morgen Blut und Leberwürste – etc. – irrsinnig! –“
Text: Österreichische Galerie Belvedere / Franz Smola
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