Die regionalen Staatlichen Bibliotheken BayernsBavarian State Library
Grußwort der Kuratoren
Die zehn regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns präsentieren mit einer großen dreiteiligen Ausstellung ihre Bestandshighlights und Schätze in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Ausgewählte Exponate werden in ihrer regionalen und überregionalen Bedeutung anschaulich gemacht, darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln, kostbare Drucke, Kartenwerke, Globen, Plakate oder Briefe.
Teil 1: Mittelalterliche Handschriften und Drucke bis zur Reformation
17. Oktober 2018 bis 13. Januar 2019
Einführung in den 1. Teil der AusstellungBavarian State Library
Einführung in den ersten Teil der Ausstellung "Mittelalterliche Handschriften und Drucke bis zur Reformation" durch die Kuratorin Dr. Bettina Wagner.
Religiöse Schriften wie Bibeln, Werke von Kirchenvätern und Heiligenlegenden werden präsentiert neben Bänden, die weltliches Wissen vermitteln, wie die älteste erhaltene Sammlung antiker Rezepte oder astronomische Bücher mit Horoskopen.
Medizinische Sammelhandschrift (sog. Lorscher Arzneibuch)Bavarian State Library
Antike Medizin für Mönche
Seit 2013 gehört das Lorscher Arzneibuch zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Es enthält eine der frühesten bekannten Zusammenstellungen antiker Rezepte griechisch-römischer Tradition im abendländischen Mittelalter. Die Erkenntnisse der antik-heidnischen Medizin werden hier allerdings mit christlichen Glaubensinhalten verbunden. Das Vorwort bezeichnet die Behandlung Kranker erstmals im Mittelalter als einen Akt christlicher Nächstenliebe. Damit gilt die Schrift als einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der Medizin im Zuge der Bildungsreform unter Karl dem Großen. Der Codex gelangte wohl aus dem Besitz Kaiser Ottos III. nach Bamberg.
Medizinische Sammelhandschrift (sog. Lorscher Arzneibuch)
Lorsch, um 800
Blatt 8v/9r: Beginn des Inhaltsverzeichnisses
Msc.Med.1
Staatsbibliothek Bamberg
Ambrosius: Opera variaBavarian State Library
Ein Schreiberbild ohne Schreiber
Das Bamberger Schreiberbild wurde der Handschrift nachträglich vorgebunden. Die Federzeichnung zeigt eine zeitgenössische Selbstdarstellung des Michaelsberger Skriptoriums. Im Zentrum ist der Klosterpatron Michael zu sehen. Zu dessen Füßen hat sich der Buchmaler selbst verewigt. Zehn Bildmedaillons dokumentieren die einzelnen Arbeitsschritte mittelalterlicher Buchherstellung. Ausgerechnet den Vorgang des Schreibens gibt das Bamberger Schreiberbild aber nicht wieder.
Ambrosius: Opera varia
Bamberg, Mitte 12. Jahrhundert
Blatt 1v: Das sog. Bamberger Schreiberbild
Msc.Patr.5
Staatsbibliothek Bamberg
Vollbibel ohne Psalmen (sog. Formbacher Bibel)Bavarian State Library
Die Heilige Schrift, erlesen geschmückt
Heinrich von Gloggnitz war als Schreiber, Redaktor und Illuminator an der Entstehung der Formbacher Bibel beteiligt – dies verrät ein Schreibervermerk. Im Text sind jedoch noch mehrere andere Hände feststellbar. Die Bibel ist geschmückt mit reicher Initialornamentik Lombarden und Rubrizierungen. Verwendung finden neben Purpur und Goldtinte qualitätvolle Goldauflagen. Die einfallsreichen Bildkompositionen zeigen u. a. die Titelfiguren der wichtigsten Bibelbücher sowie die Autoren der Bücher des Neuen Testaments.
Vollbibel ohne Psalmen (sog. Formbacher Bibel)
Vornbach am Inn, 1421
Blatt 426r: Der Evangelist Markus als Schreiber
Ms. 1
Staatliche Bibliothek Passau
Astronomisch-astrologische SammelhandschriftBavarian State Library
Der Mensch und die Gestirne
Bei dem Codex mit aquarellierten Federzeichnungen handelt es sich um eine reich illustrierte Abschrift verschiedener astronomisch-astrologischer Werke. Diese waren zuvor von Erhard Ratdolt in Venedig und Augsburg gedruckt worden. Neben einem Kalender (1491–1510) mit Tierkreiszeichen und Monatsbildern enthält der Band schematische Darstellungen von Sonnen- und Mondfinsternissen sowie von Gestirnskonstellationen und ihrem Einfluss auf den Menschen. Ergänzt werden die bebilderten Teile durch Abschriften der Astrologie des Guido Bonato und einer anonymen Geomantie.
Astronomisch-astrologische Sammelhandschrift
Augsburg?, zweite Hälfte 15. Jahrhundert
Blatt 87r: Die Sternbilder Andromeda und Perseus
Ms 5
Landesbibliothek Coburg
Otto von Passau: Die 24 Alten und weitere TexteBavarian State Library
Himmlische Musikanten
Otto von Passau verfasste das Werk über die ‚24 Alten‘ im 14. Jahrhundert. Die Erbauungsschrift ist ein Beispiel für die spätmittelalterliche, vor allem von Bettelorden und Laien getragene Frömmigkeit. Der Text ist in über 90 Handschriften überliefert und wurde ab 1480 auch im Druck verbreitet. Der Titel bezieht sich auf die 24 Alten aus der Geheimen Offenbarung des Johannes, die jeweils mit einer Rede zu den Themen Glaube, Liebe, Lebensführung und Tod zu Wort kommen. Der Band stammt aus dem Besitz von Herzog Johann Friedrich II., dem Mittleren, von Sachsen.
Otto von Passau: Die 24 Alten und weitere Texte
Erfurt, 1448
Blatt 3r: Die 24 Alten mit ihren Musikinstrumenten
Ms Cas 43
Landesbibliothek Coburg
Biblia (Gutenbergbibel)Bavarian State Library
Die erste gedruckte Bibel
Die erste gedruckte Bibel in lateinischer Sprache entstand zwischen 1452 und 1455 in der Mainzer Druckerwerkstatt des Johannes Gutenberg. Finanziert von Johannes Fust produzierte Gutenberg mit seinem Gesellen Peter Schöffer etwa 180 Exemplare auf Papier und weitere 30 auf Pergament. Die gezeigte Bibel stammt aus der Mainzer Kartause und wurde 1781 von Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal in seine private Büchersammlung überführt. Von dort gelangte sie in die Hofbibliothek Aschaffenburg.
Biblia (Gutenbergbibel)
Mainz: Johannes Gutenberg, um 1454/55
Band 1: Blatt 292v/293r: Beginn der Psalmen
Band 2: Blatt 279v/280r: Beginn Hieronymus-Prolog zum Philemon-Brief und Beginn des Hebräerbriefes mit Fleuronnée-Initialen
Inc 14, Band 1–2
Hofbibliothek Aschaffenburg"
Canticum canticorumBavarian State Library
Das ‚Hohelied Salomons‘ als Bilderbuch
Das ‚Canticum canticorum‘ ist ein Buch des Alten Testaments, das König Salomon zugeschrieben wird. Das ‚Lied der Lieder‘ – von Martin Luther mit ‚Hohelied‘ übersetzt – enthält zärtliche Liebesgedichte. In der Zeit Gutenbergs erschien das ‚Canticum canticorum‘ als Bilderzyklus in zwei verschiedenen Blockbuchausgaben, von denen heute 29 Exemplare bekannt sind. Blockbücher, die von Holztafeln gedruckt wurden, entstanden fast nur in Deutschland und den Niederlanden. Sie sind sehr selten und zählen zu den bibliophilen Kostbarkeiten.
Canticum canticorum
Niederlande, um 1465
Tafeln 1 und 3: Braut und Bräutigam blicken auf Mönche bei der Getreideernte, Jungfrau Maria im Strahlenkranz
Inc 160
Hofbibliothek Aschaffenburg
Matthäus Roritzer: Das puechlen von der fialen gerechtikaitBavarian State Library
Anleitung für Regensburger Architekten
Der Regensburger Dommeister Matthäus Roritzer war zwischen 1477 und 1495 für den Baufortschritt der Regensburger Kathedrale verantwortlich. In seinem Werk beschreibt Roritzer, wie Fialen entworfen und ausgeführt werden. Das ‚Büchlein von der Fialen Gerechtigkeit‘ war nicht nur das erste gedruckte Werkmeisterbuch in deutscher Sprache, sondern das erste Buch über die Baukunst in deutschen Landen generell. Der Druck entstand in Roritzers eigener Offizin. Heute sind weltweit nur noch fünf Exemplare nachgewiesen.
Matthäus Roritzer: Das puechlen von der fialen gerechtikait
Regensburg, 1486
Blatt 3v/4r: Grundriss- und Aufrisszeichnungen zur Konstruktion von Fialen
999 IP/4Inc.238
Staatliche Bibliothek Regensburg
Hartmann Schedel: Liber chronicarum (sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘)Bavarian State Library
Die Welt aus Nürnberger Sicht
Die sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘ stellt eine Universalgeschichte von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht dar. Die Nürnberger Künstler Michael Wolgemut und sein Stiefsohn Wilhelm Pleydenwurff fertigten die zahlreichen hochwertigen Holzschnitte an. Das Werk verdankt seine Entstehung dem Zusammenwirken einer Reihe herausragender Persönlichkeiten der freien Reichsstadt Nürnberg: Der Arzt und Humanist Hartmann Schedel kompilierte den Text, Sebald Schreyer und Sebastian Kammermeister fungierten als Finanziers und der Verleger und Anton Koberger übernahm den Druck.
Hartmann Schedel: Liber chronicarum (sog. ‚Schedel’sche Weltchronik‘)
Nürnberg, 1493
Blatt 99v/100r: Stadtansicht von Nürnberg
Inc. 214
Provinzialbibliothek Amberg
Missale HallenseBavarian State Library
Das kostbare Messbuch eines Kardinals
Das Missale Hallense ist das älteste erhaltene Buch, das sich an der Liturgie der Neuen Stiftskirche zu Halle ausrichtet. Dort residierte der Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht von Brandenburg. Die Handschrift ist prachtvoll illuminiert mit ganzseitigen Miniaturen, Initialen mit figürlichen bzw. szenischen Darstellungen, Randverzierungen sowie Wappen aus Albrechts Herrschaftsbereich und Familienstamm. Der Buchschmuck stammt von dem Nürnberger Buchmaler Nikolaus Glockendon nach Bildvorlagen u. a. von Albrecht Dürer und Martin Schongauer.
Missale Hallense
Nürnberg, 1523/24
Blatt 193v: Kardinal Albrecht von Brandenburg bei der Fronleichnamsprozession
Ms 10
Hofbibliothek Aschaffenburg
Hans Burgkmair d. Ä.: Cäsarenköpfe für das ‚Kaiserbuch‘ Konrad PeutingersBavarian State Library
Ein unvollendetes humanistisches Projekt
Die 17 Cäsarenköpfe gehörten zu einer Serie von Bildnissen, die für das geplante ‚Kaiserbuch‘ des Augsburger Juristen, Humanisten, Stadtschreibers und Kaiserberaters Konrad Peutinger bestimmt waren. Das große Werk blieb jedoch unvollendet. Enthalten sollte es Biographien von Julius Caesar bis zu Maximilian I. mit Quellenmaterialien und Porträts. Der ausführende Künstler Hans Burgkmair d. Ä. stammte ebenfalls aus Augsburg und benutzte als Vorlage für seine Holzschnitte vorwiegend Münzen, hauptsächlich aus Peutingers eigener Sammlung.
Hans Burgkmair d. Ä.: Cäsarenköpfe für das ‚Kaiserbuch‘ Konrad Peutingers
Augsburg, um 1505/9
Zwei Bildnisse vor Blatt 1: Holzschnitte mit Bildnissen der römischen Kaiser Gaius Julius Caesar
V 1462
Studienbibliothek Dillingen
Benedikt von Nursia: Ordensregel,Bavarian State Library
Die Regel der Augsburger Benediktiner
Die Benediktsregel ist an einen Nekrolog des Augsburger Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra angehängt. Laut Kolophon auf Blatt 170r wurde sie von Bruder Leonhard Wagner, einem Conventualen dieses Klosters, im Zuge der benediktinischen Reform geschrieben. Die aufgeschlagene Seite zeigt den Beginn der eigentlichen Regel mit einer ornamentalen Initiale und prächtigen naturalistisch gemalten Bordüren. Die kostbar wirkende Illumination kann dem Augsburger Buchmaler Nikolaus Bertschi zugeschrieben werden.
Benedikt von Nursia: Ordensregel
Augsburg, 1514
Handschrift, Blatt 144v: Beginn der Benediktsregel mit ornamentaler Initiale und Bordüre
2° Cod Aug 332 (Cim 109)
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Albrecht Dürer: Druckplatte Christus am ÖlbergBavarian State Library
Albrecht Dürers einzige erhaltene Radierplatte
Albrecht Dürer setzte das Motiv ‚Christus am Ölberg‘ im Jahr 1515 als Radierung um und verwendete damit eine Technik die ursprünglich Plattner und Waffenätzer zur kunsthandwerklichen Verzierung von militärischen Prunkstücken benutzten. In Bamberg hat sich die einzige Radierplatte Dürers erhalten. Sie gelangte nach dem Tod des Kunstgelehrten und -sammlers Joseph Heller (1798–1849) in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek, die Heller testamentarisch zur Alleinerbin seines Nachlasses eingesetzt hatte.
Albrecht Dürer: Christus am Ölberg
Druckplatte mit Abzug
Radierung, 1515
Kupferplatte 25 und I C 1
Staatsbibliothek Bamberg
Hans von Gersdorff: Feldbuch der WundtartzneyBavarian State Library
Aus der Praxis eines Feldchirurgen
Das ‚Feldtbuch der Wundtartzney‘ des Hans von Gersdorff – ausgestellt in der seltenen Erstausgabe – ist ein Buch für die Praxis. Seine Erfahrungen sammelte der Straßburger Arzt auf den Schlachtfeldern Europas.
Das Werk baut auf der ‚Chirurgia Magna‘ des Guy de Chauliac auf, richtet sein Augenmerk jedoch auf den Einsatz am Patienten. Zahlreiche Holzschnitte zeigen u. a. die inneren Organe, verschiedene Instrumente sowie Streckbänke zum Einrenken von Arm- und Beingelenken. Berühmt geworden ist die Darstellung des sog. Wundenmannes, dessen Körper eine Vielzahl an Verletzungen durch Gewalteinwirkung demonstriert.
Hans von Gersdorff: Feldbuch der Wundtartzney
Straßburg, 1517
Blatt 18v/19r: Der sog. Wundenmann mit zahlreichen Kampfverletzungen
Inc. 320
Staatliche Bibliothek Passau
Teil 2: Aus Orient und Okzident. Bücher, Karten, Globen des 16. und 17. Jahrhunderts
21. Januar 2019 bis 7. April 2019
Einführung durch Ulrike CarvajalBavarian State Library
Einführung in den zweiten Teil der Ausstellung "Aus Orient und Okzident. Bücher, Karten, Globen des 16. und 17. Jahrhunderts" durch die Ausstellungskoordinatorin Ulrike Carvajal.
Tauchen Sie ein in das Zeitalter der Entdeckungen, des wissenschaftlichen Aufbruchs, der Renaissance und des Barock.
Diogo Ribeiro: Weltkarte (sog. Welserkarte)Bavarian State Library
Die Weltkarte eines Augsburger Händlers
Der gebürtige Portugiese Diogo Ribeiro war einer der bedeutendsten Kartographen und Kosmographen seiner Zeit. Er stand zur Zeit Karls V. in spanischen Diensten und wurde 1523 zum königlichen Kosmographen ernannt. Die vorliegenden Fragmente stammen von einer ursprünglich ca. 86 x 210 cm großen Weltkarte aus dem Jahre 1530. Eine Notiz über die Welser (Belzeres) bei Castilia del Oro im Bereich des heutigen Venezuela lässt darauf schließen, dass dieses Exemplar für das Augsburger Handelshaus der Welser bestimmt war, das zu dieser Zeit erste Schritte zur Kolonisation Venezuelas unternommen hatte.
Diogo Ribeiro: Weltkarte (sog. Welserkarte)
Sevilla, 1530
Fragmente einer Weltkarte mit Teilen Asiens und der Neuen Welt
Mapp. 1
Studienbibliothek Dillingen
Giovanni Pontano: De rebus coelestibusBavarian State Library
Aus der Bibliothek des ersten Neuburger Pfalzgrafen
Ottheinrich von Pfalz-Neuburg (reg. 1505–1559) förderte großzügig die Künste und widmete sich dem Aufbau einer Bibliothek. Wegen Finanzproblemen und Diskrepanzen mit Kaiser Karl V. wurde er 1544 aus seinem Herzogtum verbannt und floh nach Heidelberg. Während dieser Zeit beauftragte er Jörg Bernhardt mit der Anfertigung von Einbänden für seine Bibliothek. Im Jahr 2016 konnte die Staatliche Bibliothek Neuburg einen solchen Band antiquarisch erwerben: Der dunkle Vorderdeckel zeigt nun ein mit Plattenstempel geprägtes Porträtsupralibros samt Bindungsjahr.
Giovanni Pontano: De rebus coelestibus
Basel, 1530
Heidelberger Einband mit goldgeprägtem Porträtsupralibros Ottheinrichs
01/4 OHP 8
Staatliche Bibliothek Neuburg
Sog. ‚Lafreri-Atlas‘Bavarian State Library
Eine Kartensammlung aus Italien
‚Lafreri-Atlas‘ ist die Bezeichnung für eine im 16. Jahrhundert in Italien erfolgte Zusammenstellung von Karten verschiedener Stecher, die zunächst auf ein einheitliches Format gebracht und dann zusammengebunden wurden. Namensgeber dieses Kartenwerks war der römische Drucker, Verleger und Kartenhändler Antonio Lafreri. Der ausgestellte Kompositatlas enthält mehrere Karten der Insel Malta. Erklärbar ist dies durch aktuelle politische Ereignisse: 1565 erfolgte die Belagerung Maltas durch ein osmanisches Heer, gegen das sich die Inselbewohner erfolgreich zur Wehr setzen konnten.
Sog. ‚Lafreri-Atlas‘
Rom, um 1538/1566, Nachtrag 1675
Nr. 99: Die Belagerung Maltas durch die Osmanen im Jahre 1565
X 122
Studienbibliothek Dillingen
Gerhard Mercator: ErdglobusBavarian State Library
Die Erde in Kugelgestalt
Gerhard Mercator wurde im flämischen Rupelmonde geboren. Er studierte an der Universität in Leuven und arbeitete dort bereits bei dem Globenhersteller Gemma Frisius. Später ließ er sich in Duisburg nieder. 1541 fertigte Mercator seinen ersten Erdglobus. Durch sein kritisch-vergleichendes Studium verschiedener Quellen wie Berichte von Entdeckungsreisenden, geographische Beschreibungen antiker Schriftsteller und Seekarten erreichte Mercator ein hohes Maß an Präzision und Stimmigkeit in seinen Werken. Er gilt als erster moderner, wissenschaftlicher Kartograph.
Gerhard Mercator: Erdglobus
Leuven, 1541
EG-Mercator
Provinzialbibliothek Amberg
Nikolaus Kopernikus: De Revolutionibus Orbium CoelestiumBavarian State Library
Das neue Weltbild aus einer Nürnberger Druckerpresse
Der Frauenburger Domherr und Gelehrte Nikolaus Kopernikus zögerte lange, seine Forschungen und Überlegungen zum heliozentrischen Weltbild zu veröffentlichen. Nach vorsichtigen Diskussionen seiner Thesen im kleinen Fachpublikum gelang es dem Nürnberger Verleger Johannes Petreius, den über 70-jährigen Kopernikus zur gedruckten Herausgabe seiner Kenntnisse zu überreden. Heute ist die Erstausgabe in lediglich 258 Exemplaren erhalten und aufgrund ihres wissenschaftshistorischen Ranges eines der wertvollsten und gesuchtesten Bücher überhaupt.
Nikolaus Kopernikus: De Revolutionibus Orbium Coelestium
Nürnberg, 1543
Blatt 9v: Schema des heliozentrischen Weltbildes
a Sa (b) 10
Staatliche Bibliothek Passau
Plutarchus: MoraliaBavarian State Library
Ein Gräzist aus Schwaben
Hieronymus Wolf war einer der bedeutendsten Humanisten und Philologen des 16. Jahrhunderts und Begründer der deutschen Byzantinistik. Er studierte in Tübingen und an der Universität Wittenberg. Dort hatte er Kontakt mit Martin Luther und Philipp Melanchthon. Nürnberg, Oettingen und das thüringische Mühlhausen waren weitere Stationen seiner Vita. Seit 1551 wirkte Hieronymus Wolf in Augsburg als Bibliothekar von Johann Jakob Fugger I. Im Jahre 1557 wurde er Rektor des St.-Anna-Gymnasiums und Augsburger Stadtbibliothekar.
Plutarchus: Moralia
Basel, 1572
Vorderspiegel: Exlibris mit dem Porträt des Hieronymus Wolf
LG 1084
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Raphael Seiler: PrimitiaeBavarian State Library
Aus der Privatbibliothek des Hieronymus Wolf
Die Privatbibliothek von Hieronymus Wolf hatte keine repräsentative Funktion. Sie diente vor allem seinen intensiven Studien. Wolfs Bücher sind folglich mit überwiegend einfachen Gebrauchseinbänden ausgestattet. Prachteinbände sind die Ausnahme in seiner Gelehrtenbibliothek. Das für Wolf bestimmte Exemplar einer Hans Jakob Fugger gewidmeten Sammlung lateinischer Gelegenheitsgedichte von Raphael Seiler versah der Autor auf dem Vorderdeckel des Pergamenteinbands mit einer handschriftlichen Widmung und fügte noch ein vierzeiliges Epigramm hinzu.
Raphael Seiler: Primitiae
Basel, 1551
Flexibler Pergamenteinband
01/8 B.W. 38
Staatliche Bibliothek Neuburg
Steffan Gansöder nach einer Zeichnung von Paulus Reinhart: Rundprospekt der Umgebung der Stadt NürnbergBavarian State Library
Nürnberg aus der Vogelperspektive
Dieser Rundprospekt ist ein herausragendes Stück aus der ersten Glanzzeit der Nürnberger Kartenproduktion. Es handelt sich um den Typus der Beweiskarte, der im 16. Jahrhundert sehr verbreitet war und in Gerichtsakten oftmals überliefert ist. Mit ihr untermauerte die Stadt Nürnberg ihren Anspruch auf das Umland und ihr Recht, Steuern zu erheben. Der Nürnberger Rat ließ in seinen Räumlichkeiten 17 Exemplare drucken, von denen sich derzeit drei in öffentlichen Sammlungen nachweisen lassen – das Ansbacher Stück ist eines davon.
Steffan Gansöder nach einer Zeichnung von Paulus Reinhart: Rundprospekt der Umgebung der Stadt Nürnberg
Nürnberg, 1581
110/XIV f 339
Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach
Orientalischer SammelkodexBavarian State Library
Ein Weltpoet in Coburg
Die ernestinische Fürstenbibliothek wurde Mitte des 16. Jahrhunderts im Coburger Schloss Ehrenburg gegründet. Ihr systematischer Ausbau zu einem enzyklopädisch geordneten Speicher allen Wissens erfolgte im 18. Jahrhundert. Der ausgezeichnete Ruf der Bibliothek und die Freundschaft mit Christian Friedrich von Stockmar brachte den ‚Weltpoeten‘ Friedrich Rückert in die Stadt. In der Hofbibliothek standen ihm orientalische Handschriften und eine Fülle sprachwissenschaftlicher Standardwerke zur Verfügung. Zahlreiche Bleistifteintragungen von Rückerts Hand belegen, dass er tatsächlich mit den Coburger Beständen gearbeitet hat.
Orientalischer Sammelkodex
Arabisch-persischer Raum, 1575/1595
Titelblatt mit goldgehöhtem Schmuckrahmen
Y 2/94 (Orient. Cod. IX)
Landesbibliothek Coburg
Kupferstich nach einem Entwurf von Johannes PutschBavarian State Library
Europa Regina
Die allegorische Darstellung Europas in Frauengestalt geht auf einen Entwurf des Tiroler Hofbeamten Johannes Putsch zurück. Der Geheimschreiber widmete seinem Herrn König Ferdinand I. im Jahr 1537 einen Holzschnitt, der Europa als Königin darstellt. Die nach Westen ausgerichtete Karte wurde schließlich populär, als Matthias Quad zu Beginn seiner Tätigkeit in Köln einen Kupferstich davon herstellte und diese Darstellung Europas im Jahr darauf Eingang in die berühmten kartographischen Werke von Sebastian Münster (‚Cosmographia‘) und Heinrich Bünting (‚Itinerarium Sacrae Scripturae‘) fand.
Europakarte in Frauengestalt.
Kupferstich
[Köln, 1587]
Gr/2Hist.pol.5,52a
Staatliche Bibliothek Regensburg
Simon Marius: Mundus Iovialis Anno M.DC.IX.Bavarian State Library
Ein fränkischer Himmelsforscher
Der markgräfliche Mathematiker und Astronom Simon Marius entdeckte im Januar 1610 in Ansbach zeitgleich mit Galileo Galilei die vier großen Jupitermonde. Als einer der ersten setzte er dabei das neu entwickelte Fernrohr zur Himmelsbeobachtung ein. Da Simon Marius seine Ergebnisse erst 1614 publizierte, bezichtigte Galilei ihn des Plagiats und schädigte den Ruf des fränkischen Forschers nachhaltig. Die Wissenschaft zeigte jedoch, dass Marius völlig selbstständig forschte und zudem zu genaueren Ergebnissen kam. Die hier ausgestellte Erstausgabe der ‚Mundus Iovialis‘ enthält das einzige überlieferte Bildnis des Ansbacher Astronomen.
Simon Marius: Mundus Iovialis Anno M.DC.IX.
Nürnberg, 1614
Lage A: Porträt von Simon Marius
110/XV e 21
Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach
Georg Ridinger: Architectur des Maintzischen ChurfürstlichenBavarian State Library
Eine kurfürstliche Neujahrsgabe
Der Straßburger Steinmetz Georg Ridinger wurde vom Mainzer Kurfürsten Johann Schweikhard von Kronberg im März 1607 mit der Planung und Durchführung des Wiederaufbaus der Burg Aschaffenburg beauftragt. Mit der Vierflügelanlage im Renaissance-Stil schuf Ridinger sein Meisterwerk. Am 17. Februar 1614, dem zehnten Jahrestag von Schweikards Wahl zum Erzbischof, wurde Schloss Johannisburg feierlich eingeweiht. Ende 1614 oder Anfang 1615 konnte der Bauherr in seine neue Residenz einziehen. Das hier gezeigte repräsentative Kupferstichwerk über den Bau überreichte der Baumeister dem Kurfürsten noch vor der endgültigen Fertigstellung des Schlosses.
Architectur des Maintzischen Churfürstlichen
neuen Schloßbawes St. Johannspurg zu Aschaffenburg ...
Blatt 32v/33r: Ein nicht ausgeführter Entwurf des Schlosses Aschaffenburg
D IV, 5
Hofbibliothek Aschaffenburg
Andreas Cellarius: Harmonia macrocosmica. HimmelsatlasBavarian State Library
Ein Meisterwerk der Himmelskartographie
Die ‚Harmonia Macrocosmica‘ von Andreas Cellarius wurde 1660 von dem flämischen Drucker Johannes Janssonius als Supplement zu seinem ‚Atlas Novus‘ erstmals herausgegeben. Der Himmelsatlas zeigt in aufwendig gestalteten und kolorierten Kupfertafeln die Entwicklung der Astronomie anhand der Darstellung der Systeme von Claudius Ptolemäus, Nikolaus Kopernikus und Tycho Brahe sowie acht Sternenkonstellationen nach christlicher und klassischer Interpretation.
Andreas Cellarius: Harmonia macrocosmica. Himmelsatlas
Amsterdam, 1661
Ansicht der südlichen Erdhalbkugel mit den antiken Sternbildern
Geogr. 510
Provinzialbibliothek Amberg
Teil 3: Krieg und Frieden, Freud und Leid. Sammelobjekte des 17. bis 20. Jahrhunderts
15. April bis 7. Juli 2019
Einführung durch Dr. Bernhard LübbersBavarian State Library
Einführung in den dritten Teil der Ausstellung "Krieg und Frieden, Freud und Leid. Sammelobjekte des 17. bis 20. Jahrhunderts" durch Dr. Bernhard Lübbers.
Eine Konstante, die sich durch die gesamte Weltgeschichte zieht, ist das Wechselspiel zwischen Krieg und Frieden. Zu sehen ist, dass die Neuzeit von diesem Wechsel, aber auch von der Neugier auf fremde Kulturen und Länder geprägt ist.
SilbereinbandBavarian State Library
Bucheinband eine Augsburger Goldschmieds
Dieser aus Silber geschmiedete Barockeinband stellt ein herausragendes Beispiel der Augsburger Goldschmiedekunst um 1700 dar. Das Exemplar wurde von der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg im Jahr 2017 erworben. Stilistisch steht der silberne Buchdeckel dem Werk des führenden Augsburger Goldschmieds Johann Andreas Thelot nahe; möglicherweise geht der Einband auf den Meister selbst zurück. Vorder- und Rückdeckel sowie der Buchrücken zeigen in ovalen Feldern Personifikationen der theologischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung. Der kostbare Einband umschließt das ‚Paradieß-Gärtlein‘ von Johann Arndt – eine Sammlung lehr- und trostreicher Gebete.
Silbereinband
Ulm, 1720
Paradieß-Gärtlein Welches voller Christlichen Tugend-Gebete erfüllet
17 A 123
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Tafereel, Of Beschryving van den prachtigen Tempel der Zang-GodinnenBavarian State Library
Ein Musentempel aus den Niederlanden
Szenen der antiken Sagen und Mythen des klassischen Altertums hat der französische Kupferstecher Bernard Picart in diesem Kupferstichwerk prunkvoll-dramatisch und gleichzeitig psychologisch-empfindsam wiedergegeben. Die von Anmerkungen und Erläuterungen begleiteten Kupferstiche beruhen überwiegend auf Vorlagen Abraham van Diepenbeecks. Aufgeschlagen ist die Darstellung der Statue des äthiopischen Königs und Halbgottes Memnon. Vom Licht der Morgenröte angestrahlt lehnt diese in eindrucksvoller Plastizität an einen Sarkophag und blickt auf den Nil, zu dessen Seiten sich die altägyptische Stadt Theben ausbreitet.
Tafereel, Of Beschryving van den prachtigen Tempel der Zang-Godinnen
Amsterdam, 1733
a Ygb 6
Staatliche Bibliothek Passau
Wilhelmine Friederike Sophie Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth: Argenore: Oper in drei AktenBavarian State Library
Eine komponierende Fürstin
Die vollständig erhaltene Partiturhandschrift der Barockoper ‚Argenore‘ wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts in der Staatlichen Bibliothek Ansbach entdeckt und als Autograph Wilhelmines von Bayreuth identifiziert. Die Markgräfin gehörte zu den wenigen deutschen Komponistinnen ihrer Epoche, die Opern schrieben. 1737 bekam Wilhelmine von ihrem Mann die Intendantur über die Bayreuther Hofmusik übertragen. Sie etablierte die italienische Oper und schaffte es, den Bayreuther Hof kulturell und intellektuell auf eine Stufe mit den angesehensten europäischen Fürstenhäusern zu stellen.
Wilhelmine Friederike Sophie Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth: Argenore: Oper in drei Akten
Bayreuth, 1740 und früher
110/VI g 44
Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach
Hieronymus Tochtermann: Neuer und allgemeiner Hand-CalenderBavarian State Library
Augsburger Schreibkunst
Schreibmeisterbücher entstanden aus dem Bedürfnis nach einer klar lesbaren, einheitlichen Schrift für amtliche und kaufmännische Zwecke. Sie enthalten aber auch häufig kalligraphisch-kunstvolle Verzierungen. Hieronymus Tochtermann, der das Schönschreiben in einem evangelischen Waisenhaus lernte, arbeitete als Hauslehrer und Mädchenschullehrer. Mindestens 14 Schreibmeisterbücher sind von ihm bekannt, darunter der von ihm selbst geschriebene und mit unerschöpflicher Kreativität gestaltete Kalender mit Prognosen zu Mondphasen, Tageslänge und Witterung. Das Juni-Blatt schließt mit einem Gedicht zur Sonnenwende.
Hieronymus Tochtermann: Neuer und allgemeiner Hand-Calender
Augsburg, 1747
Blatt 12v: Juni
Cod HV 55
Staats- und Stadtbibliothek Ausgburg
Ulrich Weiß: De emendatione intellectus humaniBavarian State Library
Ernste Gedanken in verspielter Umhüllung
Dieser reich verzierte Pergamenteinband stammt aus der Privatbibliothek des Münchener Hofkaplans Johann Josef Benno Wagenecker, der seit 1759 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war. Zwischen den identisch gearbeiteten Buchdeckeln dieses Bandes verbirgt sich das Werk ‚De emendatione intellectus humani‘ ‒ ‚Die Verbesserung der menschlichen Intelligenz‘ ‒ des Benediktiner-Paters Ulrich Weiß. Im Gegensatz zu seiner ernsten Thematik erhielt das Buch einen verspielten Schmuckeinband im Stil des Rokoko mit einer violetten Bemalung, goldenen, filigranen Schmuckelementen und dem bayerischen Wappen.
Ulrich Weiß: De emendatione intellectus humani
Kaufbeuren, 1747
06/4 Philos.24
Staatliche Bibliothek Neuburg
Sammelatlas mit Karten aus: Johann Baptist Homann: Großer Atlas über die ganze WeltBavarian State Library
Der Weg zum Schlaraffenland
Der Sammelatlas mit Karten, die überwiegend in dem ‚Großen Atlas‘ von Johann Baptist Homann enthalten sind, stammt ursprünglich aus der Zisterzienserabtei Waldsassen. Nach einer ‚Einleitung zur Geographie‘ folgen 126 großformatige doppelseitige Karten mit astronomischen Darstellungen, der Welt und den Kontinenten. Darunter befindet sich eine Fantasiekarte, die eine moralisierende Interpretation des Schlaraffenlandes als ein Reich der Untugenden und Obsessionen darstellt. Amüsante Regionen und Ortsbezeichnungen wie „Vaulencia Regnum“, „Stomachi Imperium“, „Saufenberg“ oder der „Milchsuppensee“ lassen sich auf dieser ungewöhnlichen Karte entdecken.
Sammelatlas mit Karten aus: Johann Baptist Homann: Großer Atlas über die ganze Welt
Nürnberg, um 1750
Zahlreiche kolorierte Karten
Geogr. 514
Provinzialbibliothek Amberg
Statuette einer chinesischen Götterfigur mit den Attributen Hirsch und KranichBavarian State Library
Shou Lao – ein Gast aus dem Reich der Mitte
Freundlich und sanft blickt die chinesische Statuette den Betrachter an. Der knorrige Stab lässt an eine lange Reise denken. Hirsch und Kranich zu den Seiten des würdigen Alten symbolisieren in der chinesischen Kultur Reichtum, Weisheit und Langlebigkeit. Die fremdartige Figur aus Speckstein zeugt von der China-Begeisterung des 18. Jahrhunderts, die wohl auch den Freiherrn Lothar Franz von Erthal ergriffen hatte. Seine Bibliothek umfasste neben Büchern auch Kunstgegenstände wie Uhren, Emailgemälde und Kleinplastiken – darunter diese Statuette – und diente somit als Bücher- und Kunstkabinett.
Statuette einer chinesischen Götterfigur mit den Attributen Hirsch und Kranich
China, 2. Hälfte 18. Jahrhundert
Shou Lao - der Gott des langen Lebens
Kleinkunst Nr. IV/2
Hofbibliothek Aschaffenburg
Daktyliothek. Sammlung von ca. 1.000 Abdrücken geschnittener SteineBavarian State Library
Eine Gemmensammlung in Buchformat
Sammlungen von Abdrücken vorwiegend antiker Gemmen waren seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Bereich der Wissenschaft, an Gymnasien, Kunstakademien und in gebildeten Kreisen ein beliebtes Medium, um sich mit der Antike, auseinanderzusetzen. Verbreitet und geschätzt war in ihrer Zeit die von Philipp Daniel Lippert zusammengestellte Sammlung. Seine hier gezeigte Daktyliothek aus der Studienbibliothek Dillingen ist gestalterisch einem Buch nachempfunden. Ein gewölbtes Brett, das einen seitlichen Buchschnitt imitiert, verdeckt 19 Schubladen. Diese bewahren ca. 1.000 befestigte und nummerierte Abdrücke von antiken Gemmen und Kameen.
Daktyliothek. Sammlung von ca. 1.000 Abdrücken geschnittener Steine
Dresden?, 1753
Holzkasten in Buchform mit Schubfächern, mit Leder überzogen
XXVI 7
Studienbibliothek Dillingen
Johann Caspar Eder: FaltfächerBavarian State Library
China-Mode in Oberfranken
Über eine Schenkung gelangte dieser Fächer in den Bestand der Staatsbibliothek Bamberg. Schöpfer der Fächerzeichnung war der hochfürstlich-bambergische Geheimarchivar und Hofrat Johann Caspar Eder. Die Zeichnung präsentiert einen ostasiatisch anmutenden Bilderreigen zum Thema der vier Elemente. Vorlage für die Szenen waren offenbar die Chinoiserien der Fresken des Festsaales von Schloss Leitheim, die der Augsburger Maler Gottfried Bernhard Göz im Jahre 1751 schuf.
Johann Caspar Eder: Faltfächer
Bamberg, um 1770
Fächerblatt: Federzeichnung auf Ziegenleder, Gestänge: Elfenbein, gesägt, geschnitzt
I P 60k
Staatsbibliothek Bamberg
Johann Wolf und Bernhard Meyer: Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Band 1Bavarian State Library
Hohe Kunst der Vogeldarstellung
Das großformatige bibliophile Werk des Nürnberger Lehrers Johann Wolf und des Medizinalrats Bernhard Meyer erschien 1805 bis 1821 in 30 Teillieferungen. Die einzelnen Hefte waren für die damalige Zeit teuer, so dass nur wenige Exemplare in den Handel kamen. Das extrem seltene Buch hat sich als Lieferungswerk in unterschiedlicher Vollständigkeit erhalten. Die insgesamt 181 großformatigen Kupferstiche mit Vogeldarstellungen wurden von den Nürnberger Künstlern Johann Carl Bock und Ambrosius Gabler sowie Johann Mathias Hergenröder aus Offenbach in herausragender Weise gestochen, gezeichnet und koloriert.
Johann Wolf und Bernhard Meyer: Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, Band 1
Nürnberg, 1805
Tafel 36: weiblicher Uhu (Strix bubo)
Hist.nat. 261(1
Provinzialbiblikothek Amberg
Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach: Kaspar Hauser: Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des MenschenBavarian State Library
Ein spektakulärer Ansbacher Kriminalfall
Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach ‒ Jurist und Kriminalpsychologe ‒ wirkte als Präsident am Appellationsgericht in Ansbach. Sein spektakulärster Fall war die Aufarbeitung des Falles ‚Kaspar Hauser‘. In seiner 1832 erschienenen Publikation vertrat Feuerbach die These, der namenlose Findling sei der am badischen Hof geborene langersehnte Thronfolger, der einem dynastischen Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Die Ansbacher Erstausgabe ist mit einem Porträt-Frontispiz ausgestattet, das Kaspar Hauser nach einem Pastell-Gemälde von Johann Friedrich Carl Kreul zeigt. Nach zeitgenössischen Aussagen soll von allen existierenden Darstellungen Kaspar Hausers diese am authentischsten sein.
Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach: Kaspar Hauser: Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen
Ansbach, 1832
110/X d 32
Staatliche Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach
Die große öffentliche Maskerade zu Pferde und zu Wagen am Fastnachts-Montage 1837Bavarian State Library
Bamberger Fasching im Vormärz
Aus der Bamberger ‚Lythographische[n] Kunstanstalt’ von Johann Baptist Lachmüller stammt diese Farblithographie. Sie gehört zu einem Zyklus von 28 Blättern, die den Bamberger Faschingszug aus dem Jahre 1837 präsentieren. In den einzelnen Szenen treten neben traditionellen karnevalesken Elementen Figuren auf, wie sie in gesellschaftskritischen Lustspielen der Restaurationszeit vorgeprägt waren. Schlüsselwerk dieser volkstümlichen Stücke war August von Kotzebues im Jahre 1802 uraufgeführtes Lustspiel ‚Die deutschen Kleinstädter‘. Nach dessen Vorbild entstanden zahlreiche sog. ‚Krähwinkliaden‘, welche die kleinbürgerliche Weltsicht der Bewohner des fingierten Städtchens Krähwinkel parodierten.
Die große öffentliche Maskerade zu Pferde und zu Wagen am Fastnachts-Montage 1837
Bamberg, 1837
Blatt 7: Ein Wagen mit den krähwinklisch-staberlianischen Garden
MvO.Bamb.f.15
Staatsbibliothek Bamberg
Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und BogosBavarian State Library
Die Coburger Herzogsfamilie auf Reisen
1862 reiste die Coburger Herzogsfamilie nach Ostafrika. Zur Reisegesellschaft gehörten auch der berühmte Naturforscher und Zoodirektor Dr. Alfred Brehm sowie der wegen seiner Reiseberichte viel gelesene Schriftsteller Friedrich Gerstäcker. Die Reise dauerte von Ende Februar bis Mai und war eine Mischung aus Forschungsexpedition, Großwildjagd und gesellschaftlich-verwandtschaftlichen Begegnungen. Für die Reisedokumentation wurden die Berichte mehrerer Teilnehmer zusammengeführt, die 20 Farblithographien stammen von Robert Kretschmer. Tafel 7 zeigt die Reisegruppe bei einer Rast in der Steppe. Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha ist an einen Baumstamm gelehnt.
Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und Bogos
Leipzig, 1864
Gr F 75
Landesbibliothek Coburg
Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg-Gotha: Haus-Chronik 1842–1867Bavarian State Library
Ein Geschenk zur Silberhochzeit
Zur Silberhochzeit schenkte Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg und Gotha ihrem Ehemann Herzog Ernst II. diese mit zahlreichen Aquarellzeichnungen ausgestattete Hauschronik. Das Buch enthält eine Fülle an privaten und offiziellen Erinnerungen aus dem Leben der Herzogsfamilie sowie Informationen zum Zeitgeschehen. Die persönlich-familiären Verbindungen des Herzogspaares zum europäischen Hochadel werden immer wieder sichtbar. Die in zartem Kolorit illuminierten Seiten leiten jeweils einen Jahresrückblick ein. Sie lassen sich mehreren namhaften Künstlern zuweisen, besonders viele stammen vom Berliner Maler Wilhelm Peters.
Herzogin Alexandrine von Sachsen-Coburg-Gotha: Haus-Chronik 1842–1867
Privatdruck, 1867
Einband-Slg. / F 61,136
Landesbibliothek Coburg
Marie Buchmeier: KriegskochbüchleinBavarian State Library
Hindenburg-Kuchen zum Kaffee
Der Wochenplan dieses ‚Kriegskochbüchleins‘ von Marie Buchmeier erscheint auf den ersten Blick recht abwechslungsreich. Doch weisen Zutaten wie Schafskopffleisch, eingemachtes Kuheuter und der Verzicht auf Eier in Pfannkuchen auf deutliche Einschränkungen in der Ernährung hin. Marie Buchmeier war eine erfolgreiche Kochbuchautorin in Ostbayern. Wohl seit 1853 arbeitete sie als Köchin in sog. ‚guten Häusern‘ des gehobenen Landshuter Bürgertums. Noch vor der Jahrhundertwende begann sie mit der Veröffentlichung von Kochbüchern. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, reagierte Buchmeier auf die Zeitumstände und verfasste Kochbücher für die Kriegszeit.
Marie Buchmeier: Kriegskochbüchlein
Regensburg, 1915
999/Hab.342
Staatliche Bibliothek Regensburg
Franciszek Znamirowski: Zehn Aquarelle aus dem Konzentrationslager GusenBavarian State Library
Ein Zwangsarbeiter als Karikaturist
Im Konzentrationslager Gusen wurden unter unvorstellbaren Bedingungen Rüstungsgüter hergestellt, darunter Flugzeugteile für das Regensburger Messerschmittwerk. Der ehemalige polnische Offizier Franciszek Znamirowski war einer der Zwangsarbeiter, die in Gusen arbeiten mussten. Dank seiner Ausbildung als Kunstmaler konnte er in der dortigen Malerwerkstatt eine Beschäftigung finden. Wie aus Znamirowskis publizierten Erinnerungen hervorgeht, war der Vorsteher Karl Seider einer der wenigen, die in dieser unmenschlichen Umgebung Menschlichkeit zeigten. Zu Seiders Geburtstag im März 1944 schenkte Znamirowski ihm ein Album mit Aquarellen des Lageralltags.
Franciszek Znamirowski: Zehn Aquarelle
aus dem Konzentrationslager Gusen
Gusen, 1944
Blatt 5: 12 Stunden in Hale [!] 12
IM Gr/4Rat.civ. 388
Staatliche Bibliothek Regensburg
Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstraße 16
80539 München
Gott, die Welt und Bayern. 100 Kostbarkeiten aus den regionalen Staatlichen Bibliotheken Bayerns
Ausstellung vom 17.10.2018 bis 7. Juli 2019
www.gott-welt-bayern.de
www.regionalbibliotheken-bayern.de
Provinzialbibliothek Amberg
Staatliche Bibliothek Ansbach
Hofbibliothek Aschaffenburg
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Staatsbibliothek Bamberg
Landesbibliothek Coburg
Studienbibliothek Dillingen
Staatliche Bibliothek Neuburg a. d. Donau
Staatliche Bibliothek Passau
Staatliche Bibliothek Regensburg
Kuratoren: Dr. Bernhard Lübbers, Dr. Bettina Wagner
Layout & Videos: Theodor Dimitriadis, Christian Eidloth, Sabine Gottstein
Texte: Ulrike Carvajal