Der Rundfunk ermöglicht zeitnahen Zugang zu Informationen auch in abgelegenen Gegenden. Dennoch war es ein langer, von politischen Wechselspielen geprägter Weg von der Erfindung der Elektronenröhre und Hans Bredows Vision des Rundfunks für alle bis zum heutigen Radio mit überwiegend freiem Zugang zu einer unüberschaubaren Anzahl an Sendern.

10 kW Langwellen-Rundfunksender aus Königswusterhausen (1925) von Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Auf Sendung

1919 postuliert Hans Bredow in einem Urania-Experimentalvortrag ein neues Medium, basierend auf der Technik der drahtlosen Telefonie bzw des Funks. Er nennt es Rund-Funk. Mit fortschreitender Entwicklung der Röhrensender wird dieses Medium Wirklichkeit.

Sendetisch des 1,5 kW-Rundfunksenders aus dem Heeresproviantamt Stuttgart-Feuerbach (1924) von Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H (1923 - 1955)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Da die Funkhoheit dem Deutschen Reich zukommt, ist die Deutsche Reichspost Betreiber der technischen Anlagen des Rundfunknetzes.

Die Programmorganisation ist dezentral unter dem Dach der ebenfalls von der Post 1925 gegründeten Reichs-Rundfunk-Gesellschaft aufgestellt.

10 kW Langwellen-Rundfunksender aus Königswusterhausen (1925) von Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Der erste deutsche Rundfunksender wird 1920 auf dem Funkerberg bei Königs Wusterhausen in Betrieb genommen. Seit 1911 existieren hier umfangreiche Sendeanlagen des Deutschen Heeres. Gesendet wird zunächst Presserundfunk, ab 1922 Wirtschafts- und ab 1923 Unterhaltungsrundfunk.

Die deutschen Rundfunksender 1928, Graphik (1928) von Reichs-Rundfunk-Gesellschaft RRG (1925 - 1945 [liquidiert 1961])Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Die Leistung des Senders Königs Wusterhausen reicht nicht zur Versorgung des Reiches aus. Mit dem Berliner Sender beginnt die Reichspost im Oktober 1923 den Aufbau eines dezentralen Sendernetzes. München folgt einige Monate später. 1924 werden sieben weitere Sender eröffnet.

100 kW Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks (1938) von C. Lorenz AG (1906 - 1958)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Rundfunk zu Propagandazwecken genutzt. Nach Sendebeginn der „Stimme Amerikas“ 1948 vom Sender Ismaning aus macht die Inbetriebnahme eines 20kW-MW-Senders in Hof 1948 deutlich, dass RIAS auch in die Sowjetischen Besatzungszone übertragen werden soll.

3 KW Störsender für die Frequenzen des "Rundfunk im amerikanischen Sektor" RIAS (1953) von VEB Funkwerk Leipzig (1948 - 1964)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Nachdem die Westmächte keine Sendezeit im Berliner Rundfunk bekommen, entsteht der Rundfunk im amerikanischen Sektor. Das innovative Programm des RIAS mit westlich geprägtem Meinungsbild wird schnell zum Feindbild der DDR-Führung, die den Empfang systematisch stört.

Senderöhre Telefunken RS 1828 (um 1970) von Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-TELEFUNKEN (1967 - 1972)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Pressefunkempfänger vom Typ E 376 SII zum Empfang der Meldungen von "Eildienst" und "DRADAG" (1927) von Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Auf Empfang

Ab April 1920 wird in einigen deutschen Städten ein Rundspruchdienst mit Nachrichten, Sport-, Wetter- und Zeitsignaldienst eingerichtet. Um Missbrauch vorzubeugen, stimmt ein Postbeamter den Empfänger grob auf die Wellenlänge ab und verplombt ihn. Der Kunde kann nur noch die Feinabstimmung regeln.

Rundfunkempfänger, Radion 3, Cronacustic Schalldosen und Sprechmaschinen AG, 1924, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Das Radion 3 ist ein Rundfunkempfänger in außergewöhnlichem Design und der einzige bekannte Rundfunkempfänger der Cronacustic Schalldosen- und Sprechmaschinen AG.

Mitte der 1920er Jahre herrschte in der deutschen Produktgestaltung eher nüchterne Sachlichkeit, wohingegen die USA für ihre ausgefallen, ästhetisch anspruchsvollen Designs unter anderem in Kugel- und Globusform bekannt waren.

Rundfunkempfänger OE333 mit Dreifachröhre 3NF (1926 /1927) von D. S. Loewe AG (1926 - 1930)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Als Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland gilt die Ausstrahlung der ersten Unterhaltungssendung am 29. Oktober 1923. Tagsüber laufen Nachrichtensendungen, Wirtschaft, Wetter, Börse, Unterricht und Vorträge. Nach 19 Uhr spielt Musik. Bis 1926 verdrängt das Röhrenradio den Detektorempfänger.

Rundfunkempfänger VE301w (1933 - 1938) von G. Schaub Apparatebau GmbH (1925 - 1954)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Die Nationalsozialisten nutzen die Massenmedien für ihre Zwecke und schalten den Rundfunk im Deutschen Reich gleich. Er wird zum wichtigsten Propagandainstrument für Hitlers Politik. Die Hörerzahlen steigen von vier Mio. Anfang 1932 auf über zwölf Mio. Mitte 1939.

Archivalie; Rundfunkgenehmigung Nr. 16, 15.07.1938, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Detektorempfänger in einer Nussschale (1920 - 1950) von unbekannter HerstellerMuseum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Selbst ist der Hörer

In den 1920er Jahren wird das Radiobasteln zu einem beliebten Hobby. Viele Bastler haben als Funker im Ersten Weltkrieg Erfahrungen gesammelt. In der Mangelwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg ist ebenfalls Kreativität gefragt: aus allen verfügbaren Materialien werden Empfänger gebastelt.

Dieser Eigenbau stammt wohl aus den 1920er oder 1930er Jahren. Erst CT-Bilder zeigten, dass es sich um einen Detektorempfänger handelt. Enthalten sind nur absolut notwendige Bauteile: selbstgewickelte Spule und Detektorkristall. Eine Spannungsquelle ist nicht nötig. Der Federkontakt wird mit dem Korallenstück über den Kristall bewegt, um einen Hot Spot zu finden der den Empfang ermöglicht. Die Frequenz lässt sich nicht ändern, so dass nur der Ortssender empfangen werden konnte.

Drahtfunkempfänger im Gehäuse eines Feldfernsprechers, Eigenbau, 1945 - 1950, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Aus dem Gehäuse eines Feldfernsprechers, einem Selengleichrichter und zwei Röhren aus Funkgeräten der Luftwaffe wurde ein Gerät für den Empfang des Drahtfunks gebaut. Die Konfiguration deutet auf einen typischen Radiobastler dieser Zeit hin, der bereits als Kriegsfunker einschlägige Erfahrung sammelte.

Transistorradio Regency TR1 (1954 - 1956) von Industrial Development Engineering Associates (IDEA); Texas Instruments Co. (gegr. 1951)Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

In die Tasche gesteckt

Sieben Jahre nach der Erfindung des Transistors in 1947 verhilft das Transistorradio diesem zum Durchbruch in der Unterhaltungselektronik. Es ist sehr viel kleiner und leichter als die weit verbreiteten Kofferradios, erreicht aber nicht deren Klangqualität. Trotzdem wird es ein Verkaufsschlager.

Dieses Regency TR-1 war das erste kommerzielle Transistorradio der Welt. Die roten Dreiecke auf dem Frequenzeinstellrad markieren die CONELRAD-Frequenzen, auf denen die Bevölkerung der USA im Falle eines Atomkrieges gewarnt werden sollte.

Rundfunkempfänger Sternchen 57/69 TT, VEB Stern-Radio Sonneberg (RFT), 1959, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Berlin, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Mitwirkende: Geschichte

Musik aus dem Äther. Die Pioniere des Rundfunks

Eine virtuelle Ausstellung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

Kuratorin: Dr. Tina Kubot

Alle Objekte aus dem Bestand der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

www.museumsstiftung.de

Quellen:

Bredow, Hans: Im Banne der Ätherwellen, Stuttgart, 1956.

Rein, Hans; Wirtz, Karl: Radiotelegraphisches Praktikum, Berlin, 1922.

Nesper, Eugen: Ein Leben für den Funk, München, 1950

Glaser, Hermann; Koch, Hans Jürgen: Ganz Ohr. Eine Kulturgeschichte des Radios in Deutschland, Köln, 2005

Quelle: Alle Medien
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