Kalter Wintermond

Wie Carl Malchin, gehörte auch Louis Douzette nicht zur Künstlerkolonie Ahrenshoop im engeren Sinn, stand aber in Kontakt mit ihr. Im mecklenburgischen Tribsees geboren, lebte er mit Unterbrechungen von 1852 bis zu seinem Tod in Barth. Weil ein Akademiestudium aus finanziellen Gründen nicht in Frage kam, besuchte Douzette in den Jahren 1863 und 1864 Hermann Eschkes privates „Atelier für Landschaftsmalerei“ in Berlin. Von der Begabung seines Schülers überzeugt, förderte Eschke dessen Ausbildung und half ihm uneigennützig. Bald schon zeigte sich Douzettes besondere Fähigkeit, Nachtstimmungen in schimmerndem Mondlicht zu malen. Er orientierte sich dabei an den Traditionslinien der Romantik und der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Die Begegnung mit der Kunst von Barbizon am Wald von Fontainebleau, die er 1878 auf der Pariser Weltausstellung kennenlernte, eröffnete ihm auch die Freilichtmalerei als künstlerischen Weg. Von seinem Wohnort Barth aus erkundete Douzette den Darß mit seinem ausgedehnten, urtümlichen Waldgebiet.

In dem Gemälde „Kalter Wintermond“ hat er ein typisches Sujet der heimatlichen Küstenlandschaft aufgegriffen. Der scheinbar leblose Bewuchs, versunken unter der Schneelast des Winters, geduckte Katen, deren Fenster ein tröstliches Wärmeleuchten in die Finsternis senden, und die stille, gebeugte Gestalt eines Bauern oder Fischers am Zaun sind die wenigen Einzelmotive, die das Licht des späten Abends zu einem Gesamtbild fügt. Der hier zum Tragen kommende romantische Grundzug ist vom Credo der Freilichtmalerei relativiert, aber nicht aufgehoben worden. Gerade in dem Zweig der deutschen Landschaftskunst, der seit der Romantik den Naturschauspielen und Künstlerpersönlichkeiten Norwegens verbunden war, blieb dieser Zug erhalten. Ahrenshoop war für diese Maler eines unter mehreren attraktiven Studienzielen an der Ostsee, in der Rangfolge nach Rügen, Vilm, Hiddensee und dem Darß. Es ist aufschlussreich zu sehen, wie stark sich das Interesse an den Vorwürfen moderner Freilichtmalerei schon in den 1880er Jahren in diesem Kreis ausbreitete und wie früh auch schon der Darß von Berlin aus künstlerisch erobert wurde.