Die Geschichte des Jenisch Hauses
Das Jenisch Haus steht auf dem Gebiet im Tal der Flottbek am Elbufer westlich von Hamburg, das der Hamburger Großkaufmann Caspar Voght (1752-1839) durch Ankäufe von fünf verschiedenen Bauernhöfen seit 1785 zu einer großen Gutswirtschaft zusammengeschlossen hatte. Vorbild war ihm das Gut „The Leasowes“ bei Shrewsbury in Shropshire, England, das als neues Ideal der „ornamented farm“ gepriesen war: Nicht allein praktischer Nutzen, sondern ebenso harmonische, erfreuliche Gestaltung sollte das Ziel landwirtschaftlicher Anlagen sein.
Jenisch Haus Jenisch Haus (1831/1834) von Franz Gustav Forsmann (1795-1878) und Karl Friedrich Schinkel (1782-1841)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Nach dem großen Brand Hamburgs von 1842 fielen dem Senator Jenisch in seinem Amt nachhaltige, wichtige Entscheidungen zur Neubebauung der Brandflächen zu. Durch seinen Status versammelten sich in seinem Umfeld illustre Gäste aus der ganzen Welt: Herrscher und Würdenträger ersten Ranges, Dichter und Denker. Das Landhaus diente als großzügig repräsentativer Rahmen.
Jenisch hatte den Rat des Vorbesitzers befolgt und für den Bau die höchste Stelle im Südteil des Voghtschen Gutsparks gewählt, von der aus die Aussicht auf die Elbe am schönsten ist. Der heutige Jenischpark ist also der noch weitgehend erhaltene größte Teil des Voghtschen Parks.
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Franz Gustav Forsmann (1795-1878) erhielt 1828 den Auftrag für Bauentwürfe. Das Haus sollte große Tür- und Fensteröffnungen aufweisen, damit die ländliche Umgebung stets gut sichtbar blieb. Seine Entwürfe richteten sich nach den Vorbildern der entlang der Elbchaussee von dem dänischen Architekten Christian Frederik Hansen entworfenen Landhäuser.
Jenisch reichte diese Entwürfe dem damals weithin geschätzten preußischen Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel (1782-1841) nach Berlin zur Begutachtung ein. Dieser lieferte im Jahre 1829 Gegenentwürfe, die sich an seine Konzeption des Schlosses Glienicke an der Havel anlehnten.
Insgesamt ist für das 1831-1834 gebaute und eingerichtete Haus eine Verschmelzung der Pläne beider Architekten über nahezu quadratischem Grundriss zustande gekommen, ein Zeugnis für den reifen Klassizismus.
Der Rundgang durch das Erdgeschoss
Die Eingangshalle vereint zahlreiche plastische Arbeiten, die sich in die klassizistisch klare und kühle Architektur von Windfang, Vestibül und Treppenhaus gut einfügen.
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Die freiplastische Skulptur „Der Fischer“ von 1887 aus Carrara-Marmor stammt von dem Altonaer Bildhauer Johannes Uhde. Inspiriert von der Ballade „Der Fischer“ von Johann W. von Goethe aus dem Jahre 1778, ist sie die bildhauerische Umsetzung einer Verszeile. Ursprünglich für das Donner Schloss gearbeitet, kam die Skulptur als Geschenk des Freiherrn Conrad Hinrich K. von Donner zunächst in das Altonaer Museum, später ins Jenisch Haus.
Uhde fertigte zunächst ein kleines Modell, welches er später in Lebensgröße ausarbeitete. Der Marmorblock kam aus Italien und wurde vom Künstler in Dresden verarbeitet.
Inspiriert von der Ballade „Der Fischer“ von Johann W. von Goethe aus dem Jahre 1778, ist sie die bildhauerische Umsetzung der vorletzten Verszeile „…halb zog sie ihn, halb sank er hin…“.
Im Windfang des Hauses befinden sich die Tondi „Der Tag“ und „Die Nacht“, zwei Gipsabgüsse nach den um 1815 entstandenen Marmororiginalen von Bertel Thorvaldsen.
In der griechischen Mythologie war Nyx (Nacht) eine der ersten Mächte der Welt und brachte zusammen mit Erebos (Finsternis) Aither (Himmel/Luft) und Hemera (Tag) hervor.
Der „Alexanderzug“ entstand für einen Saal des Quirinalpalastes, als der Besuch Napoleons I. (1769-1821) in Aussicht stand. Dieser Besuch kam jedoch nicht zustande und Napoleon entschädigte den Künstler mit dem Auftrag, den Fries in Marmor für Sainte-Marie-Madeleine in Paris auszuführen.
Napoleons Sturz verhinderte die Abnahme des Marmorfrieses, so dass ihn der Graf Giovanni Battista Sommariva (1762-1826) um 1826 in seiner Villa Carlotta am Comer See unterbrachte.
Das 1811/12 für den Rombesuch Napoleons angefertigte Originalgipsmodell blieb in der Sala della Marchesa auf dem Quirinal.
Gipsabgüsse vom Originalmodell kamen in größerer Zahl in den Handel und gelangten auch nach Hamburg, z. B. in das Haus der Familie Abendroth.
Spiegel mit Konsoltisch Spiegel mit Konsoltisch (1780) von unbekanntJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Ein ganz besonderes Stück im Jenisch Haus ist dieser Spiegel um 1780, weiß gefasst mit vergoldetem Schnitzwerk.
Der Spiegel mit Konsoltisch stellt Polyhymnia, die Muse des Tanzes und der Pantomime, dar.
Die Konsole wurde Ende des 18. Jh. hergestellt. Sie ist weiß gefasst mit vergoldetem Schnitzwerk und einer rötlichen Marmorplatte.
Die drei Panneux
Im heutigen Kassenraum, einst das Entrée-Zimmer, befinden sich drei Gemälde. Die drei von insgesamt fünf Panneaux aus dem Jahre 1806, gefertigt von Ludwig Philipp Strack (1761-1836), befinden sich an der Nordwand des Raumes.
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Sie zeigen die Szenen „Anienetal bei Tivoli“, „Ruinen von Taormina“ und „Cascatelli bei Tivoli“.
Neben den Panneux am Fenster aufgestellt ist die Marmorskulptur „Rebecca“ von dem in Florenz tätigen Bildhauer Girolamo Masini aus dem Besitz der Familie Jenisch.
Die Geschichte von Rebekka am Brunnen steht im 1. Buch Mose des Alten Testaments. Abraham ließ für seinen Sohn Isaak die Großnichte Rebekka aus der alten Heimat holen, da Isaak keine der heidnischen Kanaaniterinnen heiraten sollte. Die Szene, wie Abrahams Bote an einem Brunnen die Auserwählte fand – es war die, die ihm zu Trinken gab – wurde in der Kunstgeschichte häufig dargestellt.
Eutiner Ofen oder Tischbein-Ofen Eutiner Ofen oder Tischbein-Ofen (nach 1820 (stand ursprünglich in einem Haus an der Palmaille, Einbau ins Jenisch Haus vor 1957)) von Eutiner WerkstattJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Der sogenannte „Eutiner Ofen“ besteht aus weißen Glasurkacheln und gelb-braunen/beige-ockerfarbenen Ornamentkacheln mit Motiven aus dem Sagenkreis des griechischen Altertums.
Als Mittelbild wurde die antike Darstellung einer Abschiedsszene eines Kriegers gewählt. Dieser beliebte Topos ist Symbol für ruhmhaften Tod oder Memento mori. Der Skorpion als Symbol für martialische Kraft kommt als Attribut bei den Helden Hektor und Achilles vor, insofern könnten hier beide Abschiede der Helden dargestellt sein. Allgemein ist der Skorpion ein Symbol für Vergänglichkeit und Auferstehung, aber auch für Unheil, Tod und Veränderung.
Bekrönt ist der Ofen von einer Kylix-Fußschale mit Handhaben in Form von Widderköpfen. Die gemalte florale Ornamentik findet man bereits auf antiken Vasen. Der Künstler Tischbein war fasziniert von der griechischen Malerei und insbesondere von der floralen Ornamentik. Er hat das Rankenwerk für sich adaptiert und zu seinem Erkennungsmerkmal gemacht, bekannt auch als „Tischbeinranke“.
An der Decke befindet sich ein gläserner Briati-Leuchter, ein Glasarmleuchter, der etwa Mitte des 18. Jhds. in der Werkstatt des Joseph Pallme hergestellt wurde. Der aufwändige Produktionsprozess macht diesen Leuchter zu einem besonderen Stück.
Leuchter mit Briati-Armen Leuchter mit Briati-Armen (1760/1765) von Werkstatt Joseph PallmeJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Die Besonderheit, die sechsteilige Rillung der Arme bei diesem Leuchter wurde erzielt, indem der Glasmacher die für den Arm erforderliche Glasmenge in eine Form aus Eisenguss drückte, die die Rillen als Negativ enthält. Darauf wurde der Glasposten durch den Gehilfen mittels einer Zange erfasst und auf die erforderliche Länge und Stärke ausgezogen und leicht gedreht. Auf einem Holzbrett wurde die noch zähe Glasstange um zwei aufgenagelte Holzklötze in die S-Form gebogen. Inzwischen formten zwei andere Gehilfen die Kerzenhülle, die nun mittels eines Tropfens sehr weichen Glases auf den Glasarm geschmolzen wurde.
Unterer Elbsalon
Der Saal ist von seiner Lage und Konzeption her ein Gartensaal. In der Landhausarchitektur des 19. Jahrhunderts war er der wichtigste Raum. Mit drei fast raumhohen Fenstertüren richtet er sich zur Portikus an der Südseite des Hauses. Die Fenstertüren gestatteten sowohl den von Säulen gerahmten Ausblick in den Park als auch den Austritt auf die Terrasse ins Freie.
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Der große Fries an den Wänden des Salons geht auf den erst 1821 entdeckten Palmettenfries von der Nordtür des Erechtheion auf der Akropolis in Athen zurück.
Das aus dunkelgrün gefasstem sowie vergoldeten Holz gefertigte Sofa und die Stühle mit Sphingenfiguren an den Armlehnen und gebogener Rückenlehne gehen auf einen Entwurf von „Percier & Fontaine“ zurück. Charles Percier war ein französischer Architekt und Raumausstatter, der auch beispielsweise die Ausstattung des Schlosses Malmaison beauftragt war sowie im Ersten Kaiserreich mit der Errichtung des Arc de Triomphe du Carrousel in Paris.
Der Bronzekronleuchter (Paris, um 1795) über der Sitzgruppe ist aus dem Baurschen Haus übernommen.
Spiegel über dem Marmorkamin (1829)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Jenisch hat den Marmorkamin und den darüber befindlichen großen, schwarz und gold gefassten Spiegel vermutlich 1829 in Florenz erworben. Der Spiegel hatte zum einen eine ästhetische Funktion, denn er erweiterte durch das Spiegelbild des Gartens den Außenbereich des Hauses ins Innere des Gebäudes und reflektierte zudem den Kerzenschein am Abend. Zum anderen vermittelt er auf subtile Art und Weise den Reichtum des Bauherrn. Spiegelglas war auch noch im 19. Jahrhundert recht teuer.
Kopie der Statue Venus von Medici (ca. 1880) von unbekanntJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Links neben dem Kamin befindet sich eine Kopie der antiken Statue der Venus von Medici, die in Italien um 1880 geschaffen wurde und aus dem Besitz von Adolph Godeffroy, der vorsitzende Direktor der Hapag, stammt.
Die Venus de Medici ist eine der berühmtesten Antiken Roms, dort in den 1630er Jahren wiederentdeckt und nach den späteren Besitzern, der Familie Medici, benannt. Die eigentlich im 2. Jh. gefertigte lebensgroße Marmorskulptur ist eine Kopie der bereits aus dem 1. vorchristlichen Jh. stammenden griechischen Bronzeskulptur. Dargestellt war ursprünglich die griechische Göttin der Liebe Aphrodite, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. des Öfteren mit der römischen Venus gleichgesetzt wurde.
Die mädchenhaft wirkende Göttin ist dargestellt in einer bewegten Pose, als ob sie aus dem Meer stiege. Zu ihren Füßen spielt der Delphin. Er ist nicht nur Attribut, sondern hatte vermutlich eine notwendige Stützfunktion für das Bronzeoriginal.
Die Restaurierung der Arme wurde von Ercole Ferrata (1610-1686) gemacht, der die Figur mit den langen verjüngenden manieristischen Fingern versehen hat.
Kaminuhr Kaminuhr (1780) von Jean Antoine Lépine (1740-1814)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Die Uhr aus weißem Marmor mit Bronzebeschlägen und blau-weißem Wedgwoodmedaillons besetzt auf dem Kaminsims wurde von dem berühmten Uhrmacher Jean Antoine Lépine in Paris angefertigt.
Skulptur „Die Badende“ (1838) von Johan Nyclas Byström (1783-1848)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Auf der rechten Seite des Kamins steht sie: Die Badende (oder: Mädchen an der Quelle) ist von Johan Nyclas Byström in Schweden 1838 angefertigt worden und kommt aus dem Besitz der Familie Rücker Jenisch.
Senator Jenisch hat sie vermutlich von einer seiner Italienreisen 1829/30 bzw. 1838/39 aus Rom mitgebracht.
Zwischen den Fenstern stehen auf Säulen das vom Ehepaar Jenisch während einer Italienreise 1829 erworbene Paar des Genius der Fischerei und des Genius der Jagd (um 1824) von Pietro Tenerani.
Pietro Tenerani war Schüler bei Antonio Canova und bis 1829 Gehilfe von Berthel Thorvaldsen, dessen Büste ebenfalls im Unteren Elbsalon zu sehen ist.
Bertel Thorvaldsen lebte hauptsächlich in Rom und starb, nachdem er 1838 mit fürstlichen Ehren von seiner Vaterstadt empfangen worden war, 1844 in Kopenhagen. Sein Studium an der Kopenhagener Akademie hatte ihm schon in jungen Jahren die höchste Ehre, die goldene Medaille und ein dreijähriges Romstipendium, eingebracht. In Italien entwickelte er sich zu einem der größten Bildhauer des Klassizismus in Europa.
Blumenstillleben (1833) von Johan Lauritz Jensen (1800-1856)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
An der Wand über einem Anrichtetisch hängt ein großes Gemälde, das von Johan Lauritz Jensen (1800-1856) in Rom gemalt wurde und ein Blumenstilleben vor einer südlichen Landschaft zeigt.
Trompetenbäumchen in terrakottafarbenem Kelchgefäß mit antikischem Relief sind zu sehen, sowie ein Orangenbaum, Rosen, Dahlien und Agaven.
Der weiße Saal
Der links des Vestibüls liegende große Saal diente ursprünglich als festlicher Speisesaal zu repräsentativen Zwecken. Auch heute wird er wieder zu Empfängen verwendet. Drei bis zum Boden reichende Fenster öffnen sich nach Osten in den Park. Das Parkett mit dem zweifarbigen Rautenmuster stammt aus der Erbauungszeit. Wände und Decke tragen noch den originalen Stuck, der vermutlich ehemals farbig gefasst war.
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Über einem Sockelgeschoss, das mit hohen, antikisierenden Ornamentfriesen schließt, stehen großzügige quadratische, von stuckierten Ornamentbändern eingefasste Wandfelder. Puttenfries und Kassettendecke schließen den Raum nach oben hin ab.
Der Kronleuchter ist von Karl Friedrich Schinkel entworfen und stammt aus einem Herrenhaus in Ost-Holstein.
Der in der Raumecke stehende schlichte, architektonisch aufgebaute Kachelofen gehört vermutlich zur ursprünglichen Ausstattung und ist wahrscheinlich von Franz Gustav Forsmann entworfen worden.
Zwei halbrunde, vergoldete Wandtische mit weißen Marmorplatten runden das Ensemble ab. Sie stammen aus der Zeit um 1800. Darauf stehen feuervergoldete Kandelaber.
Das erste Obergeschoss des Jenisch Hauses
Im Westflügel des 1. Stocks befanden sich ehemals die privaten Räume der Familie Jenisch, heute widmen sich die Räumlichkeiten dem Leben und Werk des Aufklärers Caspar Voght (1752-1839).
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Im Schlafzimmer von Frau Senator Jenisch stand laut Inventarliste von 1859 „eine Bettstelle, acht Stühle, ein Lehnstuhl, eine Chiffoniere, ein Toilettespiegel, eine Kommode mit Toilette, zwei Tische, ein Waschtisch, ein Handtuchhalter, ein Nachttisch, eine Etagere, eine Uhr, ein Feuerungskorb, ein Gestell mit Feuerzange und Schaufel, Gardinen und Fußteppich, im Toilette-Zimmer befanden sich ein Wäscheschrank, ein Kleiderschrank, vier Stühle, ein Waschtisch, zwei Tische, ein Handtuchhalter, ein Nachttisch, eine Toilette mit Spiegel, ein Gestell mit Feuerzange und Schaufel, Gardinen und Fußdecke. Im Eckzimmer stand ein Sopha.“
Frau Jenisch besaß ebenfalls eine Badewanne, das Haus verfügte bereits über ein Leitungssystem.
Heute befindet sich in den Räumen die ständige Ausstellung zum Vorbesitzer des Geländes Baron Voght.
Der Obere Elbsalon (1831/1834) von Franz Gustav Forsmann (1795-1878)Jenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Der direkt über dem Unteren Elbsalon liegende Saal war das „Zimmer für den Herrn“. Es war ein gänzlich privater Raum und ursprünglich mit einem Toilettenzimmer im westlichen Raumteil ausgestattet.
Das große Möbel-Ensemble aus Mahagoni besteht aus einem Ausziehtisch, zehn Stühlen und zwei Armlehnstühlen.
Möbelensemble Möbelensemble (1800) von unbekanntJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Der um 1830-40 entstandene, aus schleswig-holsteinischem Adelsbesitz stammende Tisch kann durch seine acht Ausziehplatten von seiner ursprünglichen Größe (128 cm Durchmesser) auf eine Länge von etwa 470 cm ausgezogen werden.
Auf dem Tisch steht ein Teil des Tafelaufsatzes von Pierre-Philippe Thomire, der Jenisch d. Ä. gehörte. Von den insgesamt 29 Teilen sind einige als Dauerleihgabe im Jenisch Haus vorhanden. Der aus feuervergoldeter Bronze gefertigte Aufsatz wurde wahrscheinlich während der sogenannten Franzosenzeit Hamburgs 1811 dem Senator Jenisch d. Ä. geschenkt.
Kachelofen Kachelofen (1774) von unbekanntJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
Der Kachelofen ist aus Ton gefertigt und weiß gekalkt. Die fein geschnittenen Reliefauflagen des Zylinders stellen ein Karnies oben und eine Deckelvase als Krönung dar, unten befindet sich eine antikisierende Szene.
Dargestellt ist eine sitzende Athena/Minerva, die Göttin der Weisheit, des Kampfes und der Kunst. Auf dem Kopf der Helm, in ihrer Linken ein Olivenzweig, mit der Rechten hält sie ein Schild mit der Medusa, dem Gorgonenhaupt.
Neben ihr zwei geflügelte Putten mit einem Blattkranz (Olive oder Lorbeer) über dem Arm. Vor den Felsen, auf denen sie stehen, liegen Helm und Bogen. Die Szene wird links begrenzt von einer Palme, dem Symbol des Sieges.
Antenor-Tapete (1827) von Joseph Dufour (1754-1827), Manufaktur Dufour & Leroy, ParisJenisch Haus, Historische Museen Hamburg
An der Nordwand hängen zwanzig von insgesamt fünfundzwanzig Bahnen einer Panoramatapete, die 1820-25 von der Manufaktur Joseph Dufour in Paris als Handdruck mit hölzernen Modeln auf Papier hergestellt wurde. Die Motive der Tapete zeigen Szenen nach dem fiktiven Reiseroman „Die Reisen des Antenor nach Griechenland und Kleinasien“ (1798) von Étienne-François Lantier.
Links dargestellt ist die „Bootsfahrt“, die den Besuch des griechischen Bildhauers Antenor (tätig um 510-480 v. Chr.) bei der Dichterin Sappho darstellt.
Mittig ist die „Szene im Park“, die den Wettlauf der Töchter Spartas darstellt.
Der „Aufbruch zur Jagd“ mit den sich zum Kampf rüstenden Amazonen wird auf dem rechten Teil der Tapete dargestellt.
An der Südwand befindet sich zwischen den Fenstern ein Paar hellgrün und dunkelgrün gefasster Spiegel, deren geschnitzte Leisten mit Rosettenfries und Perlstab verziert sind. Den Abschluss bildet ein Akanthusgesims. Je ein Relieffeld zeigt eine Figurenszene mit mythologischen Themen.
Projekt, Koordination und Umsetzung: Anna Symanczyk, Martina Fritz
Text: Dr. Nicole Tiedemann
Fotos: Michaela Hegenbarth