Das Ruhr Museum zeigt in seiner Dauerausstellung die gesamte Natur- und Kulturgeschichte der Region von der Entstehung der Kohle vor über 300 Millionen Jahren bis zum heutigen Strukturwandel zur Metropole Ruhr. Über drei Ebenen geht es durch fensterlose Bunker vorbei an riesigen Industriemaschinen, rohen Betonwänden und Transportbändern. Dazwischen zeigen 6.000 Exponate in oft faszinierenden Details, wie sich eine ehemals landwirtschaftliche Region zum größten Kohle- und Stahlproduktionsgebiet Europas entwickelte und dann zur Metropole Ruhr wurde. Zehn besondere Stücke davon sind Teil dieser Director’s Choice.
Einmachglas mit eingekochtem Wasser (vor 1945)UNESCO-Welterbe Zollverein
Das Einmachglas, …
… gefüllt mit Wasser, ist vielleicht das unscheinbarste aber auch das eindrucksvollste aller Exponate im Ruhr Museum. Es erzählt von den Erfahrungen während des Bombenkriegs im Ruhrgebiet, in dem eine Mutter im letzten Bombenangriff abgekochtes Wasser und Milchpulver für ihre neugeborenen Zwillinge mit in den Bunker nahm. Nicht mehr gebraucht, überlebte das eingemachte Wasser den Krieg und die Nachkriegszeit und gelangte durch Zufall in den 1990er Jahren als Erinnerungsstück in die Sammlung des Ruhr Museums.
Silikoselunge eines Bergmanns (20.Jahrhundert)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die konservierte Steinstaublunge eines Bergmannes ...
... ist ein menschliches Inventar der Industrialisierung und ihrer gesundheitlichen Schäden. Beim Abbau der Kohle gelangten kleinste Steinpartikel in die Lunge des Bergmanns und setzen sich dort für immer fest.
Sie führten zu lebenslanger Atemnot und verkürzten ein Bergmannsleben im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt extrem. Erst 1929 erfolgte die Eintragung der Silikose-Krankheit, der sogenannten Staublunge, in die Liste der Berufskrankheiten.
NashornskelettUNESCO-Welterbe Zollverein
Das Skelett des wollhaarigen Nashorns ...
... wurde um 1900 beim Bau der großen Wasserstraße für die Industrie des Ruhrgebiets, dem Rhein-Herne-Kanal, gefunden. Es stammt aus der letzten Eiszeit vor ca. 30 - 10.000 Jahren, als ganz Europa von einer meterhohen Eisschicht bedeckt war und sich die heutige Landschaft des Ruhrgebiets mit ihren Hügeln und Tälern, Flüssen und unterschiedlichen Böden herausbildete.
Statue des Erzbischofs Engelbert von Köln, Holzstatue aus dem Zisterzienserinnenkloster Gevelsberg (um 1230)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die lebensgroße Holzstatue des Kölner Erzbischofs Engelbert
... aus dem 13. Jahrhundert ist die erste vollplastische Darstellung einer historischen Figur und keines Heiligen. Sie ist fünf Jahre nach der Ermordung des Bischofs auf dem Gevelsberg im südlichen Ruhrgebiet entstanden.
Die gotische Statue hat in der dortigen Erinnerungskapelle auf dem Dachboden überlebt und wurde im 19. Jahrhundert im Zuge des Historismus als Erinnerungsdenkmal an dieses Ereignis von reichsgeschichtlicher Bedeutung wiederentdeckt.
Prunkbecher aus dem Besitz der Patrizierfamilie von Berswordt, Deckelbecher aus dem Besitz der Dortmunder Patrizierfamilie von Berswordt, Brügge 1. Hälfte 16. Jh. (1. Hälfte 16. Jh.)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der Deckelpokal ...
... aus dem Besitz der Dortmunder Patrizierfamilie von Berswordt aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigt die Bedeutung der Stadt Dortmund und ihrer Kaufleute in der Hanse.
In einer Zeit, als sich die Fuggerstadt Augsburg ein Ratssilber leistete, verfügte eine einzelne Kaufmannsfamilie in Dortmund über die Mittel für einen vergoldeten Pokal, der das Familienoberhaupt in spätmittelalterlicher Rüstung auf dem Deckel zeigt.
Antikisierendes Türgewände aus Schloss Horst (1566)UNESCO-Welterbe Zollverein
Das antikisierende Türgewände ...
... aus dem Schloß Horst in Gelsenkirchen aus dem Jahr 1566 entstammt einer Zeit, die man überhaupt nicht mit der Industriestadt Gelsenkirchen in Verbindung bringt.
Mit dem Schloss Horst entstand im sogenannten Emscherbruch an der Grenze zwischen Rheinland und Westfalen im 16. Jahrhundert eine der bedeutendsten Schlossanlagen der niederländischen Renaissance, die man in Anlehnung an die Weser-Renaissance scherzhaft auch als Emscher-Renaissance bezeichnet hat.
Korinthischer Helm (500-480 v. Chr.)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der korinthische Bronzehelm ...
... aus dem frühen 5. Jahrhundert vor Christus stammt aus Sizilien und ist das Prunkstück der Archäologischen Sammlungen des Ruhr Museums, die neben ägyptischen und römischen Antiken auch prähistorische Funde und Antiken aus Großgriechenland umfasst. Ein besonderer Schwerpunkt sind – der Region geschuldet – Metallgegenstände, vor allem aus Luristan, die bei den industriellen Mäzenen und Sammlern des von Eisen und Stahl geprägten Ruhrgebiets auf besonderes Interesse stießen.
Braunbär (Ursus arctos)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der Braunbär ...
... war im späteren Ruhrgebiet bis ins 18. Jahrhundert heimisch. Er ist das größte (Raub-)Tier in der umfangreichen Biologischen Sammlung des Ruhr Museums zur Flora und Fauna des Ruhrgebiets. Diese umfasst nicht nur hunderte von ausgestopften Tieren und ornithologischen Präparaten, sondern auch große Pflanzenherbarien der Wälder und der Industrienatur des Ruhrgebiets.
Nickel-Eisen-Meteorit (Alter: 4500 Millionen Jahre)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der Nickel-Eisen-Meteorit ...
... ist knapp 5 Milliarden Jahre alt und damit älter als die Erde. Dies gibt Anlass zu weitreichenden philosophischen Reflexionen über die Zeit. Er war Teil der geologischen Sammlung der Familie Krupp, die ihn auch aus metallurgischem Interesse kaufte, ein zweites Parallelstück zerschnitt und in seinen Laboren auf die chemische Zusammensetzung untersuchen ließ.
Fossil: Farnlaubiges Gewächs (oberes Karbon)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die versteinerte Pflanze ...
... stammt aus dem Zeitalter des Karbon, in dem vor über 300 Millionen Jahren unter tropischen Bedingungen in Form von Photosynthese Sonnenenergie in Pflanzen gebunden und anschließend im Zuge der Erdgeschichte als fossile Energie gespeichert wurde.
Insofern ist dieses Pflanzenfossil der Ursprung und die Voraussetzung unserer modernen industriellen Welt.
Standbild des Alfred Krupp (1892) von Alois Meyer, Josef Wilhelm MengesUNESCO-Welterbe Zollverein
Das überlebensgroße Standbild von Alfred Krupp ...
... ist eines von drei sehr ähnlichen Standbildern des berühmtesten deutschen Industriellen. Es wurde 1892 aus Spenden der Belegschaft finanziert und stand zunächst vor der Kruppschen Fabrik an der Altendorfer Straße in Essen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es in den Park der Villa Hügel umgesetzt. Als sie dort anfing zu rosten, schenkte die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung dem Ruhr Museum die berühmte Statue und ersetzte sie durch einen originalgetreuen neuen Abguss im Hügelpark.
Radsatz mit Speichenrädern (1909)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der Eisenbahnradsatz der Friedrich Krupp AG ...
... aus dem Jahr 1909 symbolisiert das Markenzeichen der Firma Krupp und die wichtigste Erfindung von Alfred Krupp, mit der er die Eisenbahngeschichte revolutionierte und ein riesiges Vermögen machte: den nahtlosen Radreifen. Dieser besaß keine fragile Schweißnaht mehr, da er nicht – wie bis dahin üblich – aus einem runden Eisenstück zusammengeschweißt wurde, sondern dadurch entstand, dass man in ein Eisenstück ein Loch bohrte und dies im Feuer zu einem nahtlosen Rad auseinanderzog.
Repro: Panorama der Krupp’schen Fabrik (1864) von Hugo van WerdenUNESCO-Welterbe Zollverein
Das fotografische Panorama der Kruppschen Fabrik ...
... von 1864 ist ein Highlight der umfangreichen Fotografischen Sammlung des Ruhr Museums mit über 4 Millionen Fotografien und zugleich ein Meilenstein in der Fotografiegeschichte.
Das Panorama diente der Selbstdarstellung der Firma Krupp auf den Weltausstellungen. Die riesigen Werksanlagen wurden aber nicht wie seinerzeit üblich gemalt, sondern durch das neue technische Abbildungsmedium des Industriezeitalters, die Fotografie, imposant dargestellt.
Die zusammengesetzten Aufnahmen waren nur aus der Vogelperspektive von den Fabriktürmen und mit langen Belichtungszeiten bei gestellten Arbeitsprozessen an Sonn- und Feiertagen möglich.
Schreibtisch des Herner Unternehmers Otto Heinrich Flottmann (1875-1944) Schreibtisch des Herner Unternehmers Otto Heinrich Flottmann (1875-1944) (um 1912)UNESCO-Welterbe Zollverein
Der Schreibtisch ...
... des Herner Unternehmers Otto Heinrich Flottmann ist ein seltenes Beispiel des kapitalistischen Systems und der patriarchalischen Strukturen in der Montanindustrie des Ruhrgebiets.
Schreibtisch des Herner Unternehmers Otto Heinrich Flottmann (1875-1944)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die schwere Eichenplatte des Möbels aus der Zeit des späten Kaiserreichs kurz vor dem Ersten Weltkrieg (1912) wird an der Schauseite von zwei Bergleuten getragen, die sich bei der Arbeit unter Tage unter der Tischplatte krümmen.
Markenkontrolltafel der Zeche Carl Funke (um 1900)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die Kontrollmarkentrafel ...
... der ehemaligen Essener Zeche Carl Funke zeigt eindeutig die Struktur des Bergbaus in der Zeit der Hochindustrialisierung um 1900.
Die Belegschaften der Zechen, deren Produktion unter Tage nicht auf Maschinen, sondern auf Handarbeit beruht, gehen in die tausende, so dass die Bergleute am Schichtanfang und -ende nicht mit ihren Namen aufgeführt werden, sondern nur noch als anonyme Nummern wahrgenommen werden.
Altlastenproben der Zinkhütte Essen-Borbeck (1999)UNESCO-Welterbe Zollverein
Die umfangreiche Sammlung ...
... von Bodenproben der Altlastenuntersuchung an der ehemaligen Zinkhütte Essen-Borbeck zeigt die ganze Dramatik der Umweltzerstörung durch die Industrie im Ruhrgebiet.
Die mehreren hundert Einmachgläser beinhalten einen Cocktail aus unterschiedlichen chemisch verseuchten Böden, die schon in der ästhetischen Wahrnehmung die toxischen Zusammenstellungen erahnen lassen.
Atlas Minor des Gerhard Mercator (1651)UNESCO-Welterbe Zollverein
Dem Duisburger Kartographen ...
... verdanken wir die sogenannte winkelgetreue Kartenprojektion, die er unter anderem in seinem „Atlas minor“ festgehalten hat. Mit dieser Projektion wurde eine genaue Navigation auf den Weltmeeren erst möglich.
... Mercator war als Glaubensflüchtling der Gegenreformation aus seiner belgischen Heimatstadt Leuwen 1552 nach Duisburg gekommen in Erwartung der ersten protestantischen Universität im späteren Ruhrgebiet, die aber erst nach seinem Tod 1655 eröffnet wurde.
Mercators „Atlas minor“ symbolisiert die Reflexion auf die globale Welt aus der rheinischen Provinz im Zeitalter der Renaissance.
Interessiert am Thema „Sport“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.