Warum in die Alpen?

Die Alpenüberquerung vom Mittelalter bis heute in Karten und Bildern

Skiläufer in den Berchtesgadener Alpen von Josef BeierlBayerische Staatsbibliothek

Warum in die Alpen?

Die Alpen sind die höchsten Berge Zentraleuropas. Ihre Gipfel ragen bis in 4.000 Meter Höhe, unterbrochen von tiefen Schluchten und schroffen Felswänden. Warum sollte man diese Berge überqueren? Auf diese Frage liefert die folgende Ausstellung sechs verschiedene Antworten.

Tour ins Gebirge mit Karten und Bildern

Ob Pilger, Könige, Händler, Touristen oder Wissenschaftler – es gibt vielfältige Gründe, in die Alpen zu reisen. Folgen Sie den hier präsentierten Karten und Bildern auf eine Tour ins Gebirge, die Sie vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert führt.

Aufbau der Virtuellen Ausstellung

Sechs Module präsentieren unterschiedliche Beweggründe, die die Menschen motivierten, in oder über die Alpen zu reisen:

1. Religiöse Beweggründe
2. Militärische Beweggründe
3. Wissenschaftliche Beweggründe
4. Wirtschaftliche Beweggründe
5. Sportliche und touristische Beweggründe - 19. Jh.
6. Sportliche und touristische Beweggründe - 20. Jh.

Das ist der Romweg von Erhard EtzlaubBayerische Staatsbibliothek

1. Religiöse Beweggründe

Pilger überquerten im Mittelalter häufig die Alpen. Ihr Ziel war Rom, die ewige Stadt. Sie erhofften sich die Vergebung ihrer Sünden oder die Gewährung einer Bitte. Auch die deutschen Könige reisten über die Alpen, um in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt zu werden.

Pilgerkarten in den Heiligen Jahren

Besonders zahlreich waren die Pilgerscharen in den Heiligen Jahren. Das erste Heilige Jahr rief Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 aus. Seit 1475 wurden sie alle 25 Jahre begangen. Da in den Heiligen Jahren jedem Rom-Pilger ein vollstän-diger Ablass gewährt wurde, machten sich umso mehr Menschen auf den Weg. In diesen Jahren wurden deshalb besonders viele Karten für Pilger veröffentlicht. Auf diesen Karten wurden stets auch die Pässe über die Alpen eingezeichnet.

Das ist der Romweg von Erhard EtzlaubBayerische Staatsbibliothek

Der Weg nach Rom

Der Nürnberger Kartograph Erhard Etzlaub veröffentlichte im Heiligen Jahr 1500 eine Karte, die den Pilgern den Weg nach Rom zeigt. Sie ist nach der Reiserichtung der Pilger ausgerichtet: Rom im Süden ist als Endpunkt der Reise ganz oben zu finden, alle Wege führen darauf zu. 

Als Pässe durch die Alpen sind Semmering, Brenner und Splügen zu sehen. Die Straßen sind als punktierte Linien wiedergegeben. Der Abstand zwischen zwei Punkten entspricht einer deutschen Meile, das heißt 7,4 km.

Beschreibung des weith Berümpten Deudtschlandt, nach Erhard Etzlaub und Hieronymus de Gourmont, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Auch die Karte „Beschreibung des weith Berümpten Deudtschlandt“ ist nach Süden ausgerichtet. Als Pass über die Alpen ist der Weg über den „Pyrenaepes“, das heißt den Brenner eingezeichnet. Der Weg führt von Innsbruck über Matrei nach Sterzing und Brixen. Der Brenner ist mit einer Höhe von 1375 Metern der niedrigste Pass über die Alpen und wurde deshalb auch im Mittelalter sehr viel begangen.

Alpenüberquerung eines Königs

Neben Pilger überquerten im Mittelalter auch die deutschen Könige die Alpen. Diese Romzüge waren nötig, um in Rom vom Papst zum Kaiser des „Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation“ gekrönt zu werden. Dabei überquerten die Könige vor allem den Brenner-Pass, der daraufhin auch „Kaiserstraße“ genannt wurde. Diese Tradition endete 1451, als zum letzten Mal ein deutscher König zur Kaiserkrönung nach Rom zog. In den Jahren danach verlor die Krönung durch den Papst an Bedeutung.

Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. - Zug über Alpen, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Romfahrt Kaiser Heinrichs VII. - Kaiserkrönung in Rom, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Die linke Abbildung ist die älteste Darstellung der Alpenüberquerung eines deutschen Herrschers. Sie zeigt den Zug König Heinrichs VII. über den Mont-Cenis-Pass im Herbst 1310. Die rechte Abbildung zeigt den Grund für diese Reise: König Heinrich wird einige Monate später in Rom von drei Kardinälen zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt.

Napoleon überquert die Alpen von Paul DelarocheBayerische Staatsbibliothek

2. Militärische Beweggründe

Bereits im 1. Jh. v. Chr. gab es wichtige militärische Alpenüber-querungen, die den Lauf der Geschichte veränderten. Hannibal und Napoleon sind zwei der bekanntesten Feldherren, die mit ihren Armeen erfolgreich über die Alpen zogen.

Hannibal und die Kriegselefanten

Hannibals Zug mit seinen Kriegselefanten im Jahr 218 v. Chr. ist eine der bekanntesten Alpenüberquerungen. Der karthagische Feldherr beabsichtigte, seinen römischen Gegnern in den Rücken zu fallen und sie von Norden aus den Alpen kommend anzugreifen. Dazu überquerte er im Winter mit einem Heer von knapp 30.000 Soldaten und 37 Elefanten von Spanien aus die Westalpen. Die gefährliche Überschreitung glückte: Hannibal konnte erfolgreich bis vor die Tore Roms ziehen.

Vorstellung des Weges den Hannibal genommen durch Gallien und über die Alpen bis nach Italien, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Die Alpenüberquerung Hannibals ist in verschiedenen antiken Quellen überliefert. Welche Route dabei genommen wurde, geht jedoch daraus nicht hervor. Die Forschung vermutet, dass Hannibal über den Großen St Bernhard, den Mont-Genèvre oder den Mont-Cenis-Pass zog. Die gezeigte Karte stammt aus einem Buch mit dem Titel „Allgemeine Welthistorie“ von 1756. Sie zeigt mit einer gepunkteten Linie den vermuteten Weg Hannibals über die Alpen. Der Zeichner entschied sich für den Großen St. Bernhard.

Hannibal während der Alpenüberquerung, Caspar Studer, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Hannibals Weg über die Alpen wurde seit dem 18. Jahrhundert vielfach in Gemälden und Stichen abgebildet. Hier ist eine Lithographie zu sehen, die im 19. Jahrhundert von Caspar Studer angefertigt wurde. Sie zeigt Hannibal auf einem Felsen stehend, während er seinen Soldaten im Gebirge den Weg weist.

Napoleon bezwingt die Alpen


Die römisch-deutschen Könige zogen über die Alpen nach Süden, um den italienischen Teil ihres Königreichs zu beherrschen. Die begleitenden Heere waren oft so groß, dass sie sich aufteilen und über drei oder vier verschiedene Pässe die Alpen überqueren mussten. Im Jahr 1800 gelang Napoleon bei seinen Eroberungszügen nach Italien eine spektakuläre Alpenüberquerung.

Carte Générale Des Marches, Positions, Combats Et Batailles De L'Armée De Réserve depuis le paßage du Grand St. Bernard von Pierre LapieBayerische Staatsbibliothek

Schlacht bei Marengo am Fuß der Alpen

Im Frühling 1800 zog Napoleon mit einem Heer von 40.000 Mann von Frankreich über den Großen St. Bernhard nach Oberitalien. Er plante, so die österreichische Armee zu überraschen. Bei Marengo kam es schließlich zur entscheidenden Schlacht: Die französische Armee war siegreich.

Napoleon am St. Bernhard Pass, Jacques-Louis David, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Napoleon überquert die Alpen, Paul Delaroche, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Das linke Gemälde ist sehr berühmt. Es zeigt Napoleon während der Passüberquerung auf einem steigenden Pferd. Er deutet mit der rechten Hand nach oben, in Richtung des Passes über die Alpen. Das rechte Bild zeigt die Situation in deutlich realistischerer Weise. Der Feldherr reitet hier nicht heroisch voran auf einem Pferd, sondern er sitzt auf einem Maulesel, der von einem einheimischen Bauern über den Pass geführt wird. 

Profile zur Erläuterung des Vortrags Über den geologischen Bau der Alpen von Dr. Adolph SchlagintweitBayerische Staatsbibliothek

3. Wissenschaftliche Beweggründe

Im 18. Jahrhundert interessierten sich Kunst, Kultur und Wissenschaft verstärkt für die Alpen. Mit dem Beginn der Philosophie der Aufklärung in Europa wurden auch die Berge unter rationalen Gesichtspunkten betrachtet.

Forscher als Alpenreisende

Aus welchen Gesteinen bestehen die Alpen? Welche Flora und Fauna sind in diesen Höhen zu finden? Warum bewegen sich Gletscher? All dies sind Fragen, auf die die Forscher ab der Wende zum 18. Jahrhundert versuchten, Antworten zu finden. Da noch keine Daten vorhanden waren, auf die die Wissenschaftler ihre Überlegungen stützen konnten, waren die ersten Alpenforscher stets auch Alpenreisende. Sie erklommen hohe Gipfel, um dort Versuche zu machen und Gesteinsproben und Messwerte zu sammeln.

Porträt von Horace-Bénedict de Saussure, Ambroise Tardieu, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Horace-Bénédict de Saussure gilt als Begründer der modernen Alpenforschung und der Geologie. Der Schweizer war ab 1762 „Professor für Weltweisheit“ an der Universität Genf. Er interessierte sich unter anderem für die Beschaffenheit der Alpengletscher und die vorherrschenden klimatischen Verhältnisse in den Hochalpen. 1787 gelang Saussure die erste wissenschaftliche Besteigung des Mont Blanc. Auf dem Gipfel führte er physikalische Messungen durch.

Vorstellung der Ausicht, welche man von dem Gipfel des Gletschers Buet in die herum gelegenen Gebürge hat, Horace-Bénédict de Saussure, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Saussure unternahm insgesamt sieben wissenschaftliche Reisen in die Alpen. Laut seinen eigenen Angaben überquerte er die Alpen dabei 14 Mal. Die Expeditionen hielt er in seinem bekanntesten Werk fest: Voyages dans les Alpes in vier Bänden. Dort ist das vorliegende Kreispanorama enthalten. Es zeigt die Berglandschaft als horizontale Kreisfläche, der fiktive Betrachter befindet sich im Zentrum des Kreises. Das Panorama entstand auf dem Gipfel des Buet in den Westalpen.

Drei geologische Karten

In der Nachfolge von Saussure interessierte sich die Wissenschaft verstärkt für den Aufbau der Alpen. Das Interesse bezog sich Anfang des 19. Jahrhunderts insbesondere auf die Westalpen, da hier mit dem Mont Blanc die höchsten Berge zu finden sind. Ein Beispiel für diese gesteigerte Aufmerksamkeit sind die drei folgenden Karten aus dem Buch „Ueber den Bau der Erde in dem Alpen-Gebirge“ von Johann Gottfried Ebel, erschienen in zwei Bänden 1808.

Höchste Gebirge EuropasBayerische Staatsbibliothek

Die erste Karte zeigt farblich markiert, dass die Alpen zu den höchsten Gebirgen Europas zählen.

Geognostische Karte der AlpenBayerische Staatsbibliothek

Die zweite Karte präsentiert die Beschaffenheit des Gesteins. Man erkennt die Unterschiede zwischen Kalkstein, Schiefer und Sandstein.

Alpen-DurchschnittBayerische Staatsbibliothek

Die dritte Karte widmet sich der Geologie der Alpen auf andere Weise. Sie zeigt drei Alpendurchschnitte, jeweils entlang bekannter Pässe: entlang des Großen St. Bernhard, entlang des Mont-Cenis-Pass und entlang des Gotthard-Pass.

Die Brüder Schlagintweit

Die Brüder Hermann, Adolf und Robert Schlagintweit waren als Forschungsreisende und Bergsteiger bekannt. Die gebürtigen Münchner untersuchten die Botanik und die Gletscher der Alpen und bestiegen in den 1840er und 1850er Jahren unter anderem Großglockner, Wildspitze und Similaun. 1854 brachen sie zu einer Expedition nach Indien und Zentralasien auf, von der jedoch nur Hermann und Robert lebend zurückkehrten.

Porträt Gebrüder Schlagintweit, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Reproduktion einer Fotografie: Robert, Adolf und Hermann Schlagintweit (v.l.) mit Bergsteiger-Ausrüstung, um 1850

Profile zur Erläuterung des Vortrags Über den geologischen Bau der Alpen von Dr. Adolph Schlagintweit, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Die Abbildung stammt aus einem Vortrag von Adolf Schlagintweit, den er 1852 für den wissenschaftlichen Verein in Berlin hielt. Er behandelt hier ebenfalls den Aufbau der Alpen und bezieht sich in seinen Ausführungen auf Saussure. 

Der Brenner-SeeBayerische Staatsbibliothek

4. Wirtschaftliche Beweggründe

Die Alpen hatten immer auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Die hohe Kette des Gebirges war das Hindernis, über das Waren vom Süden in den Norden und zurück transportiert wurden. Schon seit der Antike wurden verschiedenste Handelsgüter über die Passstraßen getragen.

Vom Saumpferd zur Postkutsche

Die meisten Wege der Alpenpässe waren zu schmal oder zu steil, um sie mit Fuhrwerken zu befahren. Händler bedienten sich deshalb einheimischer Säumer. Die Säumer brachten die Waren auf den Rücken ihrer trittsicheren Pferde über den Pass und ins nächste Tal. Dort wurden die Güter wieder auf ein Fuhrwerk geladen und weitertransportiert. 

Der Warentransport über die Alpen änderte sich ab 1800. Die Landesherrscher bauten zunehmend „Kunststraßen“ über die Pässe. Das waren gut ausgebaute Wege, die auch mit einem schwer beladenen Fuhrwerk befahren werden konnten. Auf diesen breiten Wegen konnten Postkutschen leicht fahren. Ab 1710 gab es beispielsweise einen regelmäßigen Verkehr zwischen Innsbruck und Bozen. Die Kutsche fuhr drei bis vier Mal die Woche und konnte vier Personen und bis zu 800 kg Last befördern.

Hand- und Reise-Karte von Italien nebst den AlpenländernBayerische Staatsbibliothek

Karte für Reisende in Süddeutschland und Italien

Die Karte von 1874 zeigt verschiedene Wege, um die Alpen zu überqueren. Die Karte wurde zerschnitten und auf Leinen aufgeklebt, sodass sie einfacher zusammenzufalten und vor allem reißfester ist - eine transportable Karte für eine zunehmend reisefreudigere Gesellschaft.

Die Karte zeigt sowohl alte als auch neue Beförderungsmöglichkeiten. Die Legende nennt die „Post-Verbindungs-Strassen“ mit der Postkutsche, die „Saumstrassen in den Alpen“ und die Linien der „Eisenbahn, vollendet und projectirt“.

Die Eisenbahn revolutioniert das Reisen

Die Verlegung von Eisenbahnschienen bedeutete eine grundlegende Veränderung für die Alpenüberquerung. Durch die Eröffnung der Brennerbahn im Jahr 1867 war es erstmals möglich, die Alpen bequem in einem Zug sitzend zu überqueren. Die Strecke verband die Städte Innsbruck und Bozen. Die ersten Personen- und Güterzüge fuhren bereits drei Jahre nach Baubeginn. Da der Brenner so niedrig ist, konnte ihn die Bahnstrecke auf der vollen Höhe des Passes überqueren.

Der Brenner-See, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Das Bild ist ein Stahlstich aus einem Album, das ausschließlich Abbildungen der Brennerbahn enthält. Es zeigt den Brennersee auf 1.311 Metern Höhe, der nördlich der Passhöhe liegt.

Brennerbahn-Tunnel bei Innsbruck, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Auf der Fotografie ist der Brennerbahn-Tunnel bei Innsbruck zu sehen. Der Bergiseltunnel gehörte bereits damals mit einer Länge von 662 m zu den kürzeren Tunneln durch die Alpen. Tunnelbauarbeiten galten als besonders gefährlich, da hier die Arbeitsbedingungen am härtesten waren. Häufig starben Arbeiter bei Unfällen, beispielsweise wenn ein Tunnelstück nach einer Sprengung einstürzte. 

Bergsteiger auf einem Gipfel in den Zillertaler Alpen von Bernhard JohannesBayerische Staatsbibliothek

5. Sportliche und touristische Beweggründe - 19. Jh.

Die Alpen wurden im 19. Jahrhundert verstärkt bereist und ihre Größe bewundert. Erstmals reisten Menschen ausschließlich deshalb in die Alpen, um dort die Natur zu sehen und zu erleben. Das Gebirge wurde zunehmend idealisiert gesehen.

Die Alpen in der Literatur

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen viele Erzählungen, Gedichte und Romane, die die  Alpen zum Thema hatten. Einer der bekanntesten Romane, der in den Alpen spielt, ist der Roman „Julie oder die neue Héloise“ von Jean-Jacques Rousseau. Rousseau beschreibt die Menschen und die Natur in den Alpen sehr idealisiert. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1761 gilt der Briefroman als Inbegriff der romantisierten Sichtweise des Gebirges. Er löste eine regelrechte Alpenbegeisterung aus.

Julie in den Alpen, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Auf dem Kupferstich sind Julie und ihr Geliebter bei einem Rendezvous in den Alpen zu sehen. 

Ansicht der Alpenkette, von München aus gesehen, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Inspiriert von Rousseaus Roman reisten vor allem wohlhabende Menschen in die Alpen und veröffentlichten danach ihre Reiseberichte. Demensprechend wurden ab 1800 vermehrt Reiseführer für das Alpengebiet publiziert. Die hier gezeigte Ansicht der Alpenkette stammt aus einem „Handbuch für Reisende“. Das Buch gibt Auskunft zu den Distanzen zwischen einzelnen Städten im bayerisch-österreichischen Alpengebiet, zu sehenswerten Orten und Wanderungen.

Erfindung des Touristen und Alpinisten

Die Bezeichnung der Alpenreisenden wandelte sich. Während zunächst der englische Ausdruck „alpine travellers“ verwendet wurde, kam ab 1800 in England das Wort „tourists“ auf (von französisch „tour“ = „Rundfahrt“). Ab 1870 verbreitete sich mit „Alpinist“ eine zweite Bezeichnung. Der Alpinist unterschied sich von einem Touristen, da er die Alpen vor allem aus sportlichen Beweggründen bereiste. Sein Interesse galt der Eroberung der Höhe.

Bergsteiger auf einem Gipfel in den Zillertaler Alpen von Bernhard JohannesBayerische Staatsbibliothek

Zunächst dominierten Engländer den Alpinismus. In diesem Land hatte sich bereits sehr früh eine wohlhabende bürgerliche Öffentlichkeit gebildet, die sich die Reise in die Schweiz leisten konnte. Schon bald zog es jedoch auch Deutsche und Österreicher ins Gebirge. 

Das Bergsteigen entwickelte sich zu einem kompetitiven Sport, bei dem die Ehre und das Prestige der eigenen Nation von Bedeutung waren. Auf diesem Foto haben Bergsteiger einen Gipfel in den Zillertaler Alpen erklommen.

"Wo gehen wir heute hin?"

Umgebungskärtchen: Bodensee, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Umgebungskärtchen: Salzburg, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Umgebungskärtchen: Innsbruck, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Zu sehen sind drei sogenannte „Umgebungskärtchen“ für Tagesausflüge in den bayerischen Alpenraum. Klein zusammengefaltet konnten sie einfach auf den Ausflug mitgenommen werden. Diese drei Karten verdeutlichen, dass die Reise ins Gebirge im Laufe des 19. Jahrhunderts für mehr Menschen erschwinglich wurde. Grund dafür war vor allem der zunehmende Ausbau der Eisenbahnverbindungen. Die Eisenbahnlinien sind auch auf den drei Karten gut sichtbar. 

Im Gebirge Bergsteigen - populär bis heute

Spätestens um 1900 war die Reise in die Alpen als „Sommerfrische“ unter den wohlhabenden Gesellschaftsschichten verbreitet. In der Schweiz entstanden in dieser Zeit viele Luxus- und Kurhotels, die um die beste Aussicht auf die Alpenlandschaft wetteiferten. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Urlaub in den Alpen inklusive Bergsteigen endgültig gesamtgesellschaftlich populär. Auch Frauen erklommen immer höhere Gipfel.

Frau in den Schlierseer Alpen vor einer Orientierungstafel des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins, Helmut Silchmüller, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Ab 1850 gründeten sich immer mehr nationale Alpenvereine, die das Bergsteigen in der Gesellschaft bekanntmachten und in den Alpen Infrastruktur für Wanderer errichten. Die Vereine kümmerten sich darum, Wanderwege im Gebirge anzulegen. Außerdem bauten sie Schutzhütten, die für mehrtägige Wanderungen unerlässlich waren. Hier ist eine Bergsteigerin vor einer Orientierungstafel des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins im Jahr 1950 zu sehen.

Schneefernerhaus unter der Zugspitze im Schnee von Franz Kölbl (Fotoachiv Johannes)Bayerische Staatsbibliothek

6. Sportliche und touristische Beweggründe - 20. Jh.

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Touristen und Alpinisten eine neue faszinierende Erfahrung, die das Gebirge für sie bereithielt: Der Wintersport entstand. Zur gleichen Zeit tauchten erstmals Automobile auf den Straßen der Alpen auf.

Die ersten Wintersportler

Skilauf, Rodeln und Eislauf waren sportliche Tätigkeiten, die nun auch in den kalten Monaten Menschen in die Alpen lockten. Zunächst dienten diese Aktivitäten den Hotel- und Kurgästen als vergnüglicher und gesunder Zeitvertreib. Schon bald entwickelten sie sich jedoch zu modernen Sportarten, die in Vereinen erlernt und organisiert wurden. Auch internationale Wettbewerbe in den Wintersportarten gab es bereits seit den 1920er Jahren.

Skiläufer in den Berchtesgadener Alpen, Josef Beierl, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Die ersten Skifahrer in den Alpen waren oft wohlhabende Städter, die sich den Urlaub in den Bergen leisten konnten. Wichtig für die Verbreitung des Skisports war jedoch das Militär. 1913 gründete die österreichisch-ungarische Armee ein Skiläuferkorps, das während der Gebirgskämpfe im Ersten Weltkrieg vielfach eingesetzt wurde. In der Zwischenkriegszeit wurde der Sport endgültig populär. Auf dem Foto ist ein Skifahrer 1929 in den Berchtesgadener Alpen zu sehen.

Schneefernerhaus unter der Zugspitze im Schnee, Franz Kölbl (Fotoachiv Johannes), Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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Die ersten Skilifte entstanden in Deutschland bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Lange Zeit waren Schlepplifte in den Alpen in der Mehrzahl. Erst ab den 1950er Jahren setzten sich dort die zwar komfortableren, jedoch im Bau deutlich teureren Sessellifte und Gondelbahnen durch. Die Fotografie zeigt das Schneefernerhaus unter der Zugspitze ca. 1964, es ist sowohl ein Schlepplift als auch eine Gondelbahn zu sehen.

Mit dem Auto in die Berge

Um 1900 tauchten die ersten Autos auf den Straßen des Alpenraums auf. Sie riefen großes Aufsehen hervor und polarisierten die öffentliche Meinung. Viele beklagten die Gefährdung des Verkehrs und die Ruinierung der Straßen. Schließlich waren die Wege im Gebirge bisher Fuhrwerken und Wanderern vorbehalten gewesen. Ab den 1950er Jahren verstärkte sich der Aus- und Neubau von Straßen für Autofahrer. Es entwickelte sich eine neue Art der Alpenüberquerung: die Reise nach Italien mit dem eigenen Auto.

Frau vor einem VW Käfer in Bozen, Georg Fruhstorfer, Aus der Sammlung von: Bayerische Staatsbibliothek
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1970 reisten bereits 60% der Westdeutschen mit dem Auto in den Urlaub. Viele fuhren über die Alpen Richtung Italien. Sie genossen die Flexibilität und Unabhängigkeit, die die Fortbewegung mit dem Auto ermöglichte. Die Alpen wurden für diese Reisenden wieder zu einer Durchgangsstation auf ihrem Weg nach Süden, ähnlich den Pilgern des Mittelalters. Das Foto entstammt einer fotografischen Reportage über den Urlaub in Südtirol 1960

Mitwirkende: Geschichte

Die virtuelle Ausstellung basiert auf einer Kabinettpräsentation, die vom 3. April bis 14. Juli 2023 vor dem Lesesaal Musik/Karten/Bilder in der Bayerischen Staatsbibliothek München zu sehen ist.

Kuratorin: Katharina Wohlfart

Bayerische Staatsbibliothek
Abteilung Karten und Bilder
Ludwigstraße 16
80539 München  

Quelle: Alle Medien
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