Von "Österreichische Nationalbibliothek"
Österreichische Nationalbibliothek
Kaiserin Maria Theresia
Obwohl die Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn nie zur Kaiserin gewählt oder gar gekrönt wurde, kennt sie dennoch jeder als Kaiserin Maria Theresia. Sie ist eine der bedeutendsten und populärsten Herrscherpersönlichkeiten der Habsburgerdynastie und bis heute die einzige Frau an der Regierungsspitze des Landes.
"Der Zug von Hof nach St. Stephans Thomkirchen" (1740) von Georg Christoph KrieglÖsterreichische Nationalbibliothek
Die Erbhuldigung „der Allerdurchleuchtigst-Großmächtigsten Frauen“
Als Karl VI. 1740 ohne männlichen Erben starb, fand bereits einen Monat nach seinem Tod eine sogenannte Erbhuldigung statt: Die niederösterreichischen Stände bezeugten der neuen Landesherrin Maria Theresia in einem großen Festzug über den Wiener Graben ihre Loyalität.
Ehefrau und Mutter
Am 12. Februar 1736 heiratete Maria Theresia den acht Jahre älteren Herzog Franz Stephan von Lothringen in der Wiener Augustinerkirche. Die Heirat ist eine Liebesheirat, auch wenn sie aus politischem Kalkül arrangiert wurde. Maria Theresia und Franz Stephan wurden Eltern von 16 Kindern, wovon zwei im Säuglings- und vier weitere im Jugendalter starben. Der Alltag der Kinder war geprägt von einem straffen Tagesablauf und einer überaus ehrgeizigen Erziehung.
Institutio archiducalis
Um die männlichen Nachkommen auf ihre zukünftigen politischen Aufgaben vorzubereiten, beauftragten die Eltern Georg Philipp von Rottenberg mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Bildungsprogramms: die „Institutio archiducalis“. Der Inhalt ist in sieben Bereiche geteilt: Religion, Mensch (Sitten), Ausdrucksmöglichkeiten der Gedanken, Mathematik, Geographie, Geschichte und Freie Künste. Die dreibändige Handschrift zeigt in aufklappbaren, buchförmigen Barockkassetten wunderbar gestaltete Unterrichtstafeln, die zum Aufhängen teilweise gelocht wurden.
Strenger Katholizismus
Maria Theresia betrachtete sich als Herrscherin von Gottes Gnaden, der Glaube und Tradition über alles gingen. Trotz ihrer tiefen Verwurzelung im Katholizismus schränkte die Pragmatikerin Maria Theresia den Einfluss der Kirche in ihrem Herrschaftsgebiet ein, indem sie kirchliche Einrichtungen der staatlichen Aufsicht unterstellte.
Barocke Lebensfreude
Ebenso zum barocken Zeitgeist gehörten öffentliche Vergnügungen aller Art. Maria Theresia, die eine gediegene musikalische Ausbildung genoss und auch als Sängerin auftrat, ließ Pavillons und Theater zur Unterhaltung des höfischen Publikums einrichten. Auch das "alte" Burgtheater wurde unter Maria Theresia errichtet. Die zahlreich abgehaltenen Hoffeste dienten der Repräsentation und der habsburgischen Selbstdarstellung.
Theresianische Staatsreform
Maria Theresia war knapp 23 Jahre alt, als sie die Regierungsgeschäfte übernahm und die nächsten Jahre damit beschäftigt, ihr Reich gegen ihre Nachbarn zu verteidigen. Erst nach diesen Kriegen setzte sie jene Reformen um, für die sie berühmt wurde. Bei der Ausarbeitung der Reformen stand ihr ein Kreis namhafter, vom Gedankengut der Aufklärung geprägter Gelehrter zur Seite. Leitgedanke all ihrer Maßnahmen war, dass an Stelle der zersplitterten ständischen Einrichtungen ein absolutistischer Staatsapparat treten sollte. Am nachhaltigsten sind ihre Strukturänderungen im Bildungs- und Schulwesen. Mit der „Allgemeinen Schulordnung“ wurde der Grundstein für die Entstehung eines einheitlichen Elementarschulwesens für alle Kinder ab sechs Jahren gelegt.
„Das Vordringen zur Wahrheit und die Bekämpfung des Aberglaubens und der Scharlatanerie“
Trotz einiger Zensurmaßnahmen, die Maria Theresia durchführen ließ, erlebten die Wissenschaften unter ihr einen bemerkenswerten Aufschwung. Eine zentrale Rolle ist in dieser Hinsicht Franz Stephan von Lothringen nach seiner Wahl zum römisch-deutschen Kaiser im Jahre 1745 zuzuschreiben. Die in Wien neu etablierten kaiserlichen Sammlungen wie das Naturalienkabinett gehen wesentlich auf seine Initiative zurück. Forschungsreisen, allen voran die große Karibikexpedition des Nikolaus Joseph von Jacquin, lieferten Exponate für die Kabinette, Gärten und Menagerien.
„Die Tortur wird abgeschafft“
1768 tritt die „Constitutio Criminalis Theresiana“ als einheitliches Strafrecht im gesamten Staatsgebiet der Habsburgermonarchie, mit Ausnahme Ungarns, in Kraft. In diesem Strafgesetzbuch wird nach wie vor die Folter („peinliche Befragung“) als probate Methode zur Erlangung eines Geständnisses angesehen. Damit bedeutete dieses neue Gesetzbuch keine Reform im Sinne der Aufklärung, es schrieb nur eine Vereinheitlichung der Foltermethoden fest.
„gänzliche übergebung einer witwe in willen Gottes"
Der plötzliche Tod ihres Ehemannes Franz Stephan 1765 stürzt Maria Theresia in tiefe Verzweiflung, sie trägt ab diesem Zeitpunkt ausschließlich schwarze Witwentracht. Die Kaiserwürde wird an ihren ältesten Sohn Joseph II. übertragen, Maria Theresia behält jedoch bis zu ihrem Tod die Kontrolle in der Regierung. Im November 1780 wird der Gesundheitszustand der Regentin immer schlechter. Sie stirbt am 29. November, am 3. Dezember 1780 erfolgt die Beisetzung Maria Theresias in der Kapuzinergruft an der Seite ihres Ehemannes.
Mythos Maria Theresia
Maria Theresia gilt als „Landesmutter“, die den Zusammenhalt der Völker garantierte, und wurde zu einer Symbolfigur österreichischer Geschichte. Ein Mythos, der bis heute nachwirkt und sich in Biografien, Denkmälern, Romanen, Filmen, Theaterstücken und Ausstellungen zeigt.
Audienz bei Maria Theresia
Die Ausstellung „Maria Theresia“ im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek präsentiert Habsburgs mächtigste Frau vom 17. Februar bis 5. Juni 2017 in 16 thematischen Stationen. Über 160 Bilder, Druckwerke und Handschriften stellen sie in ihren unterschiedlichsten Facetten dar.
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