Porträt von Eugenia Primavesi (1913/14) von Gustav KlimtOriginalquelle: Toyota Municipal Museum of Art

Mäda Gertrude Primavesi (1903–2000) war das älteste der insgesamt vier Kinder des Unternehmers Otto Primavesi und seiner Frau Eugenia Primavesi, geborene Butschek. Otto Primavesi war Mitglied einer vermögenden und einflussreichen Familie aus Mähren, er unterhielt mehrere Unternehmen im Bereich der Zucker- und Textilindustrie und verfügte auch über ein eigenes Bankhaus.

Mäda Primavesi (1903–2000) (1912/1913) von Gustav KlimtThe Metropolitan Museum of Art

Als Klimt mit der Arbeit am Bildnis begann, war Mäda Primavesi neun Jahre alt. Nur selten hatte Klimt Kinder porträtiert, von seiner eigenen Nichte Helene Flöge etwa gibt es etwa ein Bildnis aus seinen frühen Schaffensjahren, das diese als junges Mädchen zeigt.

Klimt reagierte bei der Komposition der Darstellung auf das für ihn ungewohnte jugendliche Alter von Mäda Primavesi wohl insofern, als er die stehende Position, die er häufig bei seinen Damenporträts verwendete, auf unkonventionelle Weise variierte.

Das Mädchen steht mit breit gegrätschten Beinen frontal vor den Betrachtenden, die Arme sind hinter dem Rücken verschränkt. Der Meister wählte damit vermutlich eine für Mäda Primavesi typische Haltung, die sie von sich aus gerne einnahm.

Dadurch berücksichtigte er somit von vornherein deutlich den individuellen Charakter des Mädchens, zu dem wohl auch der vergleichsweise ernste und herausfordernde Blick gehörte.

Mit einem solchen Auftreten verleiht Klimt dem Mädchen zweifellos ein besonderes Selbstbewusstsein, das sich über die Konventionen damaliger Kinderporträts hinwegsetzt und das Bild nach heutiger Auffassung sehr modern erscheinen lässt.

Auch was die Wahl der Farben und der zusätzlichen Bildmotive angeht, scheint sich der Meister durchaus in die Lebenswelt des Mädchens einzufühlen. Er stellt die Figur vor eine lilafarbene und mit Blumen dekorierte Wand …

… eine Farbwahl, der sich auch heute Mädchen dieses Alters wohl ohne zu zögern anschließen würden.

Der grüne Teppich, auf dem Mäda Primavesi steht, unterstreicht mit den roten Blumenelementen die zarte Buntheit der Hintergrundgestaltung und fügt mit speziellen figuralen Motiven sogar einen spielerischen Akzent hinzu.

Im zentralen Feld des Teppichs sind nämlich auch Tiere zu erkennen, eine Katze, flatternde Vögel, deren Gestaltung offenbar jener ostasiatischen Bilderwelt nachempfunden ist, die Klimt so bewunderte und die er auch in viele andere Bilder einfließen ließ.

Mäda Primavesi selbst trägt ein weißes Seidenkleid. Auch die Strümpfe und die Schuhe, selbst die auffällige Seidenmasche im Haar des Mädchens sind in Weiß gehalten.

Vermutlich um das Kleid farbiger zu gestalten, fügte Klimt auf Brusthöhe ein mit bunten Rosen besetztes Band hinzu.

Noch während Klimt am Bildnis von Mäda Primavesi arbeitete, wurde er beauftragt, auch ein Porträt der Mutter des Mädchens zu malen. Die Primavesis schätzten Klimts Gemälde über alles, und die Familie erwarb in der Folge noch weitere Werke des Meisters. 

Josef HoffmannÖsterreichische Nationalbibliothek

Auch mit Klimts Künstlerfreund, dem Architekten und Designer Josef Hoffmann, standen die Primavesis in engem Kontakt. Hoffmann entwarf unter anderem das Landhaus der Familie in Winkelsdorf bei Mährisch Schönberg, heute Tschechien, und Otto Primavesi übernahm 1914 die wirtschaftliche Leitung der 1903 von Hoffmann mitbegründeten Designfirma Wiener Werkstätte. 

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Quelle: Alle Medien
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