Die Tafel, die einen Buchdeckel geschmückt haben dürfte, nimmt aufgrund der hier zu verzeichnenden monumentalen Darstellungsweise der Gestalten von Maria und dem Verkündigungsengel eine stilistisch isolierte Stellung ein. Beide sind in schlichte, antik wirkende Gewänder gekleidet, deren Faltensprache zur Verdeutlichung des Geschehens beiträgt. Der im Profil wiedergegebene Erzengel Gabriel, den Blick eindringlich auf Maria gerichtet, die Rechte im Redegestus erhoben, rafft mit der Linken das Tuch seines Umhangs. Die dabei spannungsvoll gebündelten Faltenzüge, zur Unterstützung der Gestik eingesetzt, korrespondieren mit dem analogen, indessen lockerer gebildeten Draperiegefüge des Marienmantels. Die künftige Gottesgebärerin scheint mit leicht geneigtem Antlitz den Worten des Engels zu lauschen; auf die Entgegennahme der Botschaft ausgerichtet sind ebenfalls die aus dem Umhang heraustretenden und sich öffnenden Hände. Zwischen den beiden über Erdhügeln stehenden Figuren wächst ein Baum empor und unterteilt die Szene gleich einer Doppelarkade. Aus der Windung des Stammes heraus breiten sich Äste mit Blattenden bis zum akanthus - geschmückten Bildrahmen aus – angesichts der sich nunmehr vollendenden Heilsgeschichte scheint die Natur von neuem zu erblühen.