Die Reise des deutsch-schweizerischen Malers Paul Klee

Entdecken Sie die Wechselfälle im Leben eines Künstlers, der zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts zählt

Von Google Arts & Culture

The Lamb (1920) von Paul KleeStädel Museum

Der deutsch-schweizerische Künstler Paul Klee (1879–1940) war Maler, Grafiker und Zeichner. Sein künstlerischer Werdegang war von vielen Höhen und Tiefen geprägt. Viele Jahre verbrachte er damit, mit Farben zu experimentieren, bis er seine Kunst perfektionierte. Aus diesem Grund lässt sich Klees umfangreiches Werk keiner einzelnen Kunstbewegung oder "Schule" zuordnen. Unablässig probierte er sich an verschiedenen Techniken und der Wirkung von Farbe und schreckte auch nicht davor zurück, die Regeln der akademischen Malerei zu brechen. In diesem Artikel wandeln wir auf Klees künstlerischen Spuren und beleuchten die Höhepunkte seines Schaffens.

Mit d. mauve Dreieck (1914/1914) von Paul KleeFranz Marc Museum - Kunst im 20. Jahrhundert

Von seinem Vater Hans Wilhelm Klee, einem professionellen Musiker und aktiven Musiklehrer, wurde Paul Klee die Musik in die Wiege gelegt und der Weg zu einer Musikerkarriere schon früh geebnet. Zwar blieb Klee zeit seines Lebens aktiver Hobbymusiker, doch in seinen späteren Jugendjahren entschied er sich für eine Karriere als bildender Künstler. Dies geschah teilweise aus Auflehnung gegen die Eltern, zu einem großen Teil aber auch, weil er modernen Kompositionen keine Bedeutung beimaß. Als ehrgeiziger Künstler strebte er nach der Freiheit, radikale Ideen und Stile zu erforschen.

Nachdem seine Eltern zögerlich ihre Einwilligung gegeben hatten, zog Klee 1898 nach München, um ein Kunststudium an der renommierten Akademie der Bildenden Künste aufzunehmen. Er fiel als hervorragender Zeichner auf, besaß jedoch kein natürliches Gespür für Farben. Paul Klee selbst sagte dazu: "Im dritten Winter dachte ich, dass ich das Malen wohl niemals lernen würde." Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, machte sich Klee im Oktober 1901 mit seinem Freund, dem Bildhauer Hermann Haller, auf eine achtmonatige Studienreise nach Italien auf. In Rom, Florenz und Neapel verbrachten die beiden Männer längere Zeit und studierten die Alten Meister vergangener Jahrhunderte.

Das litterarische Klavier (1918/1918) von Paul KleeFranz Marc Museum - Kunst im 20. Jahrhundert

Im Jahr 1905 lebte Klee wieder in seinem Elternhaus in Bern, wo er sich an neuen experimentellen Techniken ausprobierte. So zeichnete er zum Beispiel mit einer Nadel auf einer geschwärzten Glasscheibe. Zu dieser Zeit stellte Klee zum ersten Mal seine Kunstwerke aus. Dabei handelte es sich um die Serie Inventionen, elf Radierungen auf Zinkplatten, die groteske Figuren darstellen. Diese Erfahrung kommentierte Klee in seinem Tagebuch so: "Ich will mit meinen Radierungen relativ zufrieden sein, nur geht es so nicht weiter, denn ich bin kein Spezialist." Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, spielte Klee in dieser Zeit Geige im Orchester und schrieb Konzert- und Theaterrezensionen.

1906 heiratete Paul Klee die bayerische Pianistin Lily Stumpf. Bald darauf wurde Sohn Felix geboren. Neben gelegentlichen Konzertauftritten gab Lily in ihrem Haus in München Klavierunterricht, während sich Paul Klee um den Haushalt kümmerte und weiter an seiner künstlerischen Entwicklung arbeitete, die in den nächsten fünf Jahren jedoch nur langsam vorankam.

Durch einige Zufallstreffen erhielt Klees Karriere jedoch schon bald neuen Aufschwung. So machte er zum Beispiel die Bekanntschaft mit Alfred Kubin, einem österreichischen Grafiker und Illustrator, der Klee ermutigte, sich vermehrt mit grafischen Arbeiten zu beschäftigen. Kubin gefiel besonders Klees Hang zum Absurden und Sarkastischen und wurde zu einem frühen Sammler seiner Werke. Im Herbst desselben Jahres traf Klee dann schließlich auf die Künstler August Macke und Wassily Kandinsky und trat der Redaktionsgemeinschaft des von Kandinsky und Franz Marc gegründeten Almanachs "Der Blaue Reiter" bei.

Park (1914) von Paul KleeThe Museum of Fine Arts, Houston

Der Blaue Reiter war der Name eines Münchner Künstlerkollektivs, das verschiedene Kunstessays publizierte und unter dem gleichen Name gemeinsam ausstellte. Seine Mitglieder waren in ihrer Ablehnung gegenüber der Neuen Künstlervereinigung München vereint. Die Gruppe betrachtete die Prinzipien der Neuen Künstlervereinigung München als zu stringent und traditionell, obgleich Kandinsky selbst die Vereinigung 1909 ins Leben gerufen hatte.

Die im Almanach gezeigten Werke umfassten vor allem Primitiv-, Volks- und Kinderkunst sowie Naive Kunst – Bewegungen, die Klee schon immer besonders angezogen hatten. Die Publikation enthielt außerdem Beispiele afrikanischer und südpazifischer Kunst, japanische Zeichnungen, mittelalterliche Holzschnitte und Skulpturen aus Deutschland, ägyptische Marionetten und russische Volkskunst. Doch auch bekannte Künstler wie Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Paul Gauguin, und Henri Rousseau waren mit ihren Werken vertreten.

Obwohl Paul Klee eines der letzten Mitglieder war, dass sich dem Blauen Reiter anschloss, trugen seine Philosophien und praktischen Ansätze wesentlich zur Richtung der Gruppe bei. Durch das Arbeiten im Kollektiv öffnete sich Klee gegenüber moderner Farbtheorien. Eine Reise nach Paris im Jahr 1912 verstärkte dies. Dort kam er zum ersten Mal mit dem Kubismus und der "Absoluten Malerei" – ein früher Begriff für Abstrakte Kunst – in Berührung. Inspiriert von den kräftigen Farben in den Bildern von Robert Delaunay und den Werken Maurice de Vlamnicks, begann Klee eigene Farbexperimente in Form von blassen Aquarellen und primitiven Landschaftsbildern durchzuführen.

Mit der Gaslampe (1915) von Paul KleeLa Galleria Nazionale

Noch immer suchte Klee in seinen Bildern nach der Symbiose zwischen Form und Farbe. Der Durchbruch gelang ihm schließlich auf einer Tunesienreise mit August Macke und Louis Moilliet im Jahr 1914. Die Intensität des Lichts dort hinterließ bei ihm einen tiefen Eindruck. In sein Tagebuch schrieb er: "Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler."

Nach dieser Offenbarung löste sich Klee endgültig davon, die Welt auf natürliche Weise darzustellen und gab sich ganz der "kühlen Romantik der Abstraktion" hin. Zuhause angekommen schuf Klee mit dem aus farbigen Rechtecken und Kreisen bestehenden Im Stil von Kairouan sein erstes abstraktes Werk. Diese einfachen, abstrakten Formen bestimmten von nun an sein Schaffen. Kritiker verglichen sie mit Musiknoten, die Klee auf ganz eigene Art zu einer farbigen Symphonie arrangierte.

Ansicht von Kairuan (1914/1914) von Paul KleeFranz Marc Museum - Kunst im 20. Jahrhundert

Nachdem er endlich seinen eigenen Stil gefunden hatte, malte Klee unerlässlich, selbst während des 1. Weltkriegs, zu dem er zunächst als Soldat eingezogen wurde. Im Jahr 1917 wurde er dann zur bayerischen Fliegerschule in Gersthofen versetzt, wo er als Kassenwart eingesetzt wurde. Zu dieser Zeit verkauften sich seine Werk bereits sehr gut und von Kritikern wurde er als der beste aufstrebende Künstler Deutschlands gelobt.

1919 bewarb sich Klee erfolglos auf eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Zur selben Zeit unterschrieb er einen Dreijahresvertrag mit Kunsthändler Hans Goltz. Ausstellungen seiner Werke in dessen Galerie verhalfen Klee zu größerer Bekanntheit und kommerziellem Erfolg, allen voran durch eine 300 Werke umfassende Retrospektive im Jahr 1920.

The Lamb (1920) von Paul KleeStädel Museum

Als Nächstes führte Klees Weg ihn ans Bauhaus, wo er von 1921 bis 1931 blieb. Von 1919 bis zu ihrer Schließung 1933 wurde an dieser deutschen Kunstschule Handwerk in Kombination mit bildenden Künsten gelehrt. Einflüsse dieses revolutionären Designansatzes finden sich bis heute auf der ganzen Welt. Als Meister für Formlehre unterrichtete Klee am Bauhaus Buchbinderei sowie Glas- und Wandmalerei.

Im Jahr 1922 nahm Klees Weggefährte Wassily Kandinsky ebenfalls eine Lehrstelle am Bauhaus an. Zusammen mit Lyonel Feininger und Alexej von Jawlensky gründeten sie 1923 "Die Blaue Vier". Zwei Jahre später reiste das Quartett in die USA, wo es Vorlesungen hielt und ausstellte. Klees erste Soloausstellung in Paris im selben Jahr stieß auf große Begeisterung unter den französischen Surrealisten.

Nach zehn Jahren am Bauhaus trat Klee 1931 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an. Doch schon zwei Jahre später, nachdem er in einem nationalsozialistischen Blatt diffamiert und seine Wohnung von der Gestapo durchsucht worden war, wurde er aus seiner Lehrstelle entlassen. Zusammen mit seiner Familie emigrierte Klee 1933 in die Schweiz. Den Denunzierungen und Drohungen der Nationalsozialisten zum Trotz erreichte Klees Karriere in dieser Zeit seinen Höhepunkt und er stellte in London und Paris aus.

Fish Magic (1925) von Paul Klee, Swiss, 1879 - 1940Philadelphia Museum of Art

Mit knapp 500 Werken war das Jahr 1933 für den Künstler außerordentlich produktiv. Am Ende des Jahres zeigten sich bei Klee jedoch die ersten Symptome einer Krankheit, die später als die Autoimmunerkrankung Sklerodermie diagnostiziert werden sollte. Sein Gesundheitszustand schränkte ihn bald so sehr ein, dass er im Jahr 1936 nur noch 25 Gemälde fertig stellte. Ein Besuch von Kandinsky und Pablo Picasso, den er in Paris kennengelernt hatte, lösten bei Klee jedoch neuen Tatendrang aus und so vereinfachte er seine Technik so, dass sie ihm erlaubte, weiter zu malen. Dieser Schaffensphase ist es zu verdanken, dass Klee im Jahr 1939 über 1.200 Werke schuf.

Diese seine Spätwerke unterscheiden sich von früheren Arbeiten durch dickere Linien und vorwiegend geometrische Formen mit wenigen jedoch größeren Farbflächen. Sein Farbspektrum blieb vielfältig und er wählte Farben, die seine verschiedenen Gemütslagen, die zwischen Optimismus und Pessimismus wechselten, widerspiegelten.

Forest Witches (1938) von Paul KleeFondation Beyeler

Paul Klee starb im Juni 1940 im schweizerischen Muralto im Bezirk Locarno. Obwohl Klee in der Schweiz geboren worden war, erlangte er bis zu seinem Tod nicht die Schweizer Staatsbürgerschaft. Die zuständigen Behörden hatten seine Kunst bis zu diesem Zeitpunkt als zu revolutionär empfunden. Sie genehmigten seinen Antrag auf Staatsbürgerschaft schließlich sechs Tage nach seinem Tod.

Der Nachlass Paul Klees umfasst etwa 9.000 Kunstwerke und kunsttheoretische Schriftstücke, darunter auch die Schriften zur Form- und Gestaltungslehre, ein Werk in zwei Bänden, das Vorlesungen aus seiner Zeit am Bauhaus und weitere Abhandlungen zur modernen Kunst enthält. Sein Vermächtnis hat Generationen von Künstler gelehrt, motiviert und inspiriert. Auf seinem Grabstein ließ Felix Klee folgende Worte seines Vater eingravieren: "Diesseitig bin ich gar nicht fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei den Toten, wie bei den Ungeborenen. Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich. Und noch lange nicht nahe genug."

Signs In Yellow (1937) von Paul KleeFondation Beyeler

Quelle: Alle Medien
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