Das von Walter Gropius 1919 in Weimar gegründete Bauhaus zog im Jahr 1925 in die damals aufstrebende Industriestadt Dessau. Als „Hochschule für Gestaltung“ richtete es sich hier in einem radikal modernen Schulgebäude neu ein und begründete in Dessau seinen bis heute anhaltenden internationalen Ruhm als „Ikone der Moderne.“ Aber nicht nur das neue Schulgebäude, sondern auch die modern ausgestatten Wohnateliers für die Bauhausmeister, in denen Walter Gropius, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy und Georg Muche arbeiteten und mit ihren Familien lebten, sind als Ensemble der Meisterhäuser bis heute weltberühmt. Das Bauhaus erlebte in Dessau die Blütezeit seiner Produktivität, auch deshalb weil hier die Werkstätten, die nun von ehemaligen Studierenden als „Jungmeister“ geführt wurden, sich konsequent auf das Entwerfen von Modellen und Prototypen für die Serien- und Massenproduktion orientierten. Marcel Breuer entwickelte hier seine berühmten Stahlrohrmöbel, Marianne Brandt baute für die Metallwerkstatt eine Zusammenarbeit mit Herstellern von Leuchten in Leipzig und Berlin auf und unter Gunta Stölzl entwarf die Bauhausweberei Textilgestaltungen, die als Möbelstoffe, Bodenbeläge oder Wandbespannungen unmittelbar anwendbar sind. So sollte die Vision einer angewandten Kunst, die als neue Gestaltung mit den Möglichkeiten der Industrie breiten Bevölkerungsschichten ein besseres und modernes Leben bot, endlich verwirklicht werden. Wegweisend dafür waren auch die seriell auf der Baustelle fabrizierten Typenhäuser, der von Gropius entworfenen Wohnsiedlung Dessau-Törten im Süden der Stadt, die dort ebenfalls errichteten „Laubenganghäuser“, die in der 1927 – erst in Dessau eingerichteten – Architekturabteilung unter der Leitung von Hannes Meyer entstanden und auch das 1928 von Gropius entworfene „Arbeitsamt“ sowie 1931 eine „Trinkhalle“ von Ludwig Mies van der Rohe. In den acht Dessauer Bauhausjahren haben von 1925 bis 1932 alle drei Direktoren - Gropius, Meyer, Mies - gewirkt und auch mit ihren Bauten Spuren in der Stadt hinterlassen. Das Spektrum der Gäste und Verbündeten reichte von russischen Konstruktivisten wie El Lissitzky und Naum Gabo und dem Suprematisten Kasimir Malewitsch, über die Dadaisten Kurt Schwitters und Raoul Hausmann bis zu Philosophen des „Wiener Kreises“ um Otto Neurath und Rudolph Carnap. Auch moderne Musiker wie Bela Bartok und die Ausdrucktänzerin Gret Palucca traten wiederholt am Dessauer Bauhaus auf. Das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser in Dessau zählen gemeinsam mit den Bauhausstätten in Weimar und der ADGB Bundesschule in Bernau zum UNSECO Welterbe. Die 1976 begründete Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau ist die zweitgrößte Bauhaussammlung der Welt. Den Grundstock bildeten bis 1990 vor allem persönliche Nachlässe und Schenkungen ehemaliger Bauhäusler, vermittelt über Netzwerker, Kunsthändler und unermüdliche Bauhaus-Lobbyisten in der DDR. Dazu gehören z.B. die Nachlässe von Marianne Brandt, Franz Ehrlich, Carl Fieger, Konrad Püschel, Grete Reichard und Hajo Rose. Aber auch ein bedeutendes Konvolut von Arbeiten und Entwürfen von Hannes Meyer und Lena Meyer-Bergner konnte erworben werden. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist die Sammlung dank großzügiger Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Sachsen-Anhalt mit dem Erwerb von bedeutenden Konvoluten und weiterer Nachlässe wesentlich erweitert worden. Heute umfasst die Dessauer Sammlung über 40.000 Objekte und Dokumente zur Geschichte des Bauhauses von 1919 bis 1933, vor allem zur Blütezeit des Bauhauses in Dessau von 1925 bis 1932, sowie zur Rezeptionsgeschichte der Institution, insbesondere in Ostdeutschland 1945 bis 1989. Neben Entwürfen aus der Bauklasse und einer reichen Fotosammlung zählen originale Möbelgruppen, Lampen, Textilien, Hausrat aus der Metall-, Holz- und Webereiwerkstatt sowie künstlerische Arbeiten von Studierenden und Lehrenden zu den Sammlungsschätzen. Einzigartig ist diese Sammlung vor allem durch ihre unmittelbare Nähe zu den Dessauer Bauhausbauten. Dadurch ist es möglich, die Exponate am Ort ihres Entstehens und in jenem baulich-räumlichen Kontext zu erleben, für den sie einst entworfen worden sind. Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums des Bauhauses wird im Jahr 2019 das Bauhaus Museum Dessau eröffnet, in dem die Sammlung erstmals umfassend öffentlich zu sehen sein wird.
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