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Jakob sieht im Traum die Himmelsleiter

Anna Gerresheim (1852-1921)1895

Kunstmuseum Ahrenshoop

Kunstmuseum Ahrenshoop
Ostseebad Ahrenshoop, Deutschland

Anna Gerresheim, 15 Jahre älter als Elisabeth von Eicken, war auch Paul Müller-Kaempff im Alter ein knappes Jahrzehnt voraus. Sie stammte aus einer kinderreichen Ribnitzer Bürgerfamilie, die finanziell knapp ausgestattet war und von der künstlerisch begabten Anna zunächst erwartete, dass sie mit ihrer Malerei auch respektable Einkünfte erzielen würde. Das betraf vor allem das Porträtfach. Doch Anna Gerresheim machte sich von diesem Anspruch frühzeitig frei. Studienreisen nach Dänemark, England und 1883 nach Paris lenkten ihren Blick auf künstlerisches Neuland, wobei sie die entscheidenden Impulse vom Pleinairismus Barbizons erhielt. Unter den deutschen Malern war es augenscheinlich Max Liebermann, dessen Haltung ihr imponierte.

In Ahrenshoop ließ Anna Gerresheim sich 1891 gemeinsam mit ihrer Schwester Bertha nieder, die mit Ersparnissen aus einer Lehrerinnentätigkeit in England hier ein Grundstück erwarb und den Bau eines Hauses finanzierte. Die Schwestern lebten vom gemeinsamen Garten und von künstlerischem Unterricht. Anna Gerresheim malte in der Natur, aber manche ihrer Werke gehen über eine reine Landschaftsinterpretation hinaus. In dem Gemälde „Jakob sieht im Traum die Himmelsleiter“ verdichtete sie ein Seherlebnis assoziativ zur Vision. Vielleicht hatte sie in den Wiesen um Ahrenshoop einen Hütejungen beobachtet, der beim Ausruhen eingeschlafen war. Über der weiten Ebene färbt sich eine Wolkentreppe im Schein der Abendsonne in durchsichtigen Rosatönen. In der Fantasie der Künstlerin formten sich die Wolkengebilde zu Wesen, die wie flügellose Engel zwischen Himmel und Erde auf- und niedersteigen. Eine zeitgenössische Variante der alttestamentlichen Legende, die seit dem vierten Jahrhundert das Bildprogramm der abendländischen Kunst bereicherte, war entstanden. Womöglich geht das Motiv, durch das Anna Gerresheim hier ein religiöses Gefühl ausdrückte, auf ihre Studienzeit in Dresden zurück. Ein Bild des Barockmalers und Rembrandtschülers Ferdinand Bol in der Dresdener Gemäldegalerie zeigt den im Offenbarungstraum von der irdischen Welt entrückten Jakob als Sinnbild der Verheißung. Hatte Anna Gerresheim bei diesem Offenbarungstraum die Kunst im Sinn? Es zeigt sich jedenfalls, dass ihre künstlerischen Ziele über die allein auf Landschaft orientierte Freilichtmalerei hinausgingen.

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  • Titel: Jakob sieht im Traum die Himmelsleiter
  • Ersteller: Anna Gerresheim (1852-1921)
  • Datierung: 1895
  • Abmessungen: 62 x 43 cm
  • Typ: Gemälde
  • Rechte: Kunstmuseum Ahrenshoop, alle Rechte vorbehalten
  • Material: Öl auf Leinwand
Kunstmuseum Ahrenshoop

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