Gustav Klimts Porträt „Adele Bloch-Bauer I“

Adele Bloch-Bauer I (1903/1907) von Gustav KlimtNeue Galerie New York

Gustav Klimts Bildnis von Adele Bloch-Bauer von 1907 ist sein berühmtestes Porträt und markiert den Höhepunkt seiner „Goldenen Periode“. Es kann als säkulares Ikonenbild verstanden werden und bedient sich sowohl afrikanischer als auch asiatischer, byzantinischer und ägyptischer Referenzen. 

Gustav Klimt, eine Katze auf dem Arm haltend (c. 1911) von Moriz NährWien Museum

Der Ursprung dieses Bildes reicht bis ins Jahr 1903 zurück, als der Zuckerfabrikant Ferdinand Bloch-Bauer Klimt mit einem Porträt seiner Frau Adele beauftragte. 

Adele Bloch-Bauer, Seated in an Armchair Facing Forward, Resting Her Temple on her Right Hand (1903) von Gustav KlimtNeue Galerie New York

Dieser begann daraufhin im folgenden Winter mit dem Bild und arbeitete vier Jahre lang daran. Dabei entstanden auch zahlreiche Skizzen. 

LIFE Photo Collection

Im Dezember 1903 reiste Klimt nach Italien, wo er in der Kirche San Vitale in Ravenna die byzantinischen Mosaike von Kaiser Justinian und Kaiserin Theodora aus der Mitte des 6. Jahrhunderts bewunderte. Er bezeichnete sie als ein Zeugnis beispielloser Pracht.

Adele Bloch-Bauer, Seated in an Armchair Facing Left (1903) von Gustav KlimtNeue Galerie New York

In den vorbereitenden Skizzen und auch im endgültigen Porträt trägt Adele künstlerische Reformkleidung. 

Gustav Klimt und Emilie Flöge (um 1909) von H. BöhlerÖsterreichische Nationalbibliothek

Diese entstammte wohl dem „Modesalon Schwestern Flöge“, der von Klimts Schwägerin Emilie Flöge und ihren Schwestern Helene und Pauline geführt wurde. 

Adele Bloch-Bauer I (1903/1907) von Gustav KlimtNeue Galerie New York

Klimt porträtierte Adele in einer uneindeutigen Position – es ist nicht klar erkennbar, ob sie steht oder in einem Sessel sitzt, der mit Spiralmustern übersät ist. 

Ihr Kopf ist umgeben von einem goldenen, reich mit Ornamenten verzierten Kranz. Ihre geröteten Wangen und lebendigen roten Lippen vermitteln die Sinnlichkeit der Porträtierten. 

Adele Bloch-Bauer ist mit kostbarem Schmuck ausgestattet, unter anderem mit einem Diamantcollier, das ihr Mann Ferdinand ihr zur Hochzeit geschenkt hatte.

Ihr Kleid ist über und über bedeckt mit goldenen Dreiecken und Varianten des allsehenden Auges. Letztere wurden möglicherweise deshalb als eine Art Amulett mit eingearbeitet, weil Adele Zeit ihres Lebens mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte.

Der durchscheinende Umhang, der sie umgibt, zeigt auch ihre Initialen „AB“, erhaben im Flachrelief.

Adeles Hände sind auf ungewöhnliche Art und Weise gefaltet, um einen entstellten Finger zu verstecken, für den sie sich schämte.

Die gesamte Fläche der Leinwand ist mit Blattgold und -silber bedeckt, was diesem reich verzierten Bild einen unvergleichlichen Schimmer und den primär zweidimensionalen Eindruck verleiht. Das kleine Fleckchen Grün unten links täuscht nur ansatzweise eine gewisse Bildtiefe vor. Allein Adeles Körper ist geprägt durch einen klaren Realismus – ein Markenzeichen von Klimts Porträts.

“Internationale Kunstausstellung” (International Art Show), Mannheim, 1907Neue Galerie New York

Das Gemälde wurde 1907 in Mannheim anlässlich der Internationalen Kunstausstellung präsentiert und 1908 bei der Kunstschau in Wien gezeigt. Die Reaktionen reichten von Begeisterung („Idol in einem goldenen Schrein“) bis hin zu missgünstigen Kommentaren (laut einem Kritiker: „Mehr Blech als Bloch“).

Adele Bloch-Bauer, ca. 1910Neue Galerie New York

Im Januar 1925 starb Adele im Alter von 43 Jahren an einer Meningitis. In ihrem Testament äußerte sie den Wunsch, ihr Porträt möge an die Österreichische Galerie, heute das Belvedere Museum, in Wien gespendet werden.

Bei der Invasion Österreichs durch die Nazis im März 1938 wurden die Besitztümer der Bloch-Bauers konfisziert. Ferdinand floh in die Schweiz. Bis zu seinem Tod im November 1945 versuchte er vergeblich, seinen Besitz wiederzuerlangen. In seinem Testament vermachte er sein Anwesen seinem Neffen und seinen beiden Nichten. Eine davon war Maria Altmann.

Neue Galerie Director Renée Price and President and Co-Founder Ronald S. Lauder with Maria AltmannNeue Galerie New York

Alle Anstrengungen der Familie Bloch-Bauer, ihr Vermögen zurückzubekommen, blieben bis zur Einführung des Kunstrückgabegesetzes im Jahr 1998 erfolglos. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit entschied ein Schiedsgericht im Januar 2006 schließlich zugunsten der Erben. Klimts Porträt „Adele Bloch-Bauer I“ wurde dann von der Neuen Galerie in New York erworben.

Gustav Klimt’s Portrait of Adele Bloch- Bauer I (1907) on display at Neue Galerie New YorkNeue Galerie New York

Es ist bis heute Teil einer dauerhaften Ausstellung dort.

Quelle: Alle Medien
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