Ein Ort der Geschichte

Das Berliner Zeughaus

Ansicht des Zeughauses (2005)Deutsches Historisches Museum

Mit seiner über 300-jährigen Geschichte ist das Zeughaus das älteste Gebäude auf Berlins Prachtstraße Unter den Linden. Heute befindet sich in dem Barockbau die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums. Doch nicht nur die Sammlung des Hauses, auch das Gebäude selbst ist aufs Engste mit der deutschen Geschichte verknüpft.

"Prospect des Königl. Arsenals zu Berlin" (um 1755) von Johann David Schleuen d. Ä. (zugeschrieben)Deutsches Historisches Museum

Am 16. Mai 1667 schrieb Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688) in seinem politischen Testament, dass „ein schönes Zeughaus allda angelegt werden muß“. Die Verwirklichung seines Wunsches erfolgte nach seinem Tod mit der Grundsteinlegung im Jahre 1695 unter Kurfürst Friedrich III.

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Mit seinem fast quadratischen Grundriss ist das Berliner Zeughaus ein monumentaler zweigeschossiger Vierflügelbau. Die Seitenfronten mit einer Länge von je 90 Metern umschließen einen ebenfalls fast quadratischen Innenhof.

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Ein zentrales Charakteristikum sind die Skulpturengruppen der Dachbalustrade. Ebenso prägend sind die 22 Köpfe sterbender Krieger - ein Hauptwerk der europäischen Barockskulptur. Das Programm der Bauplastik wurde maßgeblich von Andreas Schlüter gestaltet, der bis 1699 verantwortlicher Architekt war. Die Ikonographie basiert auf der Huldigung der Kriegskunst.

"Das Zeughaus und der Palast des Königs in Berlin" (1775-1800) von Joseph Carmine (Verleger)Deutsches Historisches Museum

Vier Architekten hatten das Projekt bis zur Vollendung der Außenfassade im Jahr 1706 geleitet. Die Fertigstellung des Zeughauses dauerte jedoch noch mehrere Jahrzehnte. Aufgrund fehlender Ressourcen war das Gebäude erst ab 1730 vollständig für seinen Zweck als Waffenarsenal nutzbar.

Friedrich Wilhelm I., König in Preußen (1713-1740) (nach 1733) von Antoine Pesne (zugeschr.)Deutsches Historisches Museum

Das Innere des Zeughauses war im Vergleich zur Außenfassade funktional gehalten. Unter Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), auch „Soldatenkönig“ genannt, stand der militärische Nutzen im Vordergrund. Gleichzeitig diente das Zeughaus zur Präsentation der zunehmenden militärischen Macht Preußen-Brandenburgs. So wurden in den durchgängigen Hallen nicht nur unzählige Geschütze aufbewahrt, sondern auch Kriegsbeute und Trophäen.

Plünderung des Zeughauses zu Berlin am 14. Juni 1848 (oder: Sturm des Pöbels auf das Zeughaus in Berlin am 14. Juni 1848) (1848) von Oehmigke (und) Riemschneider (Verlag)Deutsches Historisches Museum

Mehrmals allerdings wurde das Zeughaus selbst zum Beuteziel, sei es während der russischen Besetzung 1760, mit der Einnahme Berlins durch Napoleon 1806 oder während der Revolution von 1848, bei der es zum Sturm der Bevölkerung auf das Zeughaus kam.

Preismedaille der Gewerbeausstellung im Berliner Zeughaus (Rückseite)Deutsches Historisches Museum

Mit der Zeit veränderte sich der Charakter des Hauses von einem Waffendepot hin zu einem Ausstellungsort. Mit den Befreiungskriegen (1813-1815) gelangten mit einem Mal ein große Anzahl an Trophäen und Waffen ins Zeughaus, die ab 1831 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Der Aufbau einer Modellsammlung in den Jahren 1815-1831 war eine der entscheidenden Etappen in der Entwicklung des Zeughauses zu einem der bedeutendsten öffentlichen Heeresmuseen in Europa. Zudem fanden in den Räumlichkeiten auch andere Ausstellungen statt, wie etwa 1844 die „Allgemeine Ausstellung deutscher Gewerbeerzeugnisse“.

Abbruch der alten Gewölbe an der Nordfront des Zeughauses zur Errichtung des Kuppelbaus (8. August, 1878)Deutsches Historisches Museum

Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde das Zeughaus unter Kaiser Wilhelm I. endgültig zu einem Museum umgestaltet. Zu diesem Zweck fanden von 1877 bis 1880 bauliche Veränderungen statt. Hierzu gehörten in erster Linie die gläserne Überdachung des Innenhofs, die Errichtung einer doppelläufigen Freitreppe im Hof und der Bau einer Kuppelhalle im Obergeschoss des Nordflügels – der so genannten Ruhmeshalle der brandenburgisch-preußischen Armee.

Die Waffensammlung im Berliner Zeughaus (1887) von Gustav Fritsche, Königlich Sächsischer BuchbinderDeutsches Historisches Museum

Am 8. November 1883 fand die Eröffnung des Königlichen Zeughaus-Museums statt. Im überdachten Lichthof hatten die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 erbeuteten Geschütze und Fahnen Aufstellung gefunden. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Zeughaus zu einem der beliebtesten Museen Berlins.

Blick in die Herrscherhalle des Berliner Zeughauses (1934)Deutsches Historisches Museum

Für das auf die Hohenzollern fokussierte Geschichtsbild des Museums bildete die neue Ruhmeshalle den Mittelpunkt. Hier wurde die militärische Macht des preußischen Heeres ausgestellt. Die umfangreiche künstlerische Ausgestaltung wurde 1891 fertiggestellt und widmete sich vornehmlich der Heldenverehrung. Das Zentrum der Ruhmeshalle bildete der neu errichtete Kuppelsaal, die sogenannte Herrscherhalle.

Blick in die Herrscherhalle des Berliner Zeughauses (nach 1910)Deutsches Historisches Museum

Von der Ruhmeshalle gingen links und rechts mit den so genannten Feldherrenhallen zwei Galerien ab. Der militärhistorische Fokus der wachsenden Sammlung prägte das Haus bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Neujahrsempfang und Gottesdienst im Lichthof des Berliner Zeughauses (1. Januar 1900)Deutsches Historisches Museum

Die in der Sammlung zum Ausdruck kommende Verherrlichung der militärischen Überlegenheit fand ihren Ausdruck auch in der deutschen Kriegseuphorie zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

Luftaufnahme des Berliner Zeughauses (um 1920)Deutsches Historisches Museum

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Zeughaus Teil der Staatlichen Museen. Die Sammlung des Hauses wurde nach wissenschaftlichen Kriterien neu geordnet, um nicht länger in dem Ruf einer „patriotisch-militärischen Erbauungsanstalt“ zu stehen. Als militärhistorisches Museum spielte das Zeughaus nach der Abdankung der Hohenzollern und während der Weimarer Republik eine eher verhaltene Rolle.

Ausstellung französischer Kriegsbeute im Hof des Berliner Zeughauses (1940)Deutsches Historisches Museum

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gelangten, wurde jedoch deutlich, wie wenig sich grundsätzlich an der Ausrichtung des Hauses geändert hatte. Die militärische Tradition und Verherrlichung Preußens wurde wieder aufgegriffen und für die Ziele und Kriegspropaganda des Nationalsozialismus nutzbar gemacht.

Adolf Hitler spricht am Heldengedenktag im Berliner Zeughaus (16. März 1941) von Wien-Bild BildagenturDeutsches Historisches Museum

Ab 1940 hielt Adolf Hitler jedes Jahr zum „Heldengedenktags“ eine Rede im Zeughaushof, in der er militärische Traditionen beschwor.

Die Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses nach einem Bombenangriff (November/Dezember 1943) von Scherl BilderdienstDeutsches Historisches Museum

Während einige Museen bereits mit Kriegsausbruch 1939 geschlossen wurden, war das Zeughaus als Teil der nationalsozialistischen Kriegspropaganda bis September 1944 geöffnet. Gleichzeitig hatte man jedoch damit begonnen, Objekte der Sammlung auszulagern.

Zerstörungen im Obergeschoss des Berliner Zeughauses (nach 1945)Deutsches Historisches Museum

Im Zweiten Weltkrieg kam es nicht nur zu Verlusten und Verstreuung der Sammlungen, sondern auch zu schweren Schäden am Gebäude. Nach dem Krieg wurde das Museum als Institution durch die Alliierten aufgelöst. Sogar ein Abriss des Zeughauses wurde in Betracht gezogen – stand es doch für den preußischen Militarismus. Stattdessen entschied man sich, das Haus einem neuen Zweck zuzuführen.

Im Juli 1947 bestimmte schließlich die sowjetische Militäradministration das sich in Ost-Berlin befindliche Zeughaus zum städtischen Kunstmuseum, das nun der Berliner Museumsverwaltung unterstand.

Der Lichthof des Zeughauses nach dem Zweiten Weltkrieg (1946) von Henry RiesDeutsches Historisches Museum

1948 begann die Wiederherstellung des Gebäudes mit dem Ziel, dort ein „Haus der Kultur“ einzurichten. Die barocke Außen- und Hoffassaden sollte originalgetreu restauriert werden. Die Innenräume sollten in den ursprünglichen Zustand ohne die Erweiterungen des 19. Jahrhunderts zurückversetzt werden, also ohne Ruhmeshalle und Freitreppe. Aufgrund statischer Probleme konnten auch die historischen Gewölbe des Erdgeschosses nicht erhalten werden.

Das Zeughaus mit Hinweisschild zum Wiederauf- und Umbau zum Museum für Deutsche Geschichte (30. Januar 1951) von Illus Bildagentur und ADN-ZentralbildDeutsches Historisches Museum

1950 wurde auf einer Sitzung des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beschlossen, ein „Museum der deutschen Geschichte“ zu gründen. Der schlechte Zustand des Gesteinmaterials führte im gleichen Jahr zur völligen Entkernung des Zeughauses und zum Einbau einer Stahlskelettkonstruktion.

Aufräumarbeiten im Ostflügel des Berliner Zeughauses (1951) von Siegfried LochDeutsches Historisches Museum

Der Wiederaufbau gliederte sich in der Folgezeit in zwei Teile: zum einen die originalgetreue Wiederherstellung der barocken Fassadenarchitektur, zum anderen die Planung und Umsetzung einer völlig neuen Innenarchitektur.

In mehreren Planungsphasen mit wiederholtem Architektenwechsel stand zunächst der sachliche Baustil der 1920er Jahre im Vordergrund, der jedoch von dem in der DDR geforderten Bauen in „nationaler Tradition“, also in historisierender Architektur, abgelöst wurde.

Der Wiederaufbau spiegelte daher auch die politisch-kulturellen Entwicklungen im ab 1949 geteilten Deutschland wieder.

Blick in die Karl-Marx-Ausstellung im Museum für Deutsche Geschichte (MfDG) (1955) von Foto BrüggemannDeutsches Historisches Museum

1952 wurde das Museum für Deutsche Geschichte (MfDG) offiziell gegründet. Es war der erste Versuch, statt der militärhistorischen eine kultur- und sozialgeschichtlich orientierte Darstellung der deutschen Geschichte im Zeughaus auszustellen. Dieser Darstellung lag das marxistisch-leninistische Geschichtsbild der DDR zugrunde.

Unter den Linden mit Blick auf Zeughaus (Museum für Deutsche Geschichte) und Palast der Republik (nach 1973) von Martin SchmidtDeutsches Historisches Museum

Die Baumaßnahmen erfolgten nacheinander für jeden Flügel, so dass die erste Dauerausstellung des MfDG 1962 eröffnet konnte. Der endgültige Innenausbau wurde jedoch erst 1967 fertiggestellt.

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Mit der Wiedervereinigung gingen das Zeughaus und die Sammlungen des MfDG in den Besitz des drei Jahre zuvor in der Bundesrepublik Deutschland gegründeten Deutschen Historischen Museums (DHM) über. Ursprünglich war für das DHM ein eigener Bau in West-Berlin geplant, aber durch das Ende der DDR und der endgültigen Schließung des MfDG änderten sich die Pläne. Von 1999 bis 2003 wurde das Zeughaus erneut umfassend saniert und umgebaut. Ziel war es, sowohl der barocken Bausubstanz als auch den Änderungen des Wiederaufbaus nach 1945 gerecht zu werden.

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Neben einer grundlegenden Modernisierung gehörten auch eine Vergrößerung der Fläche im Obergeschoss und eine erneute Überdachung des Innenhofs nach einem Entwurf von Ieoh Ming Pei zu den Maßnahmen. Parallel wurde 2003 das ebenfalls von I.M. Pei entworfene Ausstellungsgebäude neben dem Zeughaus fertiggestellt. 2006 wurde schließlich die erste Dauerausstellung des DHM im Zeughaus eröffnet.

Mitwirkende: Geschichte

Quellen:

Ulrike Kretzschmar: "Vom Arsenal zum Museum", in: Das Berliner Zeughaus. Vom Waffenarsenal zum Deutschen Historischen Museum, hg. v. Ulrike Kretzschmar, München et al. 2006.

Mary-Elizabeth Andrews: Zeitschichten. Deutsche Geschichte im Spiegel des Berliner Zeughauses, Berlin 2015.

Text- und Bildredaktion: Björn Schmidt / DHM.

Quelle: Alle Medien
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