Nicolaes Berchems Italienische Landschaft mit der Ruine von Schloss Brederode ist ein frühes Beispiel für eine bis heute in nördlichen Ländern anhaltende, fast romantische Sehnsucht nach den warmen südlichen Gefilden Italiens. Es war die Sehnsucht nach dem vermeintlichen Arkadien, in dem man ohne Sorgen ein einfaches Leben im Einklang mit der Natur führen kann. Besonders beliebt waren diese in goldenes Abendlicht getauchten ländlichen Szenerien mit Hirten und ihren Tieren vor allem bei reichen Städtern. Berchem, der vermutlich selbst nie in Italien war, hatte sich auf die Darstellung von poetisch anmutenden Fantasielandschaften im italienischen Stil spezialisiert. Charakteristisch für sein Werk sind die raffinierte Verwendung von Lichteffekten, die eine verträumte Stimmung erzeugen, sowie die Darstellung von rauen, hügeligen Landschaften, bei denen Ruinen auf die Vergänglichkeit von Kultur und Gesellschaft verweisen. Bei der Ruine von Schloss Brederode handelt es sich allerdings nicht um einen Überrest aus römischer Zeit, sondern um ein aus dem Mittelalter stammendes Schloss im Norden der Niederlande. Mithin transportiert Berchem nicht nur das südliche Arkadien in heimische Gefilde, sondern versetzt so auch die romantischen Vorstellungen fast in die Gegenwart des damaligen Betrachters. 1351 wurde das Schloss belagert und zerstört. In den Jahren von 1354 bis 1426 wurde es auf den alten Grundmauern vollständig wiederhergestellt. Doch noch im selben Jahr wurde vor allem der südliche Teil des Schlosses nochmals stark beschädigt. Nach einer Plünderung durch deutsche Soldaten im Jahr 1491 und einem Brand im Jahr 1573, der von spanischen Truppen gelegt wurde, verfiel es fast vollkommen zu einer Ruine, die Berchem hätte besuchen können.
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