Rück- und Weiterbauen

Einblicke in die jüngste Transformation 2017-2021

Von "Tonhalle Zürich"

Tonhalle Zürich

Visualisierung, Projekt Rafael Moneo (2005/2005) von Rafael MoneoTonhalle Zürich

Kongresshaus und Tonhalle Zürich sind in den 2000er-Jahren Gegenstand von verschiedenen Überlegungen. Das Kongresshaus genügt bezüglich Bausubstanz und Ausstattung den Ansprüchen nicht mehr – die Platzverhältnisse sind knapp. Auch bedarf die Grosse Tonhalle einer Restaurierung.

Rafael Moneo gewinnt 2005 den Wettbewerb für ein neues Kongresszentrum. 2008 scheitert dieses Bauvorhaben am Willen der Stimmberechtigten, die sich gegen den notwendigen Landerwerb aussprechen.

Modell, Projekt ARGE Boesch Diener (2013/2013) von ARGE Boesch DienerTonhalle Zürich

Projektentwicklung im Dialog

Gemeinsam erarbeiten die Stadt Zürich, die Kongresshaus-Stiftung Zürich, das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, die  Nutzenden und die Planenden ab 2009 ein Instandsetzungsprojekt. Aus dem Wettbewerb geht das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Boesch Diener als Sieger hervor. 

Visualisierung, Projekt ARGE Boesch Diener (2015/2015) von ARGE Boesch DienerTonhalle Zürich

Die Instandsetzung 2017−2021 umfasst unter anderem die Sanierung der Tragstruktur und der gesamten Gebäudetechnik sowie die Anpassungen des Brandschutzes und der Fluchtwege.

Der Gebäudekomplex, der sich aus der Tonhalle (1895) und dem Kongresshaus (1939) zusammensetzt, wird als unteilbares Ganzes architektonisch in Wert gesetzt. Ziel ist, das Bauwerk durch sein Nutzungspotenzial und den baukulturellen Wert der Bevölkerung wieder näher zu bringen.

Grundriss Erdgeschoss/Saalgeschoss, Projekt ARGE Boesch Diener (2015/2015) von ARGE Boesch DienerTonhalle Zürich

Die Pläne vom Erdgeschoss und Saalgeschoss zeigen die unterschiedliche Eingriffstiefe in den verschiedenen Bereichen:

Gelb = Abbruch
Rot = Neu
Schwarz = Bestand

Kongresshaus und Tonhalle: Öffnung und AufbruchTonhalle Zürich

Nord-Fassade, Aufbau Panoramasaal (2017/2017) von Marcel Werren, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Öffnung

Der Rückbau des Panoramasaals hat die Rekonstruktion der ursprünglichen Offenheit und Grosszügigkeit zum Ziel: Eine Terrasse soll den Kongresssaal flankieren und das Konzertfoyer wieder zum See hin öffnen. Dadurch wird der Bezug zum Tageslicht und zur Landschaft wieder hergestellt.

Abriss Panoramasaal (2017/2017) von Marcel Werren, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Das gerundete Wandstück mit den fünf kreisrunden Öffnungen ist ebenso wie der filigrane Betonrohbau von Robert Maillart ein schützenswertes Bauteil aus der Bauzeit von 1937−1939 und wird gesichert.

Visualisierung Gartenterrasse, Projekt ARGE Boesch Diener (2015/2015) von ARGE Boesch DienerTonhalle Zürich

Der Blick in Richtung See und Alpen wird wieder frei. Über eine Treppe ist die Terrasse vom General-Guisan-Quai her erschlossen. Links im Bild das Restaurant, rechts der Kongresssaal.

Terrasse während dem Bau, Kongresshaus und Tonhalle Zürich (2019/2019) von Thies WachterTonhalle Zürich

Baufortschritt 2019: Auf der Terrasse entsteht das öffentlich zugängliche Restaurant.

Vestibül Kongresshaus vor der Instandsetzung (2016/2016) von Marcel Werren, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Durchblicke

Die Raumsituation im Vestibül des Kongresshauses zeigt vor der Instandsetzung  2017−2021 architektonisch unvorteilhafte Unterteilungen und verschlossene Türen. Das Vestibül wurde in den 1980er-Jahren unterteilt und der Gartenhof zugebaut. Der Raum wirkt dunkel und bedrückend. 

Vestibül Kongresshaus vor der Instandsetzung (2016/2016) von Marcel Werren, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die Einbauten der 1980er-Jahre beschneiden den ursprünglich grosszügigen Treppenaufgang. Links der Eingang zum Club-Bereich mit «Le Bal» und «Adagio».

Vestibül Kongresshaus während den Bauarbeiten (2019/2019) von Thies WachterTonhalle Zürich

Das Kongresshaus-Vestibül ist nach dem Rückbau der Einbauten der 1980er-Jahre wieder durchgehend offen. Ein fehlender Teil der Treppe zum Foyer wird im Rohbau rekonstruiert.

An der Decke zeigt sich die Erneuerung der Gebäudetechnik: die Räume werden mit zeitgemässer Licht-, Schall- und Brandschutztechnik ausgerüstet.
Erkennbar ist auch die materialsparende Rippen-Tragkonstruktion der Decke von 1939, die mittels vorgefertigten Schilfrohrkörben als sogenannte «verlorene Schalung» betoniert wurde.

Wegsystem im Erdgeschoss des Kongresshauses (2013/2013) von ARGE Boesch DienerTonhalle Zürich

Die Instandsetzung 2017−2021 macht das alte Wegsystem im Gebäude wieder erleb- und begehbar.

Vestibül Tonhalle vor der Instandsetzung (2016/2016) von Marcel Werren, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Der Kultur eine würdige Bühne

Auch das erstklassige kulturelle Angebot der Grossen Tonhalle erhält eine zeitgemässe, würdige Infrastruktur.



Neben der Restaurierung der Grossen Tonhalle und des Vestibüls erfahren die Backstageräume des Orchesters und der Verwaltung eine Aufwertung.

Restaurierungskonzept der Grossen Tonhalle (2017/2017) von Arbeitsgemeinschaft ToKoTonhalle Zürich

Haefeli Moser Steiger suchen 1937−1939 eine Verbindung des alten Saals mit dem Ausdruck des neuen Kongresshauses. Sie hüllen den Saal in ein einheitliches Farbkleid, versehen die Dekorationsmalereien mit einem dämpfenden Schleier, reduzieren die Goldakzente und überstreichen die roten Stuckmarmorsäulen.

Mit der Rückführung dieser Massnahmen nähert sich die Grosse Tonhalle dem Erscheinungsbild von 1895 an.

Proberestaurierung, Grosse Tonhalle (2017/2017) von Michael BuholzerTonhalle Zürich

Während der Restaurierung wird mit Musterflächen gearbeitet, um ihre Wirkung im Kontext des ganzen Saals zu überprüfen. Im Bild zu sehen ist eine Proberestaurierung: die gold-glänzende Fläche zeigt die Wiederannäherung an 1895.

Brüstung, Grosse Tonhalle (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Parallel zur Restaurierung wird die Schalldämmung, Lüftung und Befeuchtung in der Grossen Tonhalle rundum erneuert. Akustiker prüfen alle diese Massnahmen vor der Ausführung – schliesslich soll die weitherum gelobte Akustik keinesfalls unter den Veränderungen leiden, sondern sogar noch besser werden.

Bögen, Säulen und Deckenmalereien von 1895, Grosse Tonhalle (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die Bauarbeiten bringen Überraschungen: Beispielsweise die Entdeckung der Bausubstanz von 1895, die mit dem Umbau von 1939 für die Einrichtung einer Empfangstheke des Kongresshauses hinter einer Verkleidungen verschwunden ist. Die vorgefundenen Farbanstriche von 1895 geben wichtige Hinweise für die Restaurierung der Grossen Tonhalle.

Dachraum Grosse Tonhalle (2018/2018) von Werner GrafTonhalle Zürich

Eine herausfordernde Aufgabe

Ein versteckter Raum muss vieles leisten: Die Decke der Grossen Tonhalle wird zur Verbesserung der Erdbebensicherheit mit mehreren hundert Gewindestangen am alten Stahltragwerk von 1895 aufgehängt.

3D-Modell: Dachraum der Grossen Tonhalle (2015/2015) von Gruenberg + Partner AGTonhalle Zürich

Zur Optimierung der Raumkonditionen in der Grossen Tonhalle wird die Lüftungstechnik erneuert und eine thermische Dämmung eingebaut. Die grossen Ventilatoren der 1930er-Jahre sind beste Qualitätsarbeit, sie werden nicht ersetzt, sondern Instand gestellt. Die Lüftungskanäle müssen höchsten akustischen Anforderungen genügen.

Kupferdach der Tonhalle Zürich (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Das Grün der historischen Kupfereindeckung fällt im Stadtbild auf. Das Dach bleibt erhalten.

Maillard-Pilzstützen (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die statischen Elemente stammen vom international bekannten Bauingenieur Robert Maillart. Sie sind damals im Sinne der Material- und Kostenersparnis optimal schlank dimensioniert worden.

Die für sein Werk typischen Pilzstützen werden den heutigen Normen des Erbebenschutzes angepasst.

Bauen im Seegrund (2018/2018) von Werner GrafTonhalle Zürich

Kongresshaus und Tonhalle Zürich sind − wie alle Nachbargebäude auch − nach der Quai-Aufschüttung von 1887 durch Ingenieur Arnold Bürkli, auf Holzpfählen errichtet worden. Während der Bauzeit 2017-2021 verhindert die permanente Überwachung des Grundwasserspiegels Schäden.

Die Fundamentplatte der Erweiterung wird unter Wasser betoniert.

Baustelle, Kongresshaus und Tonhalle Zürich (2017/2017) von Michael BuholzerTonhalle Zürich

An einigen Orten im Haus kommt schwache und heterogene Bausubstanz der Vorkriegsjahre zum Vorschein. Da die Umbauten der 1980er-Jahre schlecht dokumentiert sind, treffen die Planerinnen und Ingenieure immer wieder auf Unerwartetes – keine Erleichterung für den vorgesehenen Einbau leistungsfähiger Fluchttreppen oder neuer Liftverbindungen.

Luftaufnahme, Kongresshaus und Tonhalle Zürich (2021/2021) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Kongresshaus und Tonhalle Zürich vor der Wiedereröffnung im September 2021. Das Ensemble hat seine alte Strahlkraft zurück.

Mitwirkende: Geschichte

Diese Ausstellung wurde anlässlich der Eröffnungstage Kongresshaus und Tonhalle Zürich vom 4./5. September 2021 und den Europäischen Tagen des Denkmals erstellt.

Eine Kooperation der Denkmalpflege Kanton Zürich mit dem Amt für Hochbauten, Stadt Zürich.

Kuratiert von
Nina Berner, Hochbaudepartement Stadt Zürich
Stefan Businger, Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Anatole Fleck, Hochbaudepartement Stadt Zürich
Julia Gerster, Denkmalpflege Kanton Zürich
Roger Strub, Denkmalpflege Kanton Zürich

Redaktor bei Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich

Quelle: Alle Medien
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