Die Anfänge der Elektromobilität lagen bereits im 19. Jahrhundert und schon früh wurden
Elektromobile bei der Post eingesetzt. Elektrofahrzeuge waren vor allem auf
Kurzstrecken und mit geringen Transportlasten vorteilhaft, so dass die Post sie hauptsächlich im Orts- und Vorortsverkehr einsetzte.

Holzstich "Elektrischer Motorpostwagen in Berlin" (um 1900)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Erste Versuche mit elektrisch betriebenen Postwagen unternahm die Kaiserliche Reichspost bereits 1899 in Berlin. Äußerlich orientierten sie sich noch stark an den Postkutschen der Zeit.

Modell "Dreirad mit Elektroantrieb für den Briefsammeldienst in Bayern", Werner Birmann, Nürnberg, um 1900, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Die bayerische Staatspost erprobte ab 1901 kostenfrei dieses Dreirad der Fa. „Elektrizitäts-AG vorm. Schuckert & Co.“ aus Nürnberg. Aufgrund der zu geringen Lebensdauer wurde es 1903 ausgemustert.

Modell "Elektro-Dreirad "B.E.F." der Kaiserlichen Reichspost", Berliner Elektromobilfabrik (B.E.F.) (1907 - 1913), um 1910, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Um 1910 setzte die Reichspost diese Elektromobile zur Briefbeutelbeförderung und Eilpaketzustellung ein. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren waren sie geräuscharm und abgasfrei.

Fotografie "Übernahme der ersten elektrischen Hansa-Lloyd-Paketwagen der Kaiserlich Deutschen Reichspost, Posthalterei Berlin" (1908)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Einen erfolgreichen Großversuch startete die Reichspost 1908 in Berlin und Leipzig mit elektrischen Hansa-Lloyd-Paketwagen. Ihre Vorteile bestanden in der hohen Lebensdauer, der geringen Störanfälligkeit, den niedrigen Instandhaltungskosten, dem sparsamen Stromverbrauch und der einfachen Bedienung.

Modell "Elektro-Briefsammelwagen der Kaiserlichen Reichspost" (um 1910) von Pagel und GrünwaldMuseum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Um 1910 wurden in Hamburg zwei dieser elektrischen Briefsammelwagen eingesetzt. Sie beförderten eine Nutzlast von 200 kg, leisteten 5 PS und erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h.

Elektrischer Paketzustellwagen Bergmann "BEL 2500" (1920) von Bergmann Elektrizitätswerke AG (1891 - 1949)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Die von der Reichspost beschlossene „Vollverkraftung des Ortsdienstes“ war in Berlin bereits 1925 umgesetzt: 360 elektrische Postwagen ersetzten 1000 Pferde. Sie hatten einen Aktionsradius von 60 km.

Elektro-Lastwagen Hansa-Lloyd (1928) von Hansa-Lloyd-Werke, Bremen (gegr. 1914)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Neben der Bergmann Elektrizitätswerke AG aus Berlin als größtem Zulieferer von Elektrofahrzeugen für die Reichspost gehörten die Hansa-Lloyd-Werke aus Bremen zu den führenden Herstellern.

Bei den großen Paketwagen war die aus 40 Zellen bestehende Batterie unter dem Fahrgestellrahmen aufgehängt. Die Aufladung erfolgte getrennt vom Fahrzeug, um die Wagen in ständiger Betriebsbereitschaft zu halten.

Fotografie "Austausch und Wartung der Batterie an einem Bergmann 2t-Elektropostkraftwagen in der Ladestelle der Posthalterei Berlin" (1932) von Photothek, BerlinMuseum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Es wurde auf einen schnellen Batterieaustausch Wert gelegt und zum elektrischen Fuhrpark der Reichspost gehörten somit auch Ersatzbatterien. Der sogenannte Batterietrog wurde mit Hilfe eines Rollwagens montiert.

Modell "Elektro-Paketzustellwagen Hansa Lloyd der Deutschen Reichspost" (1934 - 1945) von Premium ClassiXXs GmbH (gegr. 2002)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Nach einer Verordnung der nationalsozialistischen Behörden wurden 1934 alle Fahrzeuge der Post rot gestrichen. 1938 hatte der Bestand der Reichspost mit 2648 Elektrowagen seinen Höchststand erreicht.

Elektrischer Paketzustellwagen Maschinenfabrik Esslingen „EL 2500 E", Maschinenfabrik Esslingen (1846 - 2003), 1952, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Bundespost erneut, in Zusammenarbeit mit den Produktionsfirmen Maschinenfabrik Esslingen und Lloyd-Motorenwerke Bremen, Elektrofahrzeuge zu entwickeln.

Modell "Elektrowagen Lloyd "EL 2500" der Deutschen Bundespost um 1953", Deutsche Bundespost (DBP) (1949 - 1994), 1963, Aus der Sammlung von: Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation
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Trotz der Vorteile dieser 2,5-t-Zustellwagen als idealen Stadtfahrzeugen scheiterte 1958 der weitere Einsatz von Elektrofahrzeugen bei der Bundespost am wirtschaftlichen Gesamtergebnis.

Fotografie "Bergmann Elektrokraftpostwagen der Deutschen Post (DDR) in Berlin" (1953)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Die Entwicklung bei der Deutschen Post der DDR verlief ähnlich und die Produktion von Elektrofahrzeugen wurde Mitte der 1950er Jahre eingestellt. Zunächst wurden jedoch die im Volksmund „Suppentriesel“ genannten Bergmann-Wagen bis zu ihrer technisch bedingten Ausmusterung weiter genutzt.

Elektrokarren "EK 2002" mit Fußsteuerung (1959) von Maschinenfabrik Esslingen (1846 - 2003)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Vor allem die für den innerbetrieblichen Transport der Post eingesetzten Flurförderfahrzeuge, die auch in geschlossenen Räumen verkehrten, wurden grundsätzlich elektrisch angetrieben.

Fotografie "Bundespostminister Kurt Gscheidle stellt neuen Versuch mit Elektrofahrzeugen bei der Bundespost in Bonn vor" (1981)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Nach der Ölkrise der 1970er Jahre und aufgrund der gestiegenen Treibstoffpreise startete die Post einen neuen Versuch mit Elektrofahrzeugen, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und einem Aktionsradius von 70 km. Er scheiterte am alten Hauptproblem: den Batterien und der Lade-Infrastruktur.

Fahrrad mit Elektromotor "BIRIA" für Zusteller der Deutschen Post AG (2001) von Biria Bike Group Sachsen Zweirad GmbH (1982-2006)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Seit dem Jahr 2000 werden bei der Deutschen Post im Bereich der Zustellung Elektrofahrräder der Pedelec-Klasse eingesetzt, d.h. der Fahrer wird beim Treten von einem Elektroantrieb unterstützt.

Quadracycle "DHL Cubicycle" mit abnehmbarem Container (2017) von Flevobike (gegr. 1989)Museum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Seit 2014 gibt es bei der DHL Pilotversuche für die Zustellung von Paket-Sendungen per Fahrrad. Auf das Cubicycle kann der Zusteller eine Containerbox mit Express-Sendungen direkt montieren.

Fotografie "StreetScooter-Elektrofahrzeuge der Deutsche Post DHL Group auf der Fahrt durch Stuttgart" (13.10.2016) von Achim ZweygarthMuseum für Kommunikation Frankfurt, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Da es bei den Automobilkonzernen an passenden auf den Postbetrieb zugeschnittenen Elektrofahrzeugen mangelt, stellt die Deutsche Post DHL Group seit 2014 mit der StreetScooter GmbH als Tochtergesellschaft eigene Elektro-Zustellfahrzeuge her.

Mitwirkende: Geschichte

Voll geladen. Wie Elektromobilität die Post veränderte

Eine virtuelle Ausstellung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

Kuratorin: Wenke Wilhelm

Alle Objekte aus dem Bestand der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

www.museumsstiftung.de

Quellen:

Burkert, Gerhard: Der technische Kraftfahrdienst bei der Deutschen Bundespost, Goslar 1963.

Hubrig: Das Elektrofahrzeug im Dienste der Deutschen Reichspost, seine verkehrs- und volkswirtschaftliche Bedeutung, in: Archiv für Post und Telegraphie, 1935, S. 133–143.

Maderholz, Erwin: Elektrofahrzeuge im Postdienst, in: Archiv für deutsche Postgeschichte, Bd. 2, 1981, S. 5–33.

Quelle: Alle Medien
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