Neues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
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Wer war die Schöne vom Nil?
Nofretete war eine der mächtigsten und einflussreichsten Frauen Altägyptens. Sie lebte vor rund 3400 Jahren. Als Hauptgemahlin Echnatons (Amenophis IV.), Pharao der 18. Dynastie (Neues Reich), trug sie die Titel „Große königliche Gemahlin“ und „Herrin der Beiden Länder“. Im Grab ihres Gatten erscheint sie auch als „Gebieterin von Ober- und Unterägypten“.
Büste der Königin Nofretete (Amenophis IV. / Echnaton, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1340 v. Chr.) von ThutmosisNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Nofretetes Stern erstrahlte für mehrere Jahre sehr hell. Als eine Art Mitregentin wurde sie mit pharaonischer Macht ausgestattet, die durch die eignes für sie entworfene blaue Krone demonstriert wurde. Doch dann – kaum 30 Jahre alt – verschwand Nofretete aus dem öffentlichen Leben. Ob Echnaton seine Gattin verstieß oder Nofretete bei einem Unfall oder an einer Krankheit starb, ist bis heute ungeklärt. Ihre Mumie wurde nie gefunden.
Was bedeutet ihr Name?
Der Name Nofretete (Neferet-iti) bedeutet „Die Schöne ist gekommen“. Ab dem 5. Regierungsjahr Echnatons wurde er mit dem Beinamen Nefer-neferu-Aton – „Schön sind die Schönheiten des Aton“ – in einer Hieroglyphen-Kartusche geschrieben. Bis heute macht Nofretete ihrem Namen alle Ehre.
Zu finden ist die Kartusche der Nofretete – eine ovale Linie, in deren Mitte die Hieroglyphen des Namens der Herrscherin angeordnet sind – beispielsweise auf altägyptischen Ringfragmenten. Ebenso taucht sie auf Weihtäfelchen und Grabinschriften auf, oftmals gemeinsam mit den Kartuschen des Echnaton und des Aton.
Weihetäfelchen mit kniendem König und Kartuschen von Aton, Echnaton und Nofretete (Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1340 v. Chr.) von Künstler unbekanntNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Büste der Königin Nofretete (Amenophis IV. / Echnaton, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1340 v. Chr.) von ThutmosisNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Warum hat Nofretete nur ein Auge und woraus besteht die Büste?
Die Büste der Nofretete ist ein typisches Bildhauermodell, das als Vorlage für weitere Büsten
der Königin dienen sollte. Gerade an den Augen wird dies gut nachvollziehbar. Die
leere linke Augenhöhlung zeigt die erste Phase bei der Gestaltung des Auges,
die Einlage der Pupille. Das aus schwarz gefärbtem Wachs und Bergkristall
bestehende rechte Auge sowie die Bemalung zeigen die lebensnahe Wirkung der Gesamtkomposition.
Die Büste selbst besteht aus einem Kalksteinkern, dem im Bereich der Schultern ...
... und der blauen Krone in mehreren Schichten Stuckauflagen hinzugefügt wurden.
Die feine Modellierung des Gesichtes, die lebensnahe Gestaltung einzelner Falten an Augen und Mund sowie die genaue Ausführung der Sehnen am Hals gelang durch eine hauchdünn aufgetragene Gipsschicht. Stellenweise beträgt diese Schicht weniger als einen Millimeter.
Wo wurde die Büste gefunden und wie kam sie nach Berlin?
Die Büste wurde am 6. Dezember 1912 in der Werkstatt des altägyptischen Bildhauers Thutmosis gefunden. Die Werkstatt lag ursprünglich in der Stadt Achet-Aton, dem heutigen, nur noch als Ruine erhalten Tell el-Amarna, 300 km südlich von Kairo. Hier hatte Pharao Echnaton um 1340 v. Chr. die neue Hauptstadt Achet-Aton für seinen revolutionär monotheistischen Sonnenstaat erbauen lassen. Schmutzig, aber weitestgehend unversehrt lag die Büste der Nofretete hier noch über 3000 Jahre später in Haus P 47,2 im Sand. Der glückliche Finder war Ludwig Borchardt, ägyptischer Altertumsforscher im Dienst des deutschen Kaisers, der die Ausgrabungen der Deutschen-Orient-Gesellschaft in Amarna leitete. Dass es sich bei Nofretete um ein ganz besonderes Fundstück handelte, war Borchardt sofort klar. Im Grabungsprotokoll vom 6. Dezember 1912 vermerkte er: „Beschreiben nützt nichts, ansehen!“
Im Licht von Amarna / Stein: Der Fundort der Nofretete (veröffentlicht 04.12.2012) von SMBNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Laut ägyptischem Recht durfte der Ausgräber zwei Teile mit gleichwertigen Fundstücken zusammenstellen, von denen die ägyptische Seite, der Vertreter des Museums Kairo, als erstes wählen durfte. Die Ägypter entschieden sich nicht für den Teil mit Nofretete, sondern für die andere Hälfte, zu der als vergleichbares Stück ein wertvolles Altarbild gehörte – ein Familienporträt des Pharaos –, das die Ägypter unbedingt haben wollten. Der andere Teil wurde zusammen mit Nofretete im Januar 1913 mit Genehmigung der ägyptischen Altertümerverwaltung nach Deutschland gebracht.
Neues Museum. Amarnahof / Griechischer Hof nach dem Umbau 1921 (Foto 1923) von diversen KünstlernNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
In Deutschland verblieb Nofretete zunächst bei ihrem Besitzer, dem großen Kunstfreund und Mäzen James Simon, der die Amarna-Expedition finanziert hatte. Nur wenigen Besuchern, allen voran Kaiser Wilhelm II., war es vorbehalten, Nofretete in Simons Privaträumen zu bewundern. Erst im Jahr 1924 wurde die Büste im Neuen Museum erstmalig öffentlich ausgestellt. Das Publikum war hingerissen; Deuschland fiel in einen regelrechten Nofretete-Rausch.
Ist die Büste der Nofretete einzigartig?
Die Büste der Nofretete ist einzigartig! Altägyptische Steinbüsten nach dem berühmten Modell sind nicht bekannt. Seit dem Fund der Nofretete im Jahr 1912 wurde ihr atemberaubendes Konterfei jedoch unzählige Male reproduziert. Wie kaum ein anderes Kunstwerk wurde die Büste der Nofretete zum Sinnbild für eine ganze Kultur und findet sich heutzutage weltweit als beliebtes Motiv für Schmuck, Kalender, Schreibblöcke und Postkarten wieder.
Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin (veröffentlicht 5.4.2013) von SMBNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Auch als Replik ist die Schöne überaus begehrt. Hochwertige Nachbildungen der Büste werden in der traditionsreichen Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin hergestellt. Seit fast 200 Jahren fertigt die weltgrößte Institution dieser Art Kunstrepliken nach überlieferten Fertigungsmethoden, mit sorgfältigster Handarbeit und reichem Spezialwissen. Die so gefertigten Büsten verkauft die Gipsformerei an Liebhaber und Sammler, Künstler und Museen auf der ganzen Welt.
Aus altägyptischer Zeit sind zudem eine ganze Reihe weiterer Darstellungen der Nofretete bekannt. Allein bei den Ausgrabungen in Amarna fand man diverse weitere Büsten und Statuetten der Nofretete. Bei den meisten handelt es sich um sogenannte Kompositstatuen, die sich aus mehreren unterschiedlichen Steinarten zusammensetzen. In der Amarna-Zeit waren solche Komposite besonders beliebt. Die einzelnen Teile der Statuen und Büsten wurden nachträglich miteinander verzapft und verzahnt.
Darüber hinaus wurden bei den Ausgrabungen in Amarna Stelen und Reliefs mit Darstellungen der Nofretete sowie ein Altarbild gefunden, auf dem die Königin mit ihrem Gemahl Echnathon und dreien ihrer insgesamt sechs Kinder zu sehen ist.
Die umfangreichen Funde beinhalteten schließlich auch zahlreiche Büsten und Statuen der Familie der Nofretete, darunter mehrere Darstellungen des Echnaton und der Kinder des Königspaares.
Die Büste des Pharaos mit Krone gilt als Pendant zur Büste der Nofretete. Neben ihr war sie das einzig farbig bemalte, sogar vergoldete und vollendete Stück unter den Skulpturen, die in Haus P 47.02 gefunden wurden – an jenem Ort, an dem auch die Büste der Nofretete lag.
Der Gipsmodellkopf des Echnaton weist die typischen Merkmale des Herrschers auf: Die schmalen Wangen, der volle Mund, das markante Kinn und die dreieckige Gesichtsform. Vermutlich wurde der Abguss von bereits existierenden Skulpturen abgeformt und diente als Vorlage für weitere Modelle.
Die Prinzessinnenköpfe sind oftmals an die Darstellung Echnatons angelehnt: langgezogenes Gesicht, ausgeprägtes Kinn und gebogener Hals. Das Haupt dieses Kopfes war für eine Kompositstatue vorgesehen, was ein Zapfen unterhalb des Halsansatzes belegt.
Wo kann man die Büste der Nofretete sehen?
Die Büste der Nofretete ist im Neuen Museum auf der Museumsinsel Berlin zu sehen. Hier zog sie im Jahr 2009 ein, als das Gebäude, das seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen war, wiedereröffnet wurde. Als einziges Kunstwerk erhielt die schöne Königin im Neuen Museum einen Raum für sich allein.
Nordkuppelsaal mit der Büste der Nofretete, Neues Museum Berlin (Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton, Neues Reich, 18. Dynastie, um 1340 v. Chr.) von ThutmosisNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Vom Nordkuppelsaal aus blickt Nofretete durch den Niobidensaal mit antiken Schriften bis zur anderen Seite des Gebäudes, dem Südkuppelsaal...
Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Blick von der Büste der Königin Nofretete durch die Räume „Bibliothek der Antike“, „Knabe von Xanten“ und „Roms Provinzen“ in den Saal „Römische Götter“ (1843/2009) von diverseNeues Museum, Staatliche Museen zu Berlin
...von hier erwidert die Statue des Sonnengottes Helios aus Alexandria ihren Blick.
Wie wertvoll ist die Büste der Nofretete?
Um den monitären Wert von Kunstwerken zu bestimmen, orientiert man sich üblicherweise an Versicherungswerten. Der Versicherungswert für die Büste der Nofretete wird auf hunderte Millionen US-Dollar geschätzt. Tatsächlich ist Nofretetes Wert jedoch nicht in Dollars messbar. Als einzigartiges Porträt überzeitlicher Schönheit zählt die Büste zu den unbezahlbaren Schätzen der Kulturgeschichte. Das Ägyptische Museum in Berlin, Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bewahrt diesen Schatz für die Menschheit auf und macht ihn im Neuen Museum, einem der eindrucksvollsten Museen weltweit, für seine Besucherinnen und Besucher erlebbar.
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Text: Ägyptisches Museum und Paprussammlung, Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Konzept / Redaktion: Jutta Dette
© Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
www.smb.museum
Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
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