Bilder auf Pottwalzähnen
Im Jahr 2009 erstand das Deutsche Meeresmuseum eine umfangreiche und wertvolle Scrimshaw-Sammlung. Scrimshaw nennt sich die ursprüngliche Miniatur-Ritz- und Gravurtechnik in tierische Materialien, mit der die Walfänger einst vor allem polierte Pottwal- oder Walrosszähne verzierten. Zusammengetragen wurden die kunstvollen Zeugnisse aus den Zeiten des Walfangs durch den Zoologen Dr. Wilhelm Vogel. Nach seinem Tod übergab seine Tochter die Sammlungsstücke dieser kaum noch ausgeübten Volkskunst in die Hände des Stralsunder Museums.
Zur Scrimshaw-Kunst zählen auch alltägliche Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Spielsteine oder Miniaturmodelle aller Art. Viele dieser Arbeiten stammen von Walfängern aus Europa und den USA, aber auch aus Japan, der Arktis oder von den Azoren.
Mit der nahezu weltweiten Ächtung und Einstellung des Walfangs ist auch die Hochzeit dieser eigentümlichen Kunstform vergangen. Vielleicht gerade deswegen sind die schönsten Exemplare, die überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen, als Sammlerstücke sehr begehrt. Hin und wieder erscheinen auch Fälschungen aus Kunststoff auf dem Markt.
Neben den filigranen und sehr realistischen Darstellungen von Jagdszenen, Meerestieren oder Landkarten sind durch die Gravuren auch Bilder vieler ehemaliger Walfangschiffe mit Namen und Jahreszahlen überliefert. Die Scrimshaw-Werke bekommen dadurch einen wichtigen dokumentarischen Charakter. Die Personalien der Künstler aber bleiben meist unbekannt.