Vermächtnis aus dem Roten MeerSie ist durchaus ein prächtiges Exemplar, die große Hirnkoralle (Platygyra lamellina) in der Korallenvitrine des MEERESMUSEUMs, und erinnert an eine unterhaltsame Anekdote aus der 60-jährigen Geschichte des Deutschen Meeresmuseums. Denn die heute zu den Spitzenexponaten der Korallensammlung gehörende Hirnkoralle war ein besonderes Geschenk der Kollegen zum 50. Geburtstag an den ehemaligen Museumsdirektor und „Vater“ des Deutschen Meeresmuseums, Dr. Sonnfried Streicher. Sie wurde 1979 durch Museumswissenschaftler während der damaligen ACROPORA-Expedition im Roten Meer gesammelt und dem Leiter der Reise gewidmet.
Die an das Gehirn eines Wirbeltieres erinnernde Korallenkolonie kann einen Durchmesser von über zwei Metern erreichen. Die Kolonie ist das gemeinsame Kalkskelett hunderter Korallenpolypen, die mit einzelligen Algen in einer symbiotischen Beziehung zusammen leben. Aufgrund der von den Algen betriebenen Photosynthese ist das Vorkommen solch großer Korallen auf die oberflächennahen und somit lichtdurchfluteten Wasserschichten beschränkt.
Bedingt durch das für Korallen typische, langsame Wachstum von zwei bis zwölf Zentimetern pro Jahr werden die Lebensgemeinschaften durch Eingriffe von außen oft nachhaltig gefährdet. Menschen greifen passiv oder aktiv in das Leben dieser uralten Meeresbewohner ein, indem beispielsweise durch den Bau von Häfen Strömungsverhältnisse verändert oder die Korallen von Netzen der Fischer abgerissen werden. Noch sind Vorkommen und Verbreitung der Korallen recht stabil, doch scheint es nur eine Frage der Zeit, bis ihre einzigartigen Ökosysteme verloren gehen.