Der Codex Arundel: Kartierung des Geistes eines Universalgelehrten

Im Codex Arundel findet sich eine Fülle vielfältigster Inhalte. Er enthält unter anderem Aufzeichnungen über Leonardo da Vincis Arbeitsschwerpunkte sowie über seine persönlichen Interessen in unterschiedlichsten Themengebieten.

Codex Arundel, Arundel MS 263, ff.174v-175r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Dargestellt sind Mathematik, Geometrie, Astronomie, Kosmologie, Mechanik, Natur, Anatomie und Architektur.

Codex Arundel, Arundel MS 263, f.129v (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Da Vincis Handschrift

Einer Überlieferung zufolge schrieb Leonardo da Vinci seine Notizen in Spiegelschrift, um sie geheim zu halten. Dies stimmt jedoch nicht. Da er Linkshänder war, fiel es da Vinci leichter, von rechts nach links zu schreiben. Außerdem vermied er es so, die Tinte mit seiner Hand zu verschmieren. 

Animation of Leonardo da Vinci’s ‘mirror writing’The British Library

Diese Animation zeigt, wie sich die Seite mit da Vincis Spiegelschrift gefüllt hätte.

Codex Arundel, Arundel MS 263, ff.134v-135r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Gefaltete Blätter

Da Vinci faltete die Blätter seines Notizbuchs häufig ein- oder zweimal und unterteilte die Seiten so in zwei oder vier Abschnitte. Auf einigen Blättern sind die Falten gut erkennbar. Als Linkshänder wollte da Vinci vermeiden, dass er seine Arbeit beim Schreiben verwischte. Daher begann er in der oberen rechten Ecke eines Blattes und beschrieb die Seite von rechts nach links.

How Leonardo da Vinci folded his pagesThe British Library

Eine Animation, die zeigt, auf welche Weise Leonard da Vinci seine heute als Codex Arundel bekannten Blätter gefaltet hat.

Codex Arundel, Arundel MS 263, f.156r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Ein wissbegieriger Geist

Da Vincis Werk zeichnet sich vor allem durch eine fast zwanghafte Neugier aus. In poetischen Träumereien stellt er sich vor, außerhalb einer mysteriösen Höhle zu sein. Er wird von zwei widerstreitenden Gefühlen bestürmt: "Angst und Verlangen – die Angst vor der bedrohlichen dunklen Höhle und das Verlangen, herauszufinden, ob sich etwas Wunderbares darin verbirgt".

Codex Arundel, Arundel MS 263, ff.134v-135r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Blätter mit Ideensammlungen

Einige der gefalteten Blätter können als "Ideensammlungen" bezeichnet werden. In diesem Beispiel, das eine Reihe von Themen abdeckt, die ihn sein ganzes Leben lang beschäftigten, faltete da Vinci das Blatt zweimal. Die so entstandenen vier kleineren Felder nutzte er, um seine Ideen auszuarbeiten. Dieser Arbeitsprozess war typisch für da Vinci.

Der Biograf Giorgio Vasari formulierte es so: "Wirklich wunderbar und gottbegnadet war Leonardo… Er würde als Gelehrter in den Wissenschaften Großes geleistet haben, wenn er weniger unbeständig und wandelbar gewesen wäre. Doch unternahm er viele Dinge und ließ die begonnenen sehr bald wieder liegen."

Riemenscheiben und Mechanik

Da Vincis Beschäftigung mit der Mechanik ist im Codex Arundel gut dargestellt. …

Wellen

Auf diesem Blatt sind die verschiedenen Techniken zu sehen, mit denen er Wellen darstellte und deren Struktur und Bewegung vermittelte. Die zentrale, detaillierte Profilansicht des Wellenverlaufs steht im Kontrast zu der schnellen Skizze (oben rechts) einer großen Welle, die im Begriff ist zu brechen und deren Tiefe durch dunklere Federstriche wiedergegeben wird.

Im unteren Bereich des Blattes befinden sich eine Zeichnung brechender Wellen in flüssiger Linienführung und ein geometrisches Diagramm der Wellenmuster an der Oberfläche.

Vogelflug

Mit dem Flug von Vögeln beschäftigte sich Leonardo da Vinci besonders intensiv – er widmete dem Thema ein ganzes Notizbuch, das als Kodex über den Vogelflug (oder Codice sul volo degli uccelli) bekannt ist. In da Vincis Beobachtungen sind oft Vögel im Flug dargestellt.

Leonardo da Vinci, Manuscript B f 074vMuseo Galileo - Istituto e Museo di Storia della Scienza

Einfache Beobachtungen wie diese führten zu Erfindungen komplexer Flugmaschinen, die Leonardo baute und auf den Hügeln rund um Florenz testete – allerdings ohne Erfolg.

Codex Arundel, Arundel MS 263, ff.134v-135r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Da Vinci hatte diese Notizen durchgestrichen, was darauf hindeutet, dass er sie kopiert und an anderer Stelle weiterentwickelt hat.

Codex Arundel, Arundel MS 263, f.036r (1478–1518) von Leonardo da VinciOriginalquelle: Arundel MS 263

Das Studium der Tierwelt

Auf diesem Blatt ist eine schöne Zeichnung eines Insekts inmitten von Notizen und Zeichnungen zu anderen Themen zu sehen. Auch hier zeigt sich in der Art und Weise, wie sorgfältig da Vinci die Flügel des Insekts gezeichnet hat, seine intensive Beschäftigung mit dem Flug.

Quelle: Alle Medien
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