Doch was macht eigentlich das Besondere an diesem Doppelporträt von Ilse Buhs aus? Zum einen ist es der ausgewogene, aber durchaus komplexe Bildaufbau: Senkrechte Mikrofonständer rhythmisieren den Hintergrund und geben eine strenge vertikale Ordnung vor. Vielfältige Diagonalen mit unterschiedlichsten Winkeln dynamisieren das Bildgeviert zugleich und bringen es regelrecht zum Schwingen. Das Quadrat wiederum ermöglicht eine Konzentration auf das Zentrum, das eindeutiger ist als beim herkömmlichen Quer- oder Hochformat. Und genau dort sind die Hände von Pianistin und Dirigent, von essenzieller Bedeutung für die Ausübung ihrer Kunst. Die Fotografin hat eine Mittelformatkamera benutzt, deren spezielle Bauweise es erlaubt, durch die geringe Schärfentiefe die vordere Bildebene zu betonen und so die Porträtierten besonders plastisch wirken zu lassen.
Komposition und Technik legen also die Grundlage, aber den besonderen Zauber des Bildes macht die Verbindung zwischen Abbado und Argerich aus. Körperhaltung, Kleidung und Habitus sind gleichermaßen lässig wie elegant, ihr Gesichtsausdruck ist von stillem Ernst. Eingefangen ist so ein Moment des Innehaltens, des tiefen künstlerischen Einvernehmens, das keine Worte braucht – ein Moment, in dem die beiden gleichermaßen ganz bei sich selbst wie auch beieinander sind.