Die »Flachsscheuer in Laren« ist ein Hauptwerk unter Liebermanns großen Arbeits- und Gruppenbildern der 1880er Jahre. Für Liebermann und seine Künstlerfreunde war Holland zu dieser Zeit ein wichtiges Reiseziel. In Rembrandt und Frans Hals fanden sie ihre künstlerischen Vorbilder und in der Arbeit vor dem Motiv eine Möglichkeit, sich von der dunklen Ateliermalerei nach dem Vorbild Munkácsys zu befreien. Zudem fanden sie dort das Ideal von bürgerlichem Gemeinschaftssinn und einem festen sozialen Gefüge verwirklicht. Die Freilichtmalerei war zu dieser Zeit noch verwirrend modern, mehr brüskierte aber das groß aufgefaßte Thema: In der niedrigen, aber weitläufigen, hellen Scheune sind alle Figuren mit derselben Arbeit, dem Flachsspinnen, beschäftigt.An der Fensterwand sieht man Kinder, die mit Hilfe von Schwungrädern den Flachsfaden auf die Spindel wickeln. Frauen und Mädchen stehen verteilt im Raum, ein Flachsbündel unter dem Arm, spinnen sie in ihren Händen den Faden. Die Szene ist bestimmt von einem gleichmäßigen, starken Rhythmus; die Parallelen der Dielen und Balken verstärken kompositorisch den Gleichklang. Die spinnenden Frauen stehen im Raum wie Säulen. Dargestellt ist ruhige Alltäglichkeit, auch Dauer in der gleichförmigen, sich ständig wiederholenden Bewegung.Auch der Farbgebung fehlen dramatische Kontraste, sie ist zurückhaltend und kühl. Ein helles, silbrig-graues Licht, wie es Liebermann an Holland so liebte, umfängt die Szene. Überhaupt ist es das Licht, das hier in vielfältigen Reflexen Leben und Schönheit betont – eine Alltagspoesie von gelassenem Klang.