Der in Breslau geborene und ausgebildete Willy Jaeckel war in den 1920 Jahren eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten Berlins. Er verkehrte in sezessionsnahen Kreisen, war Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und porträtierte zahlreiche Vertreter der Berliner Prominenz. Seit dieser Zeit weilte Jaeckel häufig auf der Insel Hiddensee, wo er in Kloster in der Nachbarschaft Gerhart Hauptmanns ein Haus besaß. Hinter dem glamourösen Erscheinungsbild des Malers steckte indessen ein Grübler, ein seelisch gezeichneter Mensch, der sich intensiv mit der Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz auseinandersetzte. Anders als die meisten Künstler seiner Zeit, hatte Willy Jaeckel schon 1914/15 mit seinem lithografischen Zyklus „Memento“ vehement gegen den Krieg Stellung bezogen. Wegen der schockierenden Darstellungen grausamen Sterbens wurde die Mappe kurz nach ihrem Erscheinen verboten. Nach Kriegsende zog sich der Künstler für mehrere Jahre in die Einsamkeit zurück. In dem Gebirgsort Gunzesried im Allgäu entstand sein grafisches Hauptwerk, der 200 Radierungen umfassende Bibelzyklus. Danach konzentrierte er sich wieder stärker auf die Malerei und ihre klassischen Genres, vor allem das Bildnis, den Akt und die Landschaft. Jaeckel entwarf nun ein positives, im Grundsatz harmonisches Bild vom zeitgenössischen Leben. 1925 nahm er ein Lehramt an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin an. Die öffentliche Erfolgsgeschichte des Künstlers datiert vor allem in die Jahre zwischen 1925 und dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur. Jaeckel arbeitete in dieser Zeit viel nach Modellen im Atelier, doch in den Sommermonaten auf Hiddensee zeichnete er gerne unter freiem Himmel. Landschaftsstücke entstanden dabei eher selten oder sind mit der Vernichtung seiner Werke 1944 in Berlin, die auch Jaeckel den Tod brachte, verloren gegangen. Jaeckels Hauptwerk der Landschaftskunst aus dem Hiddensee-Nachlass, jener Werkgruppe, die in seinem Sommerhaus in Kloster den Krieg überstand, ist der „Leuchtturm“. Diese exemplarische Arbeit drückt eine dem Porträtschaffen Willy Jaeckels konträre Parteinahme für Bereiche der Natur aus, die er als wild und ungebunden erlebte. Die in dem Bild eingefangene dramatische Gewitterstimmung mit der entwurzelten Pflanzenformation im Vordergrund ist zugleich auch Ausdruck für ein krisenhaftes Lebensgefühl des Künstlers.