Durch umfangreiche Restaurierungsleistungen gelang es in den letzten 30 Jahren in Rheinsberg einen bekannten Ort preußischer Geschichte und eines der schönsten Schlösser im Land Brandenburg zurückzugewinnen. Die Ausstellung illustriert Wegmarken seiner Geschichte und dokumentiert mit Vorher-Nachher-Fotografien die Wiederherstellung der Schlossanlage.
Blick über den GrienerickeseeRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Schloss Rheinsberg liegt im Norden des Landes Brandenburg am Ufer des Grienericksees. Hier verbinden sich Natur, Architektur und Kunst zu einem harmonischen Ensemble, von dem bis heute ein besonderer Zauber ausgeht.
Als Landsitz des preußischen Thronfolgers Friedrich (II.) und seines Bruders, Prinz Heinrich, entwickelte sich Rheinsberg im 18. Jahrhundert zu einem Ort neuer Ideen und weitreichender Netzwerke. Darauf folgten Jahre der Vernachlässigung und einer Nutzung als Sanatorium.
Mit seiner Eröffnung als Museumsschloss im Mai 1991 konnten die Bemühungen um eine denkmalgerechte Erhaltung fortgesetzt und intensiviert werden. Gemeinsam mit der Musikakademie Rheinsberg, der Kammeroper Schloss Rheinsberg und dem Kurt Tucholsky Literaturmuseum mit der Galerie zeitgenössischer Kunst findet der ehemalige „Musenhof“ inzwischen wieder überregionale Beachtung und lockt jährlich tausende Besucher an.
Ansicht von SüdwestenRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Das umfangreiche Bau- und Restaurierungsprogramm, das nach 1991 starten konnte, umfasste nicht nur Arbeiten am und im Schloss, sondern erstreckte sich auch auf die Nebengebäude und den Garten. Blick von Südwesten auf das Schloss mit seinen in den späten 1990er Jahren restaurierten Fassaden. Unter dem Gebot der Erhaltung noch vorhandener Reste originaler Putz- und Stuckflächen wurden die Fassaden wiederhergestellt und neu gestrichen. Der ockerfarbene Kalkanstrich entspricht dem Erscheinungsbild des Gebäudes um 1790.
Ansicht der Seeseite (1987)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Auch wenn nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zeit der Umnutzung des Schlosses als Sanatorium folgte, hielt die institutionelle Denkmalpflege stets ihre schützende Hand über das einzigartige Bau- und Gartenensemble. Im Vordergrund stand dabei die Konservierung historischer Substanz im und am Schloss, denn der Sanatoriumsbetrieb führte zu erheblichen Eingriffen. Vieles wurde überlagert und verdrängt, aber nur Weniges restlos vernichtet.
Stadtseitige Ansicht von NordostenRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Die Geschichte des Schlosses Rheinsberg begann bereits im 13. Jahrhundert. Damals stand hier eine Wasserburg, die später zu einem Renaissanceschloss umgebaut worden war. König Friedrich Wilhelm I. kaufte dieses Anwesen im Jahr 1734 für seinen ältesten Sohn, den Thronfolger Friedrich (II.), der im nahe gelegenen Neuruppin ein Regiment befehligte.
Friedrich (II.) als Kronprinz (around 1735) by Georg Wenzeslaus von KnobelsdorffRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Im Sommer 1736 bezogen der damals 24-jährige Kronprinz Friedrich und seine Frau Elisabeth Christine, eine Prinzessin von Braunschweig-Bevern, ihren neuen Landsitz. Nach den harten Jahren der Auseinandersetzungen mit seinem Vater konnte Friedrich nun endlich ein relativ unabhängiges Leben führen, das ihm Gelegenheit bot, eigenen Gedanken und persönlichen Neigungen nachzugehen. Schon früh hatte er Rheinsberg als „mein Sanssouci“ bezeichnet. Am Lebensende resümierte er, hier die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht zu haben.
Großer Saal (Spiegelsaal)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
In Rheinsberg begann die Entwicklung des friderizianischen Rokokos, das nur wenige Jahre später im Schloss Charlottenburg und vor allem im Schloss Sanssouci seinen künstlerischen Höhepunkt finden sollte. Die wegweisenden Dekorationen entstanden nach Entwürfen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der zum Rheinsberger Freundeskreis des Kronprinzen gehörte.
Prinz Heinrich von Preussen (1778) by Anton GraffRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Nach seinem Regierungsantritt 1740 und der Entscheidung, Potsdam zur Sommerresidenz auszubauen, schenkte Friedrich II. 1744 Rheinsberg seinem jüngeren Bruder, dem Prinzen Heinrich von Preußen. Der als Feldherr, Politiker und Diplomat geachtete Prinz schuf in den 50 Jahren, die er hier lebte, einen bedeutenden Musenhof und prägte Schloss und Garten nachhaltig. Rheinsberg entwickelte sich neben Berlin und Potsdam zu einem Zentrum der Künste.
Lange KammerRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Im Schloss ließ Prinz Heinrich ganze Zimmerfluchten in neustem Geschmack umgestalten. Dabei wurden nicht nur die Dekorationen, sondern auch die Größe und die Anordnung der Räume verändert. Die Lange Kammer entstand aus der Zusammenlegung zweier kleinerer Gemächer aus der Kronprinzenzeit.
BibliothekRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Die ständig wachsende Büchersammlung des Prinzen wurde in einem der beiden 1785 angebauten Pavillons untergebracht. Die hier ausgestellten Bildnisse und Büsten gelehrter Persönlichkeiten gehören zur ursprünglichen Ausstattung dieser Bibliothek.
Eingang zum SchlosshofRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Nach dem Tod des Prinzen Heinrich 1802 blieben Schloss und Park im Besitz des Königshauses. Es wurde von nun an nur noch selten bewohnt. Der größte Teil der Einrichtung wurde verkauft oder nach Berlin und Potsdam überführt. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss als Kunstschutzdepot. Im Mai 1945 von Truppen der Roten Armee besetzt, begannen alsbald Abtransporte von Kunstwerken und Inventarstücken in die Sowjetunion.
Eingang zum Sanatorium (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Nach 1945 wurde das Schloss als Kinderheim bzw. als Lehrlingswohnheim genutzt. Es gab auch Überlegungen zur Einrichtung einer Polizeischule. 1949 begannen die Vorbereitungen zur Einrichtung eines Genesungsheimes. Von 1953 bis zum März 1991 befand sich im Schloss, im Kavalierhaus und im Marstall ein Diabetikersanatorium mit 170 Kurplätzen. Die Schlossräume mussten substanzielle Eingriffe über sich ergehen lassen, um ihrer neuen Funktion gerecht zu werden. Unter erschwerten Bedingungen sorgte das Institut für Denkmalpflege der DDR in diesen Jahren mühevoll für den Erhalt des besonders schützenswerten Schloss- und Parkensembles.
Ansicht des Nordflügels (1993)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Blick auf die Nordseite des Schlosses um 1993. Auf dieser Seite befand sich der Eingang zur Braunkohlefeuerungsanlage, die in den 1950er Jahren für das Sanatorium in der ehemaligen Schlossküche eingebaut worden war. Dafür nutzte man die frühere Kastellanswohnung im Erdgeschoss als Küche für den gesamten Kurbetrieb. Für den Anlieferungsverkehr war die Fläche vor dem nördlichen Schlossflügel mit Betonplatten befestigt worden.
Großer Saal (Spiegelsaal)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Der Spiegelsaal, auch Großer Saal genannt, nimmt die ganze Breite des Nordflügels ein und erhält seine lichtdurchflutete Raumwirkung durch die hohen Fenster an den beiden Längsseiten und an der Seeseite im Westen. Das hereinfallende Licht erfährt eine Steigerung durch die Spiegelflächen an den Fensterpfeilern und über den Kaminen. Der Saal ist ein frühes Meisterwerk des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
Apoll vertreibt die Finsternis (1740) by Antoine PesneRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Das 1740 vom Maler Antoine Pesne signierte Deckengemälde mit Blumenmalereien von Augustin Dubuisson „Der Tag vertreibt die Finsternis“ wurde wiederholt als Allegorie auf den bevorstehenden Regierungsantritt des Kronprinzen Friedrichs (II.) verstanden.
Großer Saal (Spiegelsaal) (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Der Spiegelsaal diente dem Sanatorium als Veranstaltungsraum, wobei der Besuch der dort stattfindenden Konzerte auch für Gäste von außerhalb möglich war. Nach 1945 waren die Spiegelflächen und Marmorkamine entfernt worden. Doch schon in den 1950er Jahren begannen unter denkmalpflegerischer Aufsicht erste Maßnahmen zur Wiederherstellung des originalen Raumeindrucks. Der 1956 eingebrachte Parkettboden war ein Zugeständnis an die teilöffentliche Nutzung. Die Dielung aus der Kronpinzenzeit blieb darunter erhalten und konnte 2012 wieder freigelegt werden.
HaupttreppenhausRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Blick in das 1991 bis 1995 restaurierte Haupttreppenhaus, das im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut wurde. Raumprägend ist der von zwei Karyatiden (weibliche Figuren in der Architektur, die die Last eines Bauteils tragen) gestützte Bogen über dem Treppenaufgang. Er gehört zu einer Raumfassung, die 1769 nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans d. Ä. ausgeführt worden war. Da die dazugehörige illusionistische Wand- und Deckenmalerei nur fragmentarisch erhalten ist, wiederholt die heute sichtbare Fassung einen Zustand des Raumes aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Haupttreppenhaus (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Zustand des Haupttreppenhauses zur Zeit der Auflösung des Sanatoriums 1990. Deutlich sind die Spuren der jahrelangen Fremdnutzung zu sehen. Die Wände waren mit Leimfarbe, Latex, die Sockel mit Ölfarbe überstrichen; die Deckenrosetten durch die Anbringung von Lampen teilweise zerstört worden. Nach der Aufnahme des aus den 1960er Jahren stammenden Parkettbodens musste nach 1991 dringend für die Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Deckenkonstruktion gesorgt werden.
Schlafkammer des Prinzen HeinrichRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Die Schlafkammer des Prinzen Heinrich entstand 1786. Nicht nur die Gestaltungsidee brachte der Prinz vermutlich von einer Reise nach Frankreich mit, auch die kostbare textile Wandbespannung aus einem Seidengewebe (Lampas) mit blauem Grund war ursprünglich in Lyon hergestellt worden.
Der Rapport zeigt in Gelb und Weiß eingewebte Spitzenbänder mit Blumenvasen und Papageien. Die Tapete ist eine Rekonstruktion, die 2001 in einer französischen Manufaktur nachgewebt wurde.
Die Schlafkammer des Prinzen Heinrich gehört zu den ersten frühklassizistisch gestalteten Schlossräumen in Preußen. Charakteristisch dafür sind die Deckenfelder mit ihren perspektivisch gemalten Kassettierungen und die Arabeskenmalereien mit antikischen Motiven auf den Wandtäfelungen.
Speiseraum im Sanatorium (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Während der Nutzung als Sanatorium gehörte die ehemalige Schlafkammer zu denjenigen Räumen, in denen die Kurgäste ihre Mahlzeiten einnahmen. Im Bereich des Alkovens befand sich später auch die Essensausgabe.
Die historische Wandbespannung ging vermutlich schon kurz nach 1945 verloren, während die hölzernen Säulen, die Decken- und Wandfassung sichtbar erhalten blieben. Für die neue Nutzung wurde ein Fenster im Alkoven eingebrochen.
Auch die frühklassizistischen Wandfassungen wurden nicht vernichtet und in Teilen bereits in den 1970er Jahren konserviert.
Schlafkammer in der FerdinandswohnungRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Die sogenannte Schlafkammer des Prinzen Ferdinand gehört zu einer Raumabfolge, die nach 1767 nach Entwürfen von Carl Gotthard Langhans d. Ä. neugestaltet wurde. Zunächst als Appartement für seine (ungeliebte) Gemahlin gedacht, überließ Prinz Heinrich nach dem ehelichen Zerwürfnis diese Wohnung seinem jüngeren Bruder Ferdinand als Logis bei dessen häufigen Besuchen in Rheinsberg.
In der Schlafkammer haben sich aus dieser Zeit die Wandvertäfelungen mit einem aufgemalten Rautenmuster auf silberfarbenem Grund, der versilberte Deckenstuck und der Marmorkamin erhalten. Im Zuge der umfassenden Restaurierung konnte der Raumeindruck wiederhergestellt werden.
Schlafkammer in der Ferdinadswohnung (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Bis Dezember 1990 diente dieser Raum als Schlaf- und Aufenthaltszimmer für Patienten. Die Türöffnungen der historischen Enfilade (barocke Zimmerflucht, deren Türen in einer geraden Achse liegen) wurden verbaut bzw. verstellt. Dafür entstanden Türdurchbrüche zum Flur.
Bei der Wiederherstellung als musealer Schlossraum wurden die nachträglichen Wanddurchbrüche wieder geschlossen und die alte Türflucht geöffnet. Es erfolgte der Rückbau der in den Patientenzimmern vorhandenen gewesenen Waschbecken, deren Nutzung deutliche Spuren hinterlassen hatten. Die Wandoberflächen wurden ergänzt und restauriert.
Behandlungsraum für die Kurgäste (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Zu den Behandlungszimmern, u.a. für physiotherapeutische Anwendungen, gehörten auch zwei mit alten Kreuzgratgewölben überspannte Räume im Erdgeschoss. Sämtliche Wandoberflächen hatte man hier nach 1950 mit Leim-, später Latex- und Ölfarben überstrichen. Die Fußböden waren mit Holzestrich und PVC-Belag bzw. mit Fliesen auf Betonestrich überdeckt. Die intensive Nutzung als Behandlungsräume ließ kaum noch Hoffnung, etwas von den einst hier existierenden Raumgestaltungen wiederzufinden.
Gewölbte Kammer (Antikenraum)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Erste Untersuchungen 1993 brachten Gewissheit, dass sich die illusionistische Malerei unter den Wandanstrichen erhalten hatte. Große Verluste gab es nur an den gefliesten Wandflächen im benachbarten Grottenraum und im Bereich verlegter Elektroleitungen. Der nachträgliche Farbauftrag konnte im Zuge der 2001 eingeleiteten Restaurierung mittels Dampfstrahlgerät und Abbeizer mühsam entfernt werden. Unter dem Estrich wurde der originale Holzfußboden geborgen und restauriert. In den wenig begangenen Randpartien zeigen sich noch Reste der ursprünglichen Bemalung der Dielenbretter, die einen Marmorboden vortäuschen sollte.
Chinesische KammerRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Im Erdgeschoss des Schlosses richtete sich Prinz Heinrich um 1790 eine Sommerwohnung ein, in der er sich am Lebensende bevorzugt aufhielt. Drei Räume dieser Wohnung waren mit chinesischen Papiertapeten ausgestattet. Nur eine davon blieb original in situ erhalten.
Sie zeigt verschiedene blühende Bäume mit Vögeln und Insekten.
Wenn auch die ursprüngliche Farbenpracht der Tapete im Laufe der Zeit verloren ging, so lässt sich doch der Raumeindruck des späten 18. Jahrhunderts erahnen. Die chinesische Papiertapete wurde mit großem Aufwand restauriert. Der einst weiße Hintergrund ist durch Alterung, Licht- und Feuchteschäden sowie durch das grüne, aus Malachit hergestellte kupferhaltige Pigment für die Blätter der Blütenbäume stark verbräunt.
Behandlungsraum (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Es grenzt an ein Wunder, dass die überaus fragile Papiertapete erhalten blieb. Das Sanatorium nutzte die Chinesische Kammer als Schwesternzimmer und Behandlungszimmer.
Kamin in der Chinesischen Kammer (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Auch der ursprüngliche Kamin verblieb in der Chinesischen Kammer. Der größte Teil der historischen Kamine war nach 1945 aus den Schlossräumen entfernt worden. Zum Glück konnten jedoch ganze Kamine oder Bruchstücke davon im Garten, in Uferzonen, unter Betonplatten oder in Fußbodenschüttungen wiedergefunden, restauriert, ergänzt und an ihre alten Standorte zurückversetzt werden.
Schlafkammer in der SommerwohnungRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Zu den geretteten Kaminen gehört der Marmorkamin in der Schlafkammer der Sommerwohnung, der aus originalen Bruchstücken wieder zusammengesetzt und ergänzt werden konnte. Dieser Kamin entstand bereits um 1737 nach einem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und wurde später in die frühklassizistisch gestaltete Schlafkammer integriert.
Nach umfangreichen Bau- und Restaurierungsmaßnahmen konnte die Schlafkammer zur Ausstellung „Prinz Heinrich von Preußen. Ein Europäer in Rheinsberg“ 2002 erstmals wieder den Museumsbesuchern gezeigt werden. Die beiden hölzernen Säulen, die den Alkoven vom übrigen Raum trennen, die textile Wandbespannung und der Parkettfußboden mussten rekonstruiert werden. Der Verbleib der beiden hier noch bis 1945 vorhanden gewesenen Bettstellen ist unbekannt. Der größte Teil der Gemäldeausstattung wurde schon nach dem Tode des Prinzen verkauft.
Röntgenraum (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Bis 1991 wurde die Schlafkammer vom Sanatorium als Röntgenraum genutzt.
MuschelsaalRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Der Muschelsaal ist neben dem älteren Spiegelsaal der zweite große Festsaal im Schloss. Er entstand 1769 nach einem Entwurf von Carl Gotthard Langhans d. Ä. Der damals noch junge und wenig bekannte Baumeister aus Breslau schuf für den Prinzen Heinrich hier ein frühes Raumkunstwerk des beginnenden Klassizismus in Preußen. 25 Jahre später errichtete Langhans sein berühmtestes Bauwerk: das Brandenburger Tor in Berlin.
Seine Bezeichnung erhielt der Saal von den an der Decke und den Wänden dekorativ zusammengestellten Buketts aus Schneckengehäusen und Muscheln aus verschiedenen Meeresregionen der Welt. Ziel der 2017 abgeschlossenen Restaurierung des Saals war die weitgehende Wiederherstellung des ursprünglichen Raumeindrucks. Dabei konnte auch die bauzeitliche Farbigkeit der Decke freigelegt und die ursprüngliche Polimentvergoldung der Stuckaturen restauriert werden.
Nach einer umfangreichen statischen Ertüchtigung der Zwischendecke zum Erdgeschoss konnte das bauzeitliche Tafelparkett dank eines kleinen erhaltenen Restes unter dem Ofen und der Auswertung von historischen Fotoaufnahmen rekonstruiert werden. Wesentlich für den harmonischen Gesamteindruck war die Ergänzung und Restaurierung der Stuckmarmorwände.
Muschelsaal (1990)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Mit der nach 1945 einsetzenden Nutzung des Schlosses als Sanatorium war auch der Muschelsaal in Mitleidenschaft gezogen worden. In dem nun als Speisesaal für Kurgäste genutzten Raum wurde in den 1960er Jahren der alte Holzfußboden durch ein modernes Stabparkett ersetzt. Die Spiegelglasflächen und Spiegelrahmen gingen verloren. Fehlstellen im Marmorstuck der Wände entstanden unter anderem durch die Montage von Heizkörpern.
Theaterruine am Kavalierhaus (1991)Rheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Das ebenfalls zwischen 1950 und 1990 vom Sanatorium genutzte Kavalierhaus der Schlossanlage Rheinsberg ist seit 1991 Sitz der Musikakademie Rheinsberg sowie der Kammeroper Schloss Rheinsberg.
Das 1774 errichtete, ab 1802 nicht mehr bespielte Theater, das 1945 beim Einmarsch der Roten Armee durch Beschuss beschädigt wurde, überstand die Zeiten als Ruine. Der gänzliche Abriss wurde durch Einspruch der Denkmalpfleger 1959 verhindert. Dank einer Sonderfinanzierung konnte das Schlosstheater als Spielstätte der Musikeinrichtungen bis 1999 neu erstehen.
Kavalierhaus und SchlosstheaterRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Das nur äußerlich in seiner historischen Ansicht wiederaufgebaute Theater erhielt einen neuen, funktional gestalteten Innenraum mit moderner Bühnentechnik. Am 30. Dezember 1999 fand seine feierliche Wiedereröffnung mit der Uraufführung der Oper „Kronprinz Friedrich“ von Siegfried Matthus statt. Seither sind hier wie vor 200 Jahren wieder regelmäßig Theater- und Konzertveranstaltungen zu erleben.
Blick auf den KlingenbergflügelRheinsberg Palace, Prussian Palaces and Gardens Foundation Berlin-Brandenburg
Die Schlossanlage Rheinsberg erlebte in den Jahren 1991 bis heute eine so umfassende Phase tiefgreifender Erhaltungs- und Wiederherstellungsarbeiten wie seit dem Tod des Prinzen Heinrich 1802 nicht mehr. Dass die Besucher heute erneut von der besonderen Atmosphäre dieses Ortes verzaubert werden, ist vielen Mitstreitern, Denkmalpflegern, Restauratoren und Handwerkern, starken Partnern und großzügigen Sponsoren zu verdanken.
Impressum
Kuratorinnen: Franziska Ratajczak/Claudia Sommer
SPSG
Bildnachweis:
© SPSG, Foto: Leo Seidel/Manfred Hamm/Detlef Fuchs/Roland Handrick/Wolfgang Pfauder/Daniel Lindner und Wolfgang Bittner (mit freundlicher Genehmigung des Bildautors)
©Bildarchiv Foto Marburg, Foto: Andreas Lechtape