Die niederländischen Sprichwörter

Pieter Bruegel der Ältere (1525/30-1569)

Die niederländischen Sprichwörter (1559) von Pieter Bruegel d. Ä.Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin

In seinem Werk „Die Sprichwörter“ aus dem Jahr 1559, auch unter der Bezeichnung „Die niederländischen Sprichwörter“ bekannt, geleitet uns Bruegel in ein Dorf, dessen Einwohner scharenweise die gesamte Bildfläche einnehmen. Alle Figuren konzentrieren sich auf die Ausführung ihrer Aufgaben, die beim näheren Hinsehen seltsam anmuten…

Eine Frau bindet den Teufel auf ein Kissen...

Ein Mann hängt eine Riesenschelle um den Hals seiner Katze...

Eine andere kommt aus einem beleuchteten Raum und trägt einen geheimnisvollen Korb...

...während die Tiere eine Mahlzeit teilen.

Auf den ersten Blick ergeben diese Details keinen Sinn. Der Schlüssel zum Verständnis dieses Meisterwerks basiert auf seiner metaphorischen Dimension: Diese Dorfbewohner setzen 120 Sprichwörter und Redewendungen in Szene, wobei jede Metapher wörtlich dargestellt wird.

Dieser Mann im Vordergrund, „will mit dem Kopf durch die Wand“.

Dieses Blumenarrangement illustriert „Rosen (Perlen) vor die Säue werfen“, was im Flämischen dem „Konfiture vor die Schweine werfen“ gleichkommt.

Jede Figur und jede Szene wird dem Bruegelschen Konzept der „auf den Kopf gestellten Welt“ gerecht. Um diesen Bezug zu symbolisieren, bringt der Maler in seiner Komposition eine Erdkugel als Symbol der Welt und der heiligen Gewalt unter. In der Welt geht es hier offensichtlich drunter und drüber.

Unter der Erdkugel im Haus ziehen sich zwei Männer gegenseitig an der Nase, was als ein Bezug auf die Redensart „sich an der Nase herumführen lassen“ zu verstehen ist: Die beiden Männer führen einander hinters Licht.

Ein weiterer Mann auf der Fensterkante hält ein Kartenspiel: Es steht für die Redensart „Die Narren bekommen die besten Karten“.

Das Dach ist mit zahllosen Fladen bedeckt, die unterschiedlich gedeutet werden können. Das Sprichwort „Das Dach ist mit Fladen bedeckt“ ist ein Bezug auf den Überfluss auf Erden. Aber es kann auch ein künstliches Paradies beschreiben.

Die Vermittlung der Moral des Werks ist gepaart mit einer absichtlich humorvollen Distanzierung, einer ironischen Haltung zum geschilderten Wahnsinn.

Hier ist ein Mann zu sehen, der ein Schaf schert, während sein Nachbar dasselbe mit einem Schwein tut: „Der eine schert Schafe, der andere Ferkel“ – Der eine lebt in Überfluss, der andere in Not.

Aber nicht nur Bauern sind auf diesem Gemälde vertreten. Zu ihnen gesellen sich Mitglieder des Klerus und des Adels. So befestigt ein frommer Mönch einen Leinenbart an einer Person, die Gott auf einem Thron darstellt, und zeigt damit, dass sich der Betrug oft hinter der Maske der Scheinheiligkeit verbirgt.

Im Hintergrund steht ein eleganter Mann aufrecht auf den Stufen, die zum Teich führen und schmeißt Geld ins Wasser, was so viel bedeutet wie: „sein Geld zum Fenster hinauswerfen“.

Mit seiner Satire fordert uns Bruegel auf, die Laster des menschlichen Wesens und die Widersinnigkeit seines Handels zu beobachten. Das Dorf ist eine Metapher der gesamten Gesellschaft. Bei der Betrachtung dieses Gemäldes werden wir angeregt, über uns selbst nachzudenken.

Mitwirkende: Geschichte

Text: Dr. Stephan Kemperdick

Konzept /Redaktion: Dr. Stephan Kemperdick

Umsetzung: Malith C. Krishnaratne

© Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz

www.smb.museum
Gemäldegalerie

Quelle: Alle Medien
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