Peeter Gijsels ist ein typischer Vertreter des sogenannten Goldenen Zeitalters, jener Blütezeit der niederländischen Kunst im 17. Jahrhundert. Wirtschaftlicher Reichtum und die Entdeckung neuer Sujets führten zu einer wahren Bilderflut, was die Entstehung eines, dem heutigen Kunstbetrieb durchaus ähnlichen Kunstmarkts markierte. Kunst war fortan nicht mehr allein einer privilegierten Klasse vorbehalten. Auch einfache Leute konnten sich Druckgrafiken und Gemälde, meist in kleineren Formaten, leisten. Durch ihre Rolle als See- und Handelsmacht entwickelte sich in den Niederlanden zudem ein besonderes Interesse an neuen und fremdartigen Dingen, die auf dem Seeweg aus fernen Ländern mit in die Heimat gebracht wurden. In dem Gemälde von Gijsels fällt die Fülle von fremdartigen Tieren, exotischem Obst und Gemüse ins Auge, woraus sich ableiten lässt, dass es sich hier um eine symbolische Darstellung handelt. In dem Bild Palastterrasse mit Vertumnus und Pomona ist eine hexenartige Alte zu erkennen. Sie beugt sich zu einer entblößten jungen Frau herab, die abwehrend ihre Hand erhebt. Es handelt sich um eine Geschichte aus Ovids Metamorphosen: Der wandlungsfähige Vegetationsgott Vertumnus versucht, in der Gestalt einer alten Kupplerin die Gärtnerin Pomona zu verführen, die Männern den Zugang zur ihrem Garten verwehrt. Mit dem Motiv des Gartens greift Gijsels auf den geschlossenen Garten (lateinisch: hortus conclusus) zurück, der symbolisch für die Jungfräulichkeit Mariens steht. Im Gegensatz zur Geschichte Mariens scheint hier das Vorhaben zu gelingen, das legt zumindest der kleine Amor nahe, der hinter Vertumnus hervorlugt.