Gute Fahrt: Bahnbrechende Pionierleistungen auf Straße und Schiene

Automobile und Lokomotiven: Wie der Verkehr in Stadt und Land immer schneller ins Rollen kam.

Von "Deutsches Museum"

Deutsches Museum

Der Ford T (1908)Deutsches Museum

Tempo: Als der Verkehr Fahrt aufnahm

Mobilität ist seit Jahrtausenden ein wesentliches Charakteristikum des Homo Sapiens. Bereits die alten Römer bauten ein ausgedehntes Straßennetz quer durch Europa, doch so richtig rasant wurde die Entwicklung ab dem Zeitalter der Industrialisierung. Seitdem ist der Mensch nicht mehr aufzuhalten in seinem Drang, immer schneller unterwegs zu sein. Manche Automobile wie hier der legendäre Ford T gelten heute als Meilenstein in der Geschichte der Automobil-Produktion – auch wenn manche Pioniere und Ingenieure mit ihren Erfindungen anfangs mitunter belächelt und verspottet wurden.

Der Benz Patentmotorwagen (1886)Deutsches Museum

Der Benz Patentmotorwagen
12 km/h schnell, ein PS Leistung – und ein Verbrauch von 21 Litern Benzin auf 100 Kilometern: der legendäre Patentmotorwagen von Carl Benz, das erste Automobil mit Verbrennungsmotor. Am 3. Juli 1886 unternahm Benz die erste Probefahrt mit seiner Innovation, vier Monate später erhielt er das Patent darauf.

Der Benz Patentwagen von hinten (1886)Deutsches Museum

Klassischer Hinterradantrieb: Die Rückseite des Patentmotorwagens mit dem Einzylinder-Viertaktmotor. Hubraum: 964 ccm. Das Schwungrad konzipierte Benz liegend. Er befürchtete, dass bei senkrechter Anordnung wegen der Kreiselwirkung die Lenkung und die Standfestigkeit des Fahrzeuges in engen Kurven beeinträchtigt werde.

Video zum Benz-PatentmotorwagenDeutsches Museum

Das Jubiläum
Zum 125. Geburtstag des Benz-Patentmotorwagens gab es eine große Sonder-Ausstellung im Verkehrszentrum des Deutschen Museums.

Porträt Carl BenzDeutsches Museum

Für seine Erfindung erntete Carl Benz anfangs nur Spott und Hohn, bestenfalls ungläubiges Staunen. Dass sein Patentmotorwagen ein technologischer Meilenstein sein sollte, ahnte damals niemand. In den ersten Jahren nahm der Absatz nur schleppend zu, zumal die Erfindung teurer, schwerer und unhandlicher als die Fahrräder jener Zeit war. Und schneller war der Patentmotorwagen auch nicht.

Video zum PatentmotorwagenDeutsches Museum

Der Wagen in Aktion
Und so lief der erste Benz: eine Animation des Patentmotorwagens.

Carl Benz mit FamilieDeutsches Museum

Carl Benz (3. v. re.) 1894 im Kreise seiner Familie: Fünf Kinder hatte der Automobil-Pionier mit seiner Frau Bertha Benz, die entscheidenden Anteil an der Erfolgsgeschichte des Patent-Motorwagens hatte. 1888 unternahm sie mit ihren Söhnen Eugen und Richard ohne Wissen ihres Mannes die erste Überlandfahrt: 106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim und zurück. Der erste Praxistext auf einer Langstrecke. Das Benzin kaufte sie damals übrigens in einer Apotheke: der einzige Ort, in dem es damals Stoffe wie Benzin oder auch Petroleum zu kaufen gab.

Zum Entdecken tippen

Die Stadtapotheke in Wiesloch gilt daher bis heute als erste Tankstelle der Welt.

Carl Benz (1925)Deutsches Museum

Da hatte er dann bereits längst die erhoffte Anerkennung: Der 81-jährige Carl Benz im Jahr 1925 auf seinem Patent-Motorwagen, dessen erstes Modell er bereits 1906 dem Deutschen Museum in München überlassen hatte. 1926 entstand aus der Fusion seiner Firma Benz & Cie. mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft die Daimler-Benz-AG. Carl Benz starb 1929.

Rumplers Tropfenwagen (1921)Deutsches Museum

Der Tropfenwagen
1921 entwickelte der Ingenieur Eduard Rumpler diese windschnittige Limousine, mit der er bei der Automobilausstellung in Berlin große Beachtung fand. "Geringster Brennstoffverbrauch" und "effektivster Wirkungsgrad" waren die Hauptargumente für das Rumpler-Auto. Ein aerdoynamischer Windkanal-Test ergab 1979 einen Widerstandswert von lediglich 0,28 cW. Besser als viele moderne Automobile.

Der Tropfenwagen von oben (1921)Deutsches Museum

Rumpler nannte seine Innovation "Tropfenwagen", wegen der an einen – von oben betrachtet – fallenden Wassertropfen erinnernden Form. Trotz der anfangs positiven Kritik und des großen Lobs wurde der Tropfenwagen kein Verkaufsschlager. Mit der Zeit entpuppten sich Motorprobleme und flatternde Vorderräder als großes Manko.

Rumplers Tropfenwagen (1921)Deutsches Museum

Mehr als 100 Modelle wurden bis Produktionsstopp 1925 nicht gebaut. Der Tropfenwagen war reif fürs Kino: In der Schlussszene von Fritz Langs großem Film "Metropolis" verbrennen zwei Tropfenwagen auf dem Scheiterhaufen: Als Verkörperung einer für Lang furchteinflößenden Technikentwicklung.

Der Protos (1908)Deutsches Museum

Der Protos
Nicht ganz in 80 Tagen um die Welt, aber immerhin in 165: Am 12. Februar 1908 startete der in Berlin gebaute "Protos" zu einer Rallye rund um die Welt. Am Steuer: der deutsche Oberstleutnant Hans Koeppen. Insgesamt nahmen sechs Autos aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA an der abenteuerlichen Reise teil. In Zeiten imperialistischer Großmachtpolitik ein Prestige-Event von nationaler Bedeutung. Der Streckenverlauf: vom Start in New York zur Westküste, von Seattle mit dem Schiff nach Wladiwostock und quer durch Sibirien über Omsk, Berlin und Brüssel nach Paris...

Die Route des ProtosDeutsches Museum

Von New York nach Paris
Genau sechs Monate auf Achse: Die Reiseroute des Protos. Nach der Abfahrt in Berlin am 26. Januar 1908 ging es in Berlin lper Schiff über den Atlantik zum Start in New York. Das Rennen um die Welt führte ab 12. Februar quer durch Amerika, über den Pazifik und durch Russland bis zurück nach Europa. Am 26. Juli erreichte Koeppen Paris.

Der Protos (1908)Deutsches Museum

Nach 21.278 Kilometern und fünfeinhalb Monaten erreichte Koeppen als erster Teilnehmer das Ziel, vier Tage vor dem Amerikaner George Schuster. Doch über den Sieg freute sich Koeppen zu früh. Weil er in den USA mit dem Protos 150 Kilometer mit der Bahn zurücklegt hatte, bekam er eine Zeitstrafe von 14 Tagen aufgebrummt. Das reichte aber immerhin noch für den zweiten Platz.

Video zum ProtosDeutsches Museum

Der Protos und seine Geschichte
Bettina Gundler, die Leiterin des Verkehrszentrums, über dieses besondere Exponat des Deutschen Museums.

Elektrische Lokomotive Siemens und Halske (1879)Deutsches Museum

Wie auf Schienen

Noch lange vor den ersten Automobilen brachte die Eisenbahn mehr Bewegung in das Leben der Menschen. Wurden bereits im 16. Jahrhundert auf Schienen fahrende Loren im Bergbau eingesetzt, wurden 1825 in England neben Gütern erstmals auch Personen transportiert. Einige Lokomotiven wurden dabei zu bahnbrechenden Innovationen.

Bild der Puffing Billy (1813)Deutsches Museum

Die "Puffing Billy"
Die "Puffing Billy", die erste gebrauchsfähige Dampflok, die 1814 von dem englischen Grubendirektor William Hedley (1779 - 1843) gebaut wurde und in einer Kohlengrube in Wylam upon Tyne eingesetzt wurde. Lokomotiven wie die "Puffing Billy" waren typisch für das Zeitalter der Industrialisierung. Güterbahnen fuhren vor allem bei Kohlegruben, Stahlwerken und Textilfabriken.

Die Puffing Billy (1813)Deutsches Museum

Die "Puffing Billy" war ein treuer und zuverlässiger Helfer. Unermüdlich zog sie 47 Jahre lang bis zu zehn Kohlewagen in der Grube im Nordosten Englands – freilich in einem sehr gemächlichen Tempo mit acht Stundenkilometern. So schnell wie eine Postkutsche. Den Spitznamen "Puffing Billy", den sie nach ihrem Erfinder William Hedley bekam, erhielt sie aber erst im Ruhestand, als sie in London ins heutigen Science Museum kam.

Vorführung der Puffing Billy vor einer Schulklasse (1939)Deutsches Museum

Als Billy nach München kam
Bei einem Besuch des Londoner Museums 1876 entdeckte auch der 23-jährige Oskar von Miller den "qualmenden Wilhelm". 1904, zwei Jahre vor der Grundsteinlegung des Deutschen Museums beauftragte Oskar von Miller die Deutsche Eisenbahnverwaltung in Berlin mit dem Nachbau der "Puffing Billy". Für 18.000 Goldmark. Heute umgerechnet mehr als eine halbe Million Euro. Die feierliche Übergabe an den Vorstand des Deutschen Museums erfolgte am 23. Oktober 1906. Hier zu sehen eine Vorführung vor einer Schulklasse im Jahr 1939.

Vorführung der Puffing BillyDeutsches Museum

In Aktion: Die Puffing Billy bei einer der täglichen Vorführungen im Verkehrszentrum.

Die erste elektrische Lokomotive (1879) von Siemens & Halske, Wernerwerk, BerlinDeutsches Museum

Die erste elektrische Lokomotive
Bei der Bewältigung der immer größeren Pendlerströme auf dem Weg in die Fabriken kamen Pferdekutschen und Pferdebahnen im 19. Jahrhundert bald an ihre Kapazitätsgrenzen. Dampflokomotiven hingegen waren zu laut und zu rußig. Nach der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips 1866 machte sich somit Werner Siemens an die Entwicklung einer elektrischen Lokomotive. 1879 präsentierte er seine Innovation auf der Berliner Gewerbeausstellung.

Elektrische Lokomotive (1879)Deutsches Museum

Die Stromzufuhr erfolgte über die Schienen. Der Motorwagen mit dem Lokführer (links) zog dabei drei Wägelchen mit je sechs Passagieren auf einer 300 Meter langen Kreisbahn durch den Ausstellungspark. Der Erfolg war überwältigend. In einem Brief an seinen Bruder Carl schrieb Werner Siemens freudig: „Unsere electrische Eisenbahn macht jetzt hier viel Spectakel. Sie geht in der That über Erwartung gut. Es werden in einigen Stunden täglich gegen 1000 Personen à 20 Pfennig für wohlthätige Zwecke befördert. 20 bis 25 Personen mit jedem Zuge. Geschwindigkeit etwa Pferdebahngeschwindigkeit. Es lässt sich darauf in der That jetzt was bauen!“

Der Waymo Firefly (2015)Originalquelle: Waymo

Zu den jüngsten Innovationen in der Geschichte der Mobilität und in der Sammlung des Deutschen Museums gehört das Pionierfahrzeug "Firefly" des US-amerikanischen Unternehmens Waymo - eines der ersten autonom fahrenden Autos der Welt. Die Fireflys, die zwischen 2015 und 2017 als Testfahrzeuge dienten, absolvierten in diesem Zeitraum eine Strecke von 32 Millionen Kilometern ohne menschlichen Fahrer. Ausgestattet mit Elektromotor und Sensoren in der Dachkapsel für 360°-Scans (Radar, Lidar, Kameras und Mikrofone) sowie einer eigens entwickelten Software ist der Firefly ein PioniermodelI, das mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h eine maximale Reichweite von 40 Kilometern erreichte.

Mitwirkende: Geschichte

Erstellt vom Deutschen Museum.

Quelle: Alle Medien
Der vorgestellte Beitrag wurde möglicherweise von einem unabhängigen Dritten erstellt und spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der unten angegebenen Institutionen wider, die die Inhalte bereitgestellt haben.
Noch mehr entdecken
Startseite
Discover
Spielen
In der Nähe
Favoriten