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Eine Kunstkammer mit Venus bei der Toilette

Jan van Kessel1659

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Karlsruhe, Deutschland

Jan van Kessel stammte aus einer Künstlerfamilie. Sein Großvater mütterlicherseits war Jan Brueghel d. Ä. Es wird vermutet, dass er in der Werkstatt seines Vaters und bei seinem Onkel Jan Brueghel d. J. ausgebildet wurde. 1645 fand er Aufnahme in die Malergilde von Antwerpen. Sein umfangreiches Werk, vorrangig Naturstudien, Landschaften, Genreszenen und Allegorien, zeichnet das Bestreben aus, die Vielseitigkeit der Welt zu erfassen und sie lebendig zu veranschaulichen. Dieses Interesse spiegelt sich auch in unserem Gemälde van Kessels in der Art eines sogenannten Galeriebildes, Abbild einer wirklichen oder imaginierten Sammlung. Die Figuren malte in durchaus üblicher Künstlergemeinschaft wahrscheinlich Erasmus Quellinus II.

Das Bild gibt Einblick in eine fiktive Kunst- und Wunderkammer, eine Frühform der heutigen Museen, in der der universale Zusammenhang des Lebens zum Ausdruck gebracht und durch Kategorisierung erfahrbar werden sollte. Solche Kunstkammern – Zeugnis einer Epoche großen Wohlstands in den Niederlanden – kamen im 17. Jahrhundert in Antwerpen auf und wurden vor allem dort gemalt. Auch in dem Gemälde der Kunsthalle Karlsruhe vereint sie Dinge aus verschiedenen Zeitaltern und Sammelgebieten: Naturalia (Tiere, Blumen, Muscheln, Insekten), Artificialia (Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Kunsthandwerk), Scientifica (optische und geometrische Geräte, Bücher). Das Ganze ist eingebettet in eine besondere architektonische Szenerie. Rechts bietet sie durch hohe Arkaden Ausblick auf die Schelde und einen Teil der Stadt Antwerpen, links öffnet sich der Zugang zu einer Skulpturengalerie.

In der Mitte des Gemäldes hat van Kessel auf einem runden Tisch mit dunkler Decke eine verkleinerte freie Replik von Giambolognas Skulptur „Der Raub der Sabinerinnen“ platziert, die für die sich windende Aufwärtsbewegung und Allansichtigkeit berühmt war. Um dieses Zentrum herum scheint die Kammer als Sinnbild für die kontrastierende Vielfalt der Welt zu kreisen. Auf dem runden Tisch befindet sich auch verschiedener Schmuck, darunter Zeichen von antikem Mythos und christlichem Glauben. Ein kunstvoller Anhänger zeigt das Christusmonogramm IHS. Davon hebt sich gleich daneben ein einfacher, etwas knittriger Zettel mit Strichzeichnungen von Sonne, Mond, Stern und auch einem Pentagramm ab, einem wegen der periodischen Bewegung des Planeten Venus antiken Symbol für Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe.

Sie hat Gestalt angenommen, sitzt links an einem großen viereckigen Tisch mit hellroter Decke und schaut in einen Spiegel, eines ihrer Attribute. Eine dunkelhäutige Dienerin richtet ihr Haar, ein kleiner geflügelter Eros hält den Spiegel. Rechts kauert ein kleiner Affe auf einem Stuhl, der dieselbe hellrote Farbe hat wie die Tischdecke. Dieser Affe schaut in eine kleine Metallschale. Er scheint Venus „nachzuäffen“.

Auch im Bildvordergrund ist links ein kleiner Affe mit einem Zwicker in der Vorderpfote vor einem Marinebild gezeigt. Er scheint den Sachverstand und die Wissbegierde von Sammlern zu parodieren. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen vor einem Stillleben wie zufällig verstreut Papiere mit Zeichnungen; sie enthalten die Datierung und das Künstlermonogramm.

Das gesamte Bild wurde in der Forschung als allegorische Darstellung von Visus und Providentia, Sehen und Erkenntnis, gedeutet. Der Spiegel steht für das Sehen, Wahrnehmen, Reflektieren des Selbst, aber auch der Welt, durchaus im vielschichtigen Sinn. Damit spielt er auf die Bedeutung der Kunst an, die die Welt ebenfalls detailreich zu veranschaulichen vermag. Den Beweis dafür tritt van Kessel hier selbst an. Da das Karlsruher Bild in mehreren Versionen existiert und van Kessel darauf sein vielfältiges Können zur Anschauung brachte, scheint es sich um eines jener Werke zu handeln, mit denen der Künstler auf dem Kunstmarkt werbend auftrat.

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  • Titel: Eine Kunstkammer mit Venus bei der Toilette
  • Ersteller: Jan van Kessel
  • Nationalität des Erstellers: Niederländisch
  • Datierung: 1659
  • Abmessungen: 67 x 91 cm
  • Typ: Gemälde
  • Originalquelle: Eine Kunstkammer mit Venus bei der Toilette
  • Material: Öl auf Kupfer
  • Kunstgenre: Allegorie
  • Kunstrichtung: Barock
  • Kunstform: Gemälde
  • Untergrund: Kupfer
  • Abgebildete Person: Venus
  • Abgebildetes Thema: Kunstkammer
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