Sven Väth: Frankfurt und Ibiza

Kein DJ repräsentiert die Geschichte von Techno in ihren diversen Facetten so umfassend wie Sven Väth.

Sven Väth auf dem Ibiza Music Summit von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Zum einen deckt der Frankfurter DJ ein ungewöhnlich breites Spektrum von Musik ab, zum anderen hat er die Szene auch als Labelmacher, Clubbetreiber und Veranstalter geprägt. Eine besondere Bedeutung hat für Sven Väth die Insel Ibiza.

Sven Väth bei 20 Jahre Cocoon im Ushaia im Mai 2019 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Seit mehr als 20 Jahren veranstaltet Sven Väth auf Ibiza eigene Partys. Als Gast ist Väth schon vor mehr als 40 Jahren auf die Insel gekommen.

Club Amnesia auf Ibiza in den 1980er Jahren von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Was das Ibiza von 1980 in Sven als Teenager ausgelöst? Wie inspirierte ihn die besondere Stimmung auf der Insel, selbst als DJ, Producer und Sänger kreativ zu werden? Wie hat Väth den Spirit der Insel an den Main gebracht und dann den Sound aus Frankfurt wieder nach Ibiza?

Total Ibiza 1987 in der GROOVE #109 von 2007 von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

“Ich war 1980 zum ersten Mal auf Ibiza”, erinnert sich Sven Väth. „Die Clubs waren natürlich viel, viel kleiner, vor allem auch das Pacha und das Amnesia. Die Terrasse vom Amnesia war offen wie ein Pueblo. Eine Finca stand da, davor ein Terracotta-Boden als Tanzfläche. In der Mitte stand ein großer Brunnen mit einer Glaspyramide, hier und da gab es ein paar Lichter, die in den Palmen hingen. Der DJ hat überdacht in einer Galerie gestanden, dann gab es die offenen Bars.“

Total Ibiza 1987 in der GROOVE #109 von 2007 von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

„Die Mädels stylten sich hippie-chic. Anfang der 80er, da lag viel Patchouli und Marihuana in der Luft, es gab Meskalin-Bowlen. Die Mädels waren offenherzig gekleidet und die Jungs trugen lange Rastas, Zwirbelbärte, sie saßen in den Ecken und spielten oft Bongos und Congas. Ich war noch unter 20, ich war da 16, 17, 18, wenn du das so pur und rein erlebst, ist das für mich schon ein ganz schöner Kick.“

OFF – Electrica Salsa (Baba Baba) Plattencover 1986 von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

„Das hat mich total animiert, das hat mich angesteckt. Da ist auch meine Leidenschaft entfacht worden. Deswegen hatte ich die Ideen, die Vorstellungen und die Fantasie, das nach Frankfurt mitzunehmen und in Musik umzusetzen. "Electrica Salsa” hab ich für Ibiza produziert, ich wollte unbedingt, dass da dieser Song dort läuft.

Sven Väth mit Underworld bei 20 Jahre Cocoon im Ushuaia im Mai 2019 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Bei seiner ersten Reise nach Ibiza mit 16 ist Sven 3 Monate geblieben. Ich hab‘ meine Mutter angerufen, und sie hat gesagt: “Gehts dir gut, hast du alles?” Ich meinte: “Ja, alles gut Mutti. Ich bin versorgt.” Meine Mutter hat mir schon in meinen frühen Jahren viel Selbstvertrauen geschenkt. Sie hat mich machen lassen, das rechne ich ihr hoch an.

Sven Väth auf Ibiza im Jahr 2016 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Auch, dass ich dann zurückgekommen bin von Ibiza, und sie mich dann angeschaut hat, und gesagt: “Du bist ja ganz verzaubert! Was ist da passiert mein Junge?” Da hab ich ihr dann alles erzählt und irgendwann sagte sie zu mir: “Ich glaube, du willst Discjockey werden.”

Sven Väth mit Carl Cox im Amnesia auf Ibiza im Jahr 2009 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Da ist mir nichts mehr eingefallen. Ich meinte nur noch: “Ja Mutti, das stimmt, ich möchte so gern Discjockey werden.” “Ja, dann fang doch jetzt an bei uns”, hat sie dann gesagt. Meine Mutter hat kleinen Club in Neu-Isenburg eröffnet, das Queen’s Pub.

Queens Pub von Stadtarchiv Neu-IsenburgGROOVE Magazin Berlin

Das hat ´79 aufgemacht. Da hat sich mein Vater dagegen gesträubt, dass ich dort auflege, ich war ja noch nicht 18. Aber da hat sich meine Mutter durchsetzen können und ich mich auch. Meine Mutter stand hinter der Theke und ich hinter der DJ-Theke. Und dann hab ich mit den Laden geschmissen. Und the rest is history.

Sven Väth im Jahr 2013 von Daniel WöllerGROOVE Magazin Berlin

Mein Vater war Malermeister und leidenschaftlicher Tänzer, mit meiner Mutter hat er Rock ‘n’ Roll-Shows getanzt. Die haben sich dann einen Traum verwirklicht und eine eigene Diskothek gebaut. Das hat mein Vater auch alles selbst gemacht, jeder Stein, alle Schreinerarbeiten, er hat gemacht und getan. Wenn ich heute so zurückschaue, haben mir meine Eltern vorgemacht, dass man seine Leidenschaft leben kann.

Sven Väth im Amnesia im Jahr 2011 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Ich habe mich dann auch an Sachen rangewagt, weil ich natürlich inspiriert war von Ibiza. Ich bin dann in Schallplattenläden gegangen, habe gesucht und gesucht und habe tolle Musik gefunden, die ich gar nicht so spielen konnte bei meinen Eltern im Pub. “Thriller” [von Michael Jackson] ist gerade veröffentlicht worden.

Indeep – Last night a DJ saved my life (1983) von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Meine Sets gingen von Disco zu Grandmaster Flash und Culture Club zu Haysi Fantayzee und allem, was damals aktuell war, gemischt mit ein paar Oldies. “Last night a DJ saved my Life” - den Track hat meine Mutter mitgesungen, das war dann der Hammer, das hat mir bei der ganzen Sache nochmal so einen Kick gegeben.

Tür des Dorian Gray von Bijan BlumGROOVE Magazin Berlin

Nachdem ich bei meinen Eltern aufgelegt habe, bin ich immer noch ins Dorian Gray gefahren samstags. Dann habe ich ja noch die ganze Nacht auf dem Dancefloor verbracht. Bei meinen Eltern war immer um ein Uhr Schluss. Da hab ich auch unwahrscheinlich viel Promotion gemacht, ich hab den Leuten von meinen Erlebnissen auf Ibiza erzählt, wie sehr mich das verändert hat.

20 Jahre Cocoon Afterhour Benimussa Park im Mai 2019 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Ich hab den Leuten gesagt, wir müssen nach Ibiza zu den Opening-Parties, ins Amnesia und ins KU. Und da hab ich auch schon ziemlich viel von unserem Frankfurter Sound nach Ibiza mitgebracht. Ich hab mich in den 80ern mittags ins Dorian Gray oder ins Vogue gesetzt und Tapes aufgenommen und bin mit ungefähr 50 Kassetten auf Ibiza in die Altstadt und hab die ganzen Bars versorgt.

Dorian Gray Resident Bijan Blum am 8. November 1978 von Barbara KlemmGROOVE Magazin Berlin

1981 wurde ich angesprochen von dem Ulli Brenner, der seinerzeit Resident-DJ im kleinen Club im Dorian Gray war. Der hat mich auf dem Dancefloor beobachtet, wie ich stundenlang Stimmung verbreitet habe. Dann hat der mich angesprochen, ob ich nicht mal einspringen könnte für ihn, ob ich denn auflegen kann. Ich habe gesagt: “Ja, klar kann ich auflegen”.

Sven Väth und Gäste des Clubs auf einer Mottoparty angelehnt an den Film von Michael Strogoff, Kurier der Zaren, im Dorian im März 1987 von JoppenGROOVE Magazin Berlin

Und da hat der mir die Tür geöffnet. Der ist dann in Urlaub gefahren, ich hab den kleinen Club übernommen und anscheinend mächtig Eindruck hinterlassen. (lacht) Jedenfalls hat mich dann der Geschäftsführer angesprochen und gesagt: Magst du nicht hier fest anfangen? So hatte ich dann mit 17 eine Festanstellung im kleinen Club im Dorian Gray.

Dorian Gray Formel 1 Party von Jochen GüntherGROOVE Magazin Berlin

Da habe ich vier Tage in der Woche aufgelegt. Und dann gab es noch Special Events, Modeschauen, Formel-1-Partys, Playboy-Partys. Da musste man auch schon oft mittags da sein.

Sven Väth and Bijan Blum von Archiv Bijan BlumGROOVE Magazin Berlin

Damals hatte jeder Club ein eigenes Repertoire, eine eigene Plattensammlung. Durch die bist du dann durchgegangen und hast dein Abendprogramm zusammengestellt. Da ist auch viel alte Musik gelaufen, viel Disco, vor allem im kleinen Club. Im großen Club war es anders, da wurde viel mehr experimentiert. Da hat seinerzeit der Michael Münzing gespielt und der Bijan Blum. Aber die waren auch alle Ibiza-Fans! Ibiza hat damals viele DJs inspiriert.

OFF von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Zum Glück habe ich mit dem Dorian Gray auch gute Jungs kennengelernt, die experimentierfreudig waren. Mit denen habe ich mich mittags getroffen, an Drum Machines rumgebastelt.. Wir wollten einfach mit dabei sein. Das Dorian Gray war unsere Spielwiese, das war ein Wahnsinnsladen mit tollem technischen Equipment wie das Studio 54 oder die Paradise Garage. Das hat uns sehr motiviert, was Eigenes zu machen.

OFF von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Wir haben uns in kleinen Schritten immer mehr unserer ersten eigenen Produktion genähert. Dazu kam es dann auch, 1985. Parallel wurde in Chicago und Detroit auch rumexperimentiert, da haben auch DJs probiert, DJ-Musik zu produzieren. Wir versuchten dasselbe und hatten sogar relativ schnell Erfolg damit. Das war wiederum auch für andere DJs inspirierend, und das ging auf Ibiza genauso ab. Das war die Mitte der 80er Jahre, da haben die DJs mit viel Fantasie und Leidenschaft dazu beigetragen, dass Tanzmusik nochmal neu definiert wurde.

Sound of Frankfurt in der GROOVE #7 von 1990 von GrooveGROOVE Magazin Berlin

Zum Singen bin aus so aus einer Laune herausgekommen. Wir waren im Studio, ich hab‘ angefangen, mir mal das Mikrofon zu schnappen und ein paar Texte zu sprechen. Eigentlich war das so, dass ich in einer gewissen Stimmung ein bisschen was erzählen wollte. Ich wollte Geschichten erzählen, Fantasy-Stories. Das war damals so, mit dem Luca Anzelotti und dem Michael Münzing in den 80ern.

Vogue Frankfurt im Jahr 1988 von Frank SenftlebenGROOVE Magazin Berlin

Ich bin dann ja vom Vogue abgeworben worden, das war glaube ich 1984. ´86 wurde ich dann wieder abgeworben vom Dorian Gray und wurde Resident DJ im großen Club. In der Zeit ging dann auch der belgische Sound los, der New Beat. Ich glaub unsere Musik, das war so eine Mischung aus New Beat und Techno in den ersten Stunden. Natürlich mit einem Schuss Pop.

Peter Mensing und Sven Väth im Jahr 1993 von Archiv Peter MensingGROOVE Magazin Berlin

Diesen Faden zu spinnen, Leute mit auf eine Reise zu nehmen, musikalisch eine Geschichte zu erzählen mit einem Schuss Humor. Es kann auch mal strenger sein, mal psychedelischer sein, auch hypnotisch. Das war für mich auch aus der Perspektive eines Tänzers immer wichtig.

Sven Väth in den 1990er Jahren von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Das hat mich mitgenommen, wenn mich der DJ auf dem Dancefloor festgenagelt hat, wenn er mich gar nicht mehr runtergelassen hat vom Dancefloor. Ich wollte mit der Auswahl meiner Musik eine bestimmte Energie entstehen lassen, dieses Wir-Gefühl mit einer Portion Liebe und Leidenschaft.

Adrian Sherwood mit Bim Sherman von Kishi YamamotoGROOVE Magazin Berlin

Anfang ´88 war es sehr extrem, ich habe das ganze Dorian Gray umgemodelt, da ist dann [der Industrial Techno von] Front 242 gelaufen, Nitzer Ebb haben live gespielt, Skinny Puppy. Ich bin auch heute noch ein großer Fan von Adrian Sherwood. Diese ganze Industrial Music von A Split Second, Severed Head oder The Clinic hab ich salonfähig gemacht.

Sven Väth im Jahr 1993 von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Auf einmal sind sie alle nur noch in Schwarz gekleidet mit Doc Martens eingelaufen. (schmunzelt) Irgendwann ist mir bewusst geworden: Boah, das ist ja ziemlich krass, was hier abgeht. Da hatte ich schon so im Hinterkopf, dass ich gern was Eigenes machen würde. Mit zwei Freunden, die später meine Partner wurden, hatten wir das Angebot, das Vogue zu kaufen.

Sven Väth in den 1990er Jahren von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Das hat ein bissl gedauert, aber dann haben wir uns entschlossen, und ich hab im Dorian Gray gekündigt und hab gesagt, ich brauche jetzt eine künstlerische Pause.

Sven Väth in den 1990er Jahren von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Ich wollte mich musikalisch auch nochmal ein bisschen von dem ganzen Industrial lösen. Das war gerade die Zeit der House Music, insbesondere der Acid House Music. Ich wollte generell mehr House in meine Sets einbauen.

Sven Väth in den 1990er Jahren von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Dann habe ich eine längere Pause gemacht, das war fast ein halbes Jahr. In der Zeit haben wir das Vogue umgebaut. Ich hab dann den Namen Omen ins Spiel gebracht. Wir haben alles aus dem Vogue rausgeschmissen, das Omen da entstehen lassen mit der Hilfe von unserem Freund Amir Abadi, der war der Architekt bei der Sache. Und dann haben wir 1988, ich glaube am 18. Oktober, das Omen aufgesperrt.

Sven Väth in den 1990er Jahren von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Mit meinen Freunden hatte ich die Vision, was Eigenes zu machen. Ich hab irgendwie gespürt, die Zeit ist reif. Ich war 24. Ich bin gerade 17 geworden, da hab ich angefangen als DJ. Mit 22 war ich Popstar mit “Electrica Salsa” und hab meine Gala Shows gerissen, hab in der Arena di Verona gesungen, wahnsinnig tolle Leute kennengelernt. Als DJ war ich aber immer nur in Frankfurt tätig. Das hat sich 1988 geändert, da hatte ich mein erstes Booking in London.

Omen in Frankfurt im Februar im Jahr 1993 von Falk OrthGROOVE Magazin Berlin

Das Omen sollte ein frischer Laden sein, nicht düster wie das Dorian Gray. Da lief auch Hip-Hop, dann kam Snap! mit “The Power”, das war von meinem Partner Michael Münzing. Dann kam R&S, NuGroove, die Labels aus Detroit und Chicago, Strictly Rhythm und so weiter.

Raver*innen im Omen in den 1990er Jahren von Ernst StratmannGROOVE Magazin Berlin

Das war für mich das Zeichen zu sagen, wir schwenken musikalisch im Omen auf strictly Techno und House. Das war 1989. Ich hatte freitags meinen eigenen Abend, für samstags hab ich den Dag reingeholt, und der Dag hat da seinen Samstag gemacht.

Sven Väth im Omen in den 1990er Jahren von Ernst StratmannGROOVE Magazin Berlin

Meine Vision ist in Fleisch und Blut übergegangen. Die Leute haben’s gespürt und waren dabei und waren alle Teil davon. Das war eine sehr intensive und exzessive Zeit. No limits - wir haben da Alles gegeben, wir sind im Schweiß gestanden.

Raver*innen im Omen in Frankfurt in den 1990er Jahren von Ernst StratmannGROOVE Magazin Berlin

Der Richie Hawtin hat seine erste Residency in Europa im Omen gehabt. Jeff Mills hat bestimmt viermal im Jahr bei uns gespielt. Ich bin zwar verstärkt international gebucht worden. Aber ich hab stets geschaut, dass ich freitags da bin.

Sven Väth und Cocoon in der GROOVE #107 von 2007 von Alexander KempfGROOVE Magazin Berlin

1998 hab ich mich mit meinen Partnern hingesetzt und hab gesagt: Ich bin der Meinung, wir sollten das Omen jetzt schließen. Das Parkhaus, in dem der Club stand, hat uns so oder so schon unter Druck gesetzt, die wollten unseren Vertrag früher oder später nicht mehr verlängern. Da habe ich dann den Stecker gezogen. Das war auch Veränderung, das hat letzten Endes die Tür aufgemacht für die Cocoon-Vision. Veränderung war bei mir immer gewollt und hat bei mir auch immer einen Neuanfang gebracht.

Sven Väth und Cocoon in der GROOVE #107 von 2007 von Alexander KempfGROOVE Magazin Berlin

Die erste Cocoon-Party fand 1996 mit Underworld live statt in der Union Brauerei an der Hanauer Landstraße [in Frankfurt]. Vorher war ich noch in Berlin im Tempodrom auf einer Veranstaltung von La Fura dels Baus, das ist ein Aktionstheater aus Katalonien. Da hab ich mir eine Show von denen angeschaut, da ging es um Metamorphosen.

Sven Väth im Amnesia im Jahr 2011 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

So ist der Name Cocoon entstanden. Das hat nachhaltig auf mich gewirkt. Weil es den Club und die Labels nicht mehr gab, war ich schon an dem Punkt, mir etwas Neues vorzustellen. Indien hat da mitgeschwungen, was ich da erlebt habe, auch die Love Parade und die musikalische Veränderung. Da habe ich mich eigentlich schon wieder darauf gefreut, etwas Neues zu machen.

Sven Väth im Amnesia im Jahr 2012 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Und in den Neunzigern war Ibiza für mich auch überhaupt nicht mehr interessant. Da war ich dann in Indien unterwegs. Ibiza hat mich in der Zeit überhaupt nicht mehr inspiriert. Ende der Neunziger hab ich dann im Amnesia auf einer Bugged Out-Party gespielt und das Space ist auf mich zugekommen. Dann habe ich meistens die Openings und Closings gespielt im Space.

Amnesia auf Ibiza in den 1990ern von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

Bis dann der Junior vom Amnesia mich gefragt hat, der Martí [Ferrer], ob wir uns mal sehen könnten. Daraufhin kam es zum Meeting, und die haben mir einen Abend angeboten. Das war ´99, da hab ich mir überlegt: „Jetzt machst du’s, jetzt musst du hier was verändern, sonst kommst du nie wieder hierher!”

Sven Väth und Cocoon im Club Amnesia 2015 von Groove ArchivGROOVE Magazin Berlin

´99 hatten wir dann im Amnesia mit unserer eigenen, selbstveranstalteten Cocoon-Party vier Testballons. Ich bin nicht gleich in eine volle Saison gegangen, weil ich wusste, das wird schon ein recht großes finanzielles Unterfangen. Da wollte ich natürlich auch erstmal abklopfen, wie die Veranstaltung überhaupt ankommt. Wir haben viel Spaß gehabt in den ersten zwei Jahren. Das war auf jeden Fall experimentell.

Cocoon Afterhour Benimussa Park im Jahr 2019 von Alexis WaltzGROOVE Magazin Berlin

Am Anfang waren unsere Gäste hauptsächlich Deutsche. Dann haben uns die Spanier entdeckt. Zu dem Zeitpunkt ging in Spanien auch der Techno los. Sie waren unsere ersten wahren Supporter auf der Insel, die dann auch alle gekommen sind. Das entwickelte eine Eigendynamik.

Sven Väth Ibiza Afterhour im Jahr 2015 von Archiv Sven VäthGROOVE Magazin Berlin

Dazu kam, das sich auch rumgesprochen hat, dass wir ganz spontan unsere unangekündigten Afterhours abhalten. Wir sind Guerilla-mäßig an den Strand gefahren, haben uns kurzerhand mit dem Strandbetreiber geeinigt, eine Anlage aufgestellt und losgelegt. Das war legendär, das hat kein anderer Promoter gemacht. Free Beach Partys über Jahrzehnte.

Sven Väth und Cassy im Amnesia auf Ibiza im Jahr 2019 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Bis heute haben wir bei Cocoon die verschiedensten Nationen auf dem Dancefloor. Es gibt einige Partys auf Ibiza, da weißt du, es sind nur Italiener da oder nur Engländer. Für mich war und ist Ibiza nach wie vor ein Kessel Buntes. An Musikliebhabern, an Ravern, an Künstlern, an Paradiesvögeln, die sich da treffen.

20 Jahre Cocoon Afterhour Benimussa Park im Mai 2019 von Frank WeyrautherGROOVE Magazin Berlin

Ich kenn die Insel seit 1980. Ich hab die Insel wirklich sehr ins Herz geschlossen, das ist ein Teil von mir. Ich habe hier sehr viel Inspiration erfahren, ich habe mich hier ausgelebt, deswegen konnte ich auch so viel zurückgeben. 

Mitwirkende: Geschichte

Interview: Alexis Waltz

Quelle: Alle Medien
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