Für Eleganz und Bequemlichkeit des Mannes im Haus sorgten Hausmäntel, die über Hemd, Kniehose und Weste getragen wurden. Die Bezeichnung Banyan deutet auf ihre indische Herkunft hin, von wo sie seit dem 17. Jahrhundert durch die Ostindischen Kompanien Englands, Frankreichs und der Niederlande importiert worden waren. Der verschlusslose Mantel ist aus zwei langen Seidenbahnen gefertigt, die im Rücken zusammengenäht und ohne Schulternaht nach vorn geführt wurden. Dort fallen sie lose übereinander. Seine langen, weiten Ärmel sind gerade eingesetzt und werden am Ende einmal umgeschlagen. Den Halsausschnitt rahmt ein kleiner Stehkragen. Der Mantel ist vollständig abgefüttert. Sein schlichter, vom japanischen Kimono abgeleiteter Schnitt bringt das großrapportige Muster des flaschengrünen Seidendamasts besonders gut zur Geltung. Damaste waren in den 30er und 40er Jahren des 18. Jahrhunderts sehr beliebt. Ihre Musterbildung entsteht durch einen Bindungswechsel, in diesem Fall Leinwand- und Atlasbindung. Der Hausmantel stammt aus dem Besitz des Balletttänzers Rudolf Nurejew (1938–1993), mit dem Martin Kamer von 1974 bis 1986 eng zusammengearbeitet hat. Der aus der Sowjetunion stammende Nurejew galt als der größte Star des klassischen Balletts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er hat die Rolle des männlichen Tänzers revolutioniert und eine Renaissance des klassischen Balletts initiiert.