Wer heute einen Bummel durch die Hamburger Innenstadt macht, kommt an der Mönckebergstraße nicht vorbei. Sie ist eine der Haupteinkaufsstraßen der Stadt und verbindet den Hauptbahnhof mit dem Rathausmarkt. Das war nicht immer so. Denn die Mönckebergstraße ist relativ neu, eine Idee des frühen 20. Jahrhunderts. Damals erholte sich die Stadt gerade von der 1892 ausgebrochenen Choleraepidemie. Die Seuche hatte die meisten Todesopfer unter den Bewohnern der engen Gängeviertel von Alt- und Neustadt gefordert. Die Stadt beschloss neben einer radikalen Flächensanierung auch die Anlage einer neuen Straße, wohl mit den Hintergedanken, die im Gängeviertel lebenden sozialdemokratischen Arbeiterfamilien in die Hamburger Randbezirke zu verdrängen. Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg war übrigens Vorsitzender der Sanierungskommission – und damit maßgeblich an der Modernisierung des Viertels beteiligt.
Mit der Mönckebergstraße als neuer Verkehrsachse änderte sich seit 1910 das Gesicht der Innenstadt grundlegend. Aus einer engen Wohngegend wurde ein modernes Geschäftsviertel mit großflächigen Büro- und Kontorhäusern. Unter Baudirektor Fritz Schumacher, der übrigens auch Architekt unseres Museums war, verschwanden die alten Gängeviertel, die Bewohner zogen nach und nach in die neuen Hamburger Wohnbezirke. Dafür entstanden Bürokomplexe nach amerikanischem Vorbild - die so genannten „Hamburger Kontorhäuser“ - die nicht länger eigenständige Firmensitze waren, sondern gleich an mehrere Firmen vermietet wurden. Moderne Einrichtungen wie Rohrpost oder Paternosteraufzüge machten diese Gebäude für ihre Mieter besonders attraktiv. Erst mit der Ost-West-Straße der 1950er Jahre durchschnitt eine noch breitere Verkehrsachse die Innenstadt.