Während der Jahre, in denen zwei deutsche Staaten bestanden, nahmen deren Sportler sechs mal als gemeinsame deutsche Mannschaft an Olympischen Spielen teil: 1956 in Cortina d’Ampezzo und Melbourne, 1960 in Squaw Valley und Rom und zuletzt 1964 in Innsbruck und Tokio.
Die Teilnehmer wurden trotz vieler Hürden, die den politischen Verhältnissen zuzuschreiben waren, in Wettkämpfen ermittelt, die die Sportverbände beider Länder organisierten. Die zwei Nationalen Olympischen Komitees ließen die Mannschaft von Ost- und Westfirmen einkleiden.
Ab 1965 bestand das IOC nicht mehr auf einer gesamtdeutschen Mannschaft. Aber das Lied „Freude schöner Götterfunken“ aus Beethovens Neunter Sinfonie, auf das man sich als Hymne geeinigt hatte, erklang noch 1968 für Sportler beider deutscher Staaten. 1992 kamen die deutschen Sportler schließlich wieder aus einem Land.
Olympiabekleidung 1964 | Bundesarchiv, Bild 183-B0712-0002-004 / Krueger
Brief der Firma Bogner zur Einkleidung der Olympia-Mannschaft, 1963 | BArch DY 12/3606 fol. 180
"Die Olympischen Winterspiele in Innsbruck"
Die IX. Olympischen Winterspiele fanden vom 29. Januar bis 9. Februar 1964 in Innsbruck statt. An ihnen nahmen 1.186 Sportler - darunter (nur) 200 Frauen - aus 36 Ländern teil.
Goldmedaillen gewannen die Rennrodler Thomas Köhler und Ortrun Enderlein aus der DDR und der Eiskunstläufer Manfred Schnelldorfer aus der BRD.
Die Eiskunstläufer Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler (BRD), die im Paarlauf den zweiten Platz errangen, gaben wegen eines Profivertrages ihre Silbermedaille 1966 an das IOC zurück, bekamen sie aber 1987 wieder.
Helmut Recknagel (DDR), dem es 1960 in Squaw Valley gelungen war, eine Goldmedaille im Spezialsprunglauf zu erkämpfen, musste sich in Innsbruck mit einem 6. Platz auf der Normal- und einem 7. Platz auf der Großschanze begnügen.
Die Organisatoren der Winterspiele hatten große Mengen Schnee und Eis herbeischaffen lassen, weil an den Wettkampfstätten gerade 1964 Schneemangel herrschte. 1976 trug Innsbruck dann wiederum Olympische Winterspiele aus, nachdem die Bewohner von Denver, dem sie zunächst vom IOC zugesprochen worden waren, diese nicht befürworteten.
Namentliche Meldung von Eiskunstlaufpaaren | BArch DR 510/161
Meldung der deutschen Olympiamannschaft | BArch DR 510/161
Ergebnisse im Kombinationssprunglauf | BArch DR 510/163
Kosten für die Teilnahme der Sportler und Funktionäre | BArch DR 510/180
Information des Organisationskomitees für die bestehenden Pressezentren | BArch DY 12/3604 fol. 143
Beschaffung der Anti-Babypille Anvolar | BArch DY 12/3604 fol. 17
Ein Blick hinter die Kulissen, um inoffizielle Verbindungswege zu verstehen: Die unscheinbare Aufforderung, 98,50 DM West zu überweisen, lässt den Schluss zu, dass für den Deutschen Skiläufer-Verband der DDR (DSLV) durch den Verbandsarzt des Deutschen Turn- und Sport-Bundes via Betriebspoliklinik im Haus der Ministerien in Berlin (Ost) 30 Packungen der Anti-Baby-Pille Anvolar in Berlin (West) beschafft wurden, die für Olympiateilnehmer aus der DDR gedacht waren. In diesem Falle mag es nur um die Verschiebung des Menstruationszyklus von Sportlerinnen gegangen sein; im Falle beabsichtigten Dopings verschlingen sich die Wege jedoch wahrscheinlich in ähnlicher Weise.
"Die Olympischen Sommerspiele in Tokio"
Vom 10. bis 24. Oktober 1964 wurden in Tokio die Spiele der XVIII. Olympiade veranstaltet. An den Wettkämpfen beteiligten sich 5.140 Sportler - darunter 683 Frauen - aus 93 Ländern.
Der letzte Fackelträger des olympischen Feuers war Yoshinori Sakai, der am Tag des Atombombenabwurfs in der Nähe Hiroshimas geboren wurde, während die Bombe seinem Vater das Leben gekostet hat.
In Tokio wurde die elektronische Zeitmessung erstmals bei allen Laufwettbewerben verwendet, allerdings auf Zehntel-Sekunden auf- oder abgerundet.
Olympia-Ausscheidungskämpfe. Hans-Günther Winkler auf "Fidelitas", 31. Mai 1964 | BArch, Bild 183-C0531-0002-001 / Kohls, Ulrich
Brief an den Präsidenten des NOK zum Austragungsort der Ausscheidungskämpfe | BArch DR 510/848
"Wenn sich
die beiden deutschen Kanu-Verbände geeinigt haben, die Ausscheidungswettkämpfe
in Magdeburg durchzuführen, steht es mir nicht zu, mich in diese Frage
einzumischen."
Eintrittskarte zum Olympiaausscheid im Kanurennsport | BArch DY 12/5126 fol. 3
Olympia-Ausscheid der Turnerinnen. Erika Barth bei einem Flick-Flack, Juni 1964 | BArch, Bild 183-C0624-0002-005 / Kohls, Ulrich
Feierliche Eröffnung der XVIII. Olympischen Sommerspiele in Tokio, 10. Oktober 1964 | BArch, Bild 183-C1017-0001-011 / Kohls, Ulrich
Fußballmannschaft der DDR zieht in das Semifinale ein | BArch Bild 183-C1018-0001-018 / Kohls, Ulrich
Goldmedaillen gewannen der Zehnkämpfer Willi Holdorf (BRD), die Mannschaften im Dressur-Reiten, im 4000 Meter-Mannschaftsverfolgungsrennen und im Großen Preis der Nationen (alle BRD), die 80 Meter-Hürdenläuferin Karin Balzer (DDR), die Kunstspringerin Ingrid Engel-Krämer (DDR), der Segler Wilhelm Kuhweide (BRD) im Finn-Dinghi, die Ruderer im Vierer mit Steuermann (BRD), die Damen im Zweier-Kajak (BRD) und Jürgen Eschert (DDR) im Einer-Kajak.
Die Silbermedaille der Herren-Schwimmstaffel und die Bronzemedaillen der Mannschaften im Männer-Turnen und im Military-Reiten gewannen - den politischen Querelen zum Trotz - Sportler aus Ost und West zusammen.
Siegerehrung im Einer-Canadier. Jürgen Eschert (DDR) erkämpfte sich die Goldmedaillie, 24. Oktober 1964. | BArch, Bild 183-C1024-0001-005 / Kohls, Ulrich
Japanische Bildreporter bei der Arbeit, Oktober 1964 | BArch, Bild 183-E1116-1002-001 / Kohls, Ulrich
Programmheft zur Abschlussveranstaltung | BArch DR 510/158
Fotografen—Ulrich Kohls, Krueger