Gott, die Welt und Bayern

100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns

Die regionalen Staatlichen Bibliotheken BayernsBavarian State Library

Grußwort der Kuratoren

Die zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns präsentieren mit einer großen dreiteiligen Ausstellung ihre Bestandshighlights und Schätze in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Ausgewählte Exponate werden in ihrer regionalen und überregionalen Bedeutung anschaulich gemacht, darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln, kostbare Drucke, Kartenwerke, Globen, Plakate oder Briefe.

Ausstellung 1. TeilBavarian State Library

Mittelalterliche Handschriften und Drucke bis zur Reformation

17. Oktober 2018 bis 13. Januar 2019

Einführung in den 1. Teil der AusstellungBavarian State Library

Einführung in den ersten Teil der Ausstellung "Mittelalterliche Handschriften und Drucke bis zur Reformation" durch die Kuratorin Dr. Bettina Wagner.

Religiöse Schriften wie Bibeln, Werke von Kirchenvätern und Heiligenlegenden werden präsentiert neben Bänden, die weltliches Wissen vermitteln, wie die älteste erhaltene Sammlung antiker Rezepte oder astronomische Bücher mit Horoskopen.

Medizinische Sammelhandschrift (sog. Lorscher Arzneibuch)Bavarian State Library

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Antike Medizin für Mönche

Seit 2013 gehört das Lorscher Arzneibuch zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Es enthält eine der frühesten bekannten Zusammenstellungen antiker Rezepte griechisch-römischer Tradition im abendländischen Mittelalter. Die Erkenntnisse der antik-heidnischen Medizin werden hier allerdings mit christlichen Glaubensinhalten verbunden. Das Vorwort bezeichnet die Behandlung Kranker erstmals im Mittelalter als einen Akt christlicher Nächstenliebe. Damit gilt die Schrift als einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der Medizin im Zuge der Bildungsreform unter Karl dem Großen. Der Codex gelangte wohl aus dem Besitz Kaiser Ottos III. nach Bamberg.

Medizinische Sammelhandschrift (sog. Lorscher Arzneibuch)
Lorsch, um 800
Blatt 8v/9r: Beginn des Inhaltsverzeichnisses
Msc.Med.1
Staatsbibliothek Bamberg

Ambrosius: Opera variaBavarian State Library

Ein Schreiberbild ohne Schreiber

Das Bamberger Schreiberbild wurde der Handschrift nachträglich vorgebunden. Die Federzeichnung zeigt eine zeitgenössische Selbstdarstellung des Michaelsberger Skriptoriums. Im Zentrum ist der Klosterpatron Michael zu sehen. Zu dessen Füßen hat sich der Buchmaler selbst verewigt. Zehn Bildmedaillons dokumentieren die einzelnen Arbeitsschritte mittelalterlicher Buchherstellung. Ausgerechnet den Vorgang des Schreibens gibt das Bamberger Schreiberbild aber nicht wieder.

Ambrosius: Opera varia
Bamberg, Mitte 12. Jahrhundert
Blatt 1v: Das sog. Bamberger Schreiberbild
Msc.Patr.5
Staatsbibliothek Bamberg

Vollbibel ohne Psalmen (sog. Formbacher Bibel)Bavarian State Library

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Die Heilige Schrift, erlesen geschmückt

Heinrich von Gloggnitz war als Schreiber, Redaktor und Illuminator an der Entstehung der Formbacher Bibel beteiligt – dies verrät ein Schreibervermerk. Im Text sind jedoch noch mehrere andere Hände feststellbar. Die Bibel ist geschmückt mit reicher Initialornamentik Lombarden und Rubrizierungen. Verwendung finden neben Purpur und Goldtinte qualitätvolle Goldauflagen. Die einfallsreichen Bildkompositionen zeigen u. a. die Titelfiguren der wichtigsten Bibelbücher sowie die Autoren der Bücher des Neuen Testaments.

Vollbibel ohne Psalmen (sog. Formbacher Bibel)
Vornbach am Inn, 1421
Blatt 426r: Der Evangelist Markus als Schreiber
Ms. 1
Staatliche Bibliothek Passau

Astronomisch-astrologische SammelhandschriftBavarian State Library

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Der Mensch und die Gestirne

Bei dem Codex mit aquarellierten Federzeichnungen handelt es sich um eine reich illustrierte Abschrift verschiedener astronomisch-astrologischer Werke. Diese waren zuvor von Erhard Ratdolt in Venedig und Augsburg gedruckt worden. Neben einem Kalender (1491–1510) mit Tierkreiszeichen und Monatsbildern enthält der Band schematische Darstellungen von Sonnen- und Mondfinsternissen sowie von Gestirnskonstellationen und ihrem Einfluss auf den Menschen. Ergänzt werden die bebilderten Teile durch Abschriften der Astrologie des Guido Bonato und einer anonymen Geomantie.

Astronomisch-astrologische Sammelhandschrift
Augsburg?, zweite Hälfte 15. Jahrhundert
Blatt 87r: Die Sternbilder Andromeda und Perseus
Ms 5
Landesbibliothek Coburg

Otto von Passau: Die 24 Alten und weitere TexteBavarian State Library

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Himmlische Musikanten

Otto von Passau verfasste das Werk über die ‚24 Alten‘ im 14. Jahrhundert. Die Erbauungsschrift ist ein Beispiel für die spätmittelalterliche, vor allem von Bettelorden und Laien getragene Frömmigkeit. Der Text ist in über 90 Handschriften überliefert und wurde ab 1480 auch im Druck verbreitet. Der Titel bezieht sich auf die 24 Alten aus der Geheimen Offenbarung des Johannes, die jeweils mit einer Rede zu den Themen Glaube, Liebe, Lebensführung und Tod zu Wort kommen. Der Band stammt aus dem Besitz von Herzog Johann Friedrich II., dem Mittleren, von Sachsen.

Otto von Passau: Die 24 Alten und weitere Texte
Erfurt, 1448
Blatt 3r: Die 24 Alten mit ihren Musikinstrumenten
Ms Cas 43
Landesbibliothek Coburg

Biblia (Gutenbergbibel)Bavarian State Library

Die erste gedruckte Bibel

Die erste gedruckte Bibel in lateinischer Sprache entstand zwischen 1452 und 1455 in der Mainzer Druckerwerkstatt des Johannes Gutenberg. Finanziert von Johannes Fust produzierte Gutenberg mit seinem Gesellen Peter Schöffer etwa 180 Exemplare auf Papier und weitere 30 auf Pergament. Die gezeigte Bibel stammt aus der Mainzer Kartause und wurde 1781 von Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal in seine private Büchersammlung überführt. Von dort gelangte sie in die Hofbibliothek Aschaffenburg.

Biblia (Gutenbergbibel)
Mainz: Johannes Gutenberg, um 1454/55
Band 1: Blatt 292v/293r: Beginn der Psalmen
Band 2: Blatt 279v/280r: Beginn Hieronymus-Prolog zum Philemon-Brief und Beginn des Hebräerbriefes mit Fleuronnée-Initialen
Inc 14, Band 1–2
Hofbibliothek Aschaffenburg"

Canticum canticorumBavarian State Library

Das ‚Hohelied Salomons‘ als Bilderbuch

Das ‚Canticum canticorum‘ ist ein Buch des Alten Testaments, das König Salomon zugeschrieben wird. Das ‚Lied der Lieder‘ – von Martin Luther mit ‚Hohelied‘ übersetzt – enthält zärtliche Liebesgedichte. In der Zeit Gutenbergs erschien das ‚Canticum canticorum‘ als Bilderzyklus in zwei verschiedenen Blockbuchausgaben, von denen heute 29 Exemplare bekannt sind. Blockbücher, die von Holztafeln gedruckt wurden, entstanden fast nur in Deutschland und den Niederlanden. Sie sind sehr selten und zählen zu den bibliophilen Kostbarkeiten.

Canticum canticorum
Niederlande, um 1465
Tafeln 1 und 3: Braut und Bräutigam blicken auf Mönche bei der Getreideernte, Jungfrau Maria im Strahlenkranz
Inc 160
Hofbibliothek Aschaffenburg

Matthäus Roritzer: Das puechlen von der fialen gerechtikaitBavarian State Library

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Anleitung für Regensburger Architekten

Der Regensburger Dommeister Matthäus Roritzer war zwischen 1477 und 1495 für den Baufortschritt der Regensburger Kathedrale verantwortlich. In seinem Werk beschreibt Roritzer, wie Fialen entworfen und ausgeführt werden. Das ‚Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit‘ war nicht nur das erste gedruckte Werkmeisterbuch in deutscher Sprache, sondern das erste Buch über die Baukunst in deutschen Landen generell. Der Druck entstand in Roritzers eigener Offizin. Heute sind weltweit nur noch fünf Exemplare nachgewiesen.

Matthäus Roritzer: Das puechlen von der fialen gerechtikait
Regensburg, 1486
Blatt 3v/4r: Grundriss- und Aufrisszeichnungen zur Konstruktion von Fialen
999 IP/4Inc.238
Staatliche Bibliothek Regensburg

Hartmann Schedel: Liber chronicarum (sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘)Bavarian State Library

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Die Welt aus Nürnberger Sicht

Die sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘ stellt eine Universalgeschichte von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht dar. Die Nürnberger Künstler Michael Wolgemut und sein Stiefsohn Wilhelm Pleydenwurff fertigten die zahlreichen hochwertigen Holzschnitte an. Das Werk verdankt seine Entstehung dem Zusammenwirken einer Reihe herausragender Persönlichkeiten der freien Reichsstadt Nürnberg: Der Arzt und Humanist Hartmann Schedel kompilierte den Text, Sebald Schreyer und Sebastian Kammermeister fungierten als Finanziers und der Verleger und Anton Koberger übernahm den Druck.

Hartmann Schedel: Liber chronicarum (sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘)
Nürnberg, 1493
Blatt 99v/100r: Stadtansicht von Nürnberg
Inc. 214
Provinzialbibliothek Amberg

Missale HallenseBavarian State Library

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Das kostbare Messbuch eines Kardinals

Das Missale Hallense ist das älteste erhaltene Buch, das sich an der Liturgie der Neuen Stiftskirche zu Halle ausrichtet. Dort residierte der Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg. Die Handschrift ist prachtvoll illuminiert mit ganzseitigen Miniaturen, Initialen mit figürlichen bzw. szenischen Darstellungen, Randverzierungen sowie Wappen aus Albrechts Herrschaftsbereich und Familienstamm. Der Buchschmuck stammt von dem Nürnberger Buchmaler Nikolaus Glockendon nach Bildvorlagen u. a. von Albrecht Dürer und Martin Schongauer.

Missale Hallense
Nürnberg, 1523/24
Blatt 193v: Kardinal Albrecht von Brandenburg bei der Fronleichnams­prozession
Ms 10
Hofbibliothek Aschaffenburg

Hans Burgkmair d. Ä.: Cäsarenköpfe für das ‚Kaiserbuch‘ Konrad PeutingersBavarian State Library

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Ein unvollendetes humanistisches Projekt

Die 17 Cäsarenköpfe gehörten zu einer Serie von Bildnissen, die für das geplante ‚Kaiserbuch‘ des Augsburger Juristen, Humanisten, Stadtschreibers und Kaiserberaters Konrad Peutinger bestimmt waren. Das große Werk blieb jedoch unvollendet. Enthalten sollte es Biographien von Julius Caesar bis zu Maximilian I. mit Quellenmaterialien und Porträts. Der ausführende Künstler Hans Burgkmair d. Ä. stammte ebenfalls aus Augsburg und benutzte als Vorlage für seine Holzschnitte vorwiegend Münzen, hauptsächlich aus Peutingers eigener Sammlung.

Hans Burgkmair d. Ä.: Cäsarenköpfe für das ‚Kaiserbuch‘ Konrad Peutingers
Augsburg, um 1505/9
Zwei Bildnisse vor Blatt 1: Holzschnitte mit Bildnissen der römischen Kaiser Gaius Julius Caesar
V 1462
Studienbibliothek Dillingen

Benedikt von Nursia: Ordensregel,Bavarian State Library

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Die Regel der Augsburger Benediktiner

Die Benediktsregel ist an einen Nekrolog des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra angehängt. Laut Kolophon auf Blatt 170r wurde sie von Bruder Leonhard Wagner, einem Conventualen dieses Klosters, im Zuge der benediktinischen Reform geschrieben. Die aufgeschlagene Seite zeigt den Beginn der eigentlichen Regel mit einer ornamentalen Initiale und prächtigen naturalistisch gemalten Bordüren. Die kostbar wirkende Illumination kann dem Augsburger Buchmaler Nikolaus Bertschi zugeschrieben werden.

Benedikt von Nursia: Ordensregel
Augsburg, 1514
Handschrift, Blatt 144v: Beginn der Benediktsregel mit ornamentaler Initiale und Bordüre
2° Cod Aug 332 (Cim 109)
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Albrecht Dürer: Druckplatte Christus am ÖlbergBavarian State Library

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Albrecht Dürers einzige erhaltene Radierplatte

Albrecht Dürer setzte das Motiv ‚Christus am Ölberg‘ im Jahr 1515 als Radierung um und verwendete damit eine Technik die ursprünglich Plattner und Waffenätzer zur kunsthandwerklichen Verzierung von militärischen Prunkstücken benutzten. In Bamberg hat sich die einzige Radierplatte Dürers erhalten. Sie gelangte nach dem Tod des Kunstgelehrten und -sammlers Joseph Heller (1798–1849) in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek, die Heller testamentarisch zur Alleinerbin seines Nachlasses eingesetzt hatte.

Albrecht Dürer: Christus am Ölberg
Druckplatte mit Abzug
Radierung, 1515
Kupferplatte 25 und I C 1
Staatsbibliothek Bamberg

Hans von Gersdorff: Feldbuch der WundtartzneyBavarian State Library

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Aus der Praxis eines Feldchirurgen

Das ‚Feldtbuch der Wundtartzney‘ des Hans von Gersdorff – ausgestellt in der seltenen Erstausgabe – ist ein Buch für die Praxis. Seine Erfahrungen sammelte der Straßburger Arzt auf den Schlachtfeldern Europas.
Das Werk baut auf der ‚Chirurgia Magna‘ des Guy de Chauliac auf, richtet sein Augenmerk jedoch auf den Einsatz am Patienten. Zahlreiche Holzschnitte zeigen u. a. die inneren Organe, verschiedene Instrumente sowie Streckbänke zum Einrenken von Arm- und Beingelenken. Berühmt geworden ist die Darstellung des sog. Wundenmannes, dessen Körper eine Vielzahl an Verletzungen durch Gewalteinwirkung demonstriert.

Hans von Gersdorff: Feldbuch der Wundtartzney
Straßburg, 1517
Blatt 18v/19r: Der sog. Wundenmann mit zahlreichen Kampfverletzungen
Inc. 320
Staatliche Bibliothek Passau

Credits: Story

Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstraße 16
80539 München

Gott, die Welt und Bayern. 100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns
Ausstellung vom 17.10.2018 bis 7. Juli 2019
www.gott-welt-bayern.de

www.regionalbibliotheken-bayern.de

Provinzialbibliothek Amberg
Staatliche Bibliothek Ansbach
Hofbibliothek Aschaffenburg
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Staatsbibliothek Bamberg
Landesbibliothek Coburg
Studienbibliothek Dillingen
Staatliche Bibliothek Neuburg a. d. Donau
Staatliche Bibliothek Passau
Staatliche Bibliothek Regensburg

Kuratoren: Dr. Bernhard Lübbers, Dr. Bettina Wagner
Layout & Videos: Theodor Dimitriadis, Christian Eidloth, Sabine Gottstein
Texte: Ulrike Carvajal

Credits: All media
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