"An verschiedenen Virtuosen manglet es hier nit"

Musik am Münchner Hof von Kurfürst Karl Theodor

Kurfürstliche Residenz in MannheimBavarian State Library

Kurfürst Karl Theodor und die
Mannheimer Schule

Karl Philipp Theodor (1724-1799) war seit 1742 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz und seit 1777 bis zu seinem Tod auch Kurfürst von Bayern. Mit Karl Theodors Namen verbindet sich die kulturelle Blütezeit Mannheims im 18. Jahrhundert. In seiner Regierungszeit wurden die barocke Kurfürstliche Residenz mit Schloss und Schlosskirche und der Sommersitz in Schwetzingen vollendet. Als aufgeklärter, gebildeter und toleranter Landesherr förderte er Wissenschaft und Kunst weit über das übliche Maß hinaus. Die Mannheimer Hofkapelle entwickelte sich zu einem Elite-Ensemble, das herausragende Instrumentalisten aus ganz Europa vereinigte, oft Musikerfamilien in mehreren Generationen, darunter Cannabich, Danzi, Grua, Toeschi und viele andere. Ihr Instrumentalstil, die sogenannte „Mannheimer Schule“, ging in die Musikgeschichte ein. Der Begriff bezieht sich sowohl auf den neuartigen Kompositionsstil als auch auf die vielgerühmte Orchesterkultur der Hofkapelle, über die Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater berichetet: „…die subordination die in diesem orchestre herrscht! – die auctorität die der Cannabich hat – da wird alles ernsthaft verrichtet; Cannabich, welcher der beste Director ist den ich je gesehen, hat die liebe und forcht von seinen untergebenen…“

 

Als der bayerische Kurfürst Maximilian III. Joseph am 31.12.1777 ohne Nachkommen verstarb, wurde gemäß der vertraglich geregelten Erbfolge Karl Theodor sein Nachfolger. Damit verbunden war die Verlegung der Residenz von Mannheim nach München. In der Präsentation werden einige der wichtigsten Musikerpersönlichkeiten und Familien vorgestellt, die Karl Theodor nach München begleiteten und das Münchner Musikleben nicht nur während dessen Regierungszeit, sondern oft weit bis ins 19. Jahrhundert hinein prägen sollten.

Treizième Concert de Mrs. les AmateursBavarian State Library

Die Mannheimer Hofmusiker von
Kurfürst Karl Theodor in München

Im Spätsommer 1778 verlegte Kurfürst Karl Theodor seine Residenz nach München. Die meisten Musiker seiner Hofkapelle folgten ihm. Durch die Vereinigung der Hofkapellen von Mannheim und München wuchs die Kapelle auf ca. 60, später sogar 90 Musiker an. Fortan fanden wöchentlich Hofakademien im Kaisersaal der Residenz statt, bei denen Werke der Mannheimer Musiker erklangen. Der kurbayerische Konferenzminister Joseph Franz von Seinsheim berichtet darüber in einem Brief am 16.12.1778: „…an verschiedenen Virtuosen manglet es hier nit, besonders das Orchestre onverbesserlich“. Hofmusikdirektor Christian Cannabich gründete zusätzlich 1783 Liebhaberkonzerte im Redoutensaal, die jährlich 12mal gegen Eintritt stattfanden – ein Beginn bürgerlichen Musiklebens in München und Vorgänger der 1811 von Peter Winter begründeten, bis in die Gegenwart bestehenden „Musikalischen Akademie“. Die Oper orientierte sich ebenfalls an Mannheimer Entwicklungen. Die deutsche Oper wurde gefördert, Singspiele gewannen an Bedeutung, die italienische Karnevalsoper wurde allmählich zurückgedrängt und 1788 schließlich gänzlich abgeschafft.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten am Ende von Karl Theodors Regierungszeit wirkten sich auch auf das Musikleben negativ aus. 

Kurfürst Karl Theodor, From the collection of: Bavarian State Library
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Kurfürst Karl Theodor
Kupferstich von Friedrich John nach einem Gemälde von Pompeo Batoni, um 1790



Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Kurfürstin Elisabeth Auguste, From the collection of: Bavarian State Library
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Kurfürstin Elisabeth Auguste
Kupferstich von Friedrich John nach einem Gemälde von Joseph Georg Edlinger

Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721-1794) war die erste Ehefrau von Kurfürst Karl Theodor. Die Ehe blieb nach dem Tod des einzigen Sohnes kurz nach seiner Geburt ohne Nachkommen.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Kurfürstin Maria Leopoldine, From the collection of: Bavarian State Library
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Kurfürstin Maria Leopoldine
Radierung von Bartholomäus Ignaz Weiss, 1795

Kurz nach dem Tod von Elisabeth Auguste 1794 heiratete Karl Theodor im Februar 1795 die über 50 Jahre jüngere Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776–1848), die ihren Gatten von Beginn an ablehnte. Auch diese Ehe blieb kinderlos.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Kurfürstliche Residenz in Mannheim, From the collection of: Bavarian State Library
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Kurfürstliche Residenz in Mannheim
Kupferstiche von Joseph Sebastian und Johann Baptist Klauber. Mannheim : Schwan, 1782

1782 erschien in Mannheim der Bildband „Vues de Mannheim“ mit 26 Kupferstichen der Brüder Klauber, darunter diese Ansichten der Kurfürstlichen Residenz.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Germ.sp. 300 m

Königlicher Redoutensaal in der Münchner Prannerstraße, From the collection of: Bavarian State Library
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Königlicher Redoutensaal in der Münchner Prannerstraße
Innenansicht



Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Treizième Concert de Mrs. les Amateurs, From the collection of: Bavarian State Library
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Treizième Concert de Mrs. les Amateurs Konzertzettel. München, 24.3.1793

Programmzettel zu einem Liebhaberkonzert der 1783 von Christian Cannabich gegründeten öffentlichen Konzertreihe, die im Redoutensaal in der Prannerstraße stattfand. Bei den Konzerten wirkten überwiegend Hofmusiker sowie einige Amateure mit. Nach Christian Cannabichs Tod 1798 wurde die Reihe zunächst eingestellt, dann von seinem Sohn Carl kurzfristig wieder ins Leben gerufen, doch erst Peter Winters 1811 begründetete Konzertreihe „Musikalische Akademie“ konnte sich dauerhaft bis in die Gegenwart behaupten.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.th. 117

Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Pfalz etc. etc. Hof- und Staats-Kalender für das Jahr 1780, From the collection of: Bavarian State Library
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Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Pfalz etc. etc. Hof- und Staats-Kalender für das Jahr 1780
München, 1780

In den alljährlich erscheinenden Hof- und Staatskalendern wurde das Personal sämtlicher höfischer Institutionen detailliert erfasst. Allein die Aufzählung der Beschäftigten der Kurfürstlichen Hofmusik und der Angestellten des Kurfürstlichen Opernhauses im Jahr 1780 füllt fünf Seiten.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Zuschauerraum des Münchner Residenztheaters, From the collection of: Bavarian State Library
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Zuschauerraum des Münchner Residenztheaters
Fotografie, 1941

Das 1753 eröffnete Residenztheater war die Heimstatt der italienischen Oper. Hier fanden alljährlich Aufführungen der Opere serie statt, die für die Eröffnung der Karnevalssaison in Auftrag gegeben wurden, darunter 1781 Mozarts „Idomeneo“.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Joseph Anton von Seeau, From the collection of: Bavarian State Library
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Joseph Anton von Seeau Karikatur, um 1780

Graf Joseph Anton von Seeau (1713-1799) war Hofmusikintendant in München unter den Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor. Zeitgleich mit der Fertigstellung des Residenztheaters 1753 trat er sein Amt an. Seeau förderte moderne Entwicklungen im von der metastasianischen Opera seria noch völlig geprägten München. Das alte Salvatortheater war ihm zur alleinigen Nutzung überlassen. Er vergab für dieses Theater Aufträge für komische Opern, darunter an Mozart für „La finta giardiniera“ (1775). Seeau übernahm schließlich auch die Leitung der von Christian Cannabich begründeten Liebhaberkonzerte und beherrschte damit alle Münchner Spielstätten. Nach dem Tod von Kurfürst Karl Theodor 1799 reichte er seinen Rücktritt ein, vernichtete einen großen Teil der Unterlagen, um seine jahrzehntelange finanzielle Misswirtschaft zu verschleiern und verstarb selbst nur 12 Tage später.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Academie, From the collection of: Bavarian State Library
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Academie Konzertzettel. München, 8.12.1785

Die mehrstündigen Hofakademien waren Gesellschaftsabende von Karl Theodors Hofgesellschaft, an denen auch geladene Gäste teilnahmen. Nach Berichten aus Mannheim, die sich wohl auch auf München übertragen lassen, saßen die Zuhörer an kleinen Spieltischen und unterhielten sich während der Darbietungen mit Getränken und Kartenspiel. Programme wurden offenbar nicht gedruckt. Möglicherweise ist der hier gezeigte Konzertzettel aber einer Hofakademie zuzuordnen: 1911 bildete der Königlich bayerische Kammermusiker Heinrich Bihrle in seiner Festschrift „Die musikalische Akademie München 1811-1911“ einen Programmzettel ab, der „beim Abbruch der Orgel in der alten Hofkapelle (1894) als Unikum aufgefunden“ worden sei.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.th. 171 a

Akzessionsbuch der Musikabteilung, From the collection of: Bavarian State Library
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Akzessionsbuch der Musikabteilung 1857 legte der erste Konservator der neu gegründeten „Musikalischen Abtheilung“ der Hof- und Staatsbibliothek, Julius Joseph Maier (1821-1889), ein Akzessionsbuch an, in dem er fortan alle Musikalien-Zugänge akribisch dokumentierte. 1860 übergab die Königliche Hofmusikintendanz das nicht mehr benötigte Aufführungsmaterial der Hofmusik an die Bibliothek, insgesamt ca. 800 Musikhandschriften, darunter auch über 70 aus Mannheim stammende Sinfonien von Christian Cannabich.

Die Auflistung dieser Bestände umfasst im Akzessionsbuch über 20 Seiten und erfolgt in der Reihenfolge der alten Katalognummern der Hofmusikintendanz (linke Spalte). Sie wurde geschrieben vom Hofmusiker Gustav Pordesch (1817-1870). Maier ordnete die Handschriften später alphabetisch nach Komponisten, vergab entsprechend die mit „Mus.ms.“ beginnenden Signaturen der Bibliothek und trug diese im Akzessionsbuch in die rechte Spalte ein. Außerdem schrieb er die Überschriften und korrigierte Pordeschs Einträge an vielen Stellen.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 23223

Christian Cannabich. Sinfonie Es-Dur Nr. 54Bavarian State Library

Die
Musikerfamilie Cannabich

Christian Cannabich (1731-1798) wurde zehnjährig Schüler von Johann Stamitz und trat bereits 1744 in die Mannheimer Hofkapelle ein. Nach Jahren in Rom und Stuttgart kehrte er 1756/57 als Geiger nach Mannheim zurück und wurde 1758 zusammen mit Karl Joseph Toeschi Konzertmeister. Cannabichs Freundschaft mit Wolfgang Amadeus Mozart nahm seinen Anfang bei seiner zweiten Reise nach Paris 1766. 1773 wurde Cannabich Instrumentalmusikdirektor der Mannheimer Hofkapelle und bekleidete diese Stellung bis an sein Lebensende. Nach dem Umzug 1778 nach München leitete Cannabich die Einstudierung der Opern, darunter 1781 Mozarts „Idomeneo“, und die wöchentlichen Hofakademien. 1783 gründet er die sogenannten „Liebhaberkonzerte“. Durch Sparmaßnahmen in den 1790er Jahren verkleinerte sich die Hofkapelle und Cannabichs Gehalt wurde gekürzt, was ihn zu Konzertreisen zwang. Er starb bei einem Besuch seines Sohns Carl in Frankfurt am Main. Cannabichs Bedeutung als Komponist liegt in seinen Orchesterwerken, besonders den über 70 Sinfonien mit ihrer eigenständigen Behandlung der Bläser. Aus Cannabichs Ehe mit Maria Elisabetha de la Motte gingen drei musikalische Kinder hervor: die Pianistin Rosina (Rose, 1764-1830), der Mozart seine Klaviersonate KV 309 widmete, die Münchner Hofsängerin Augusta Elisabeth (geb. 1776, Todesjahr unbekannt) und Carl (1771-1806). Dieser trat 1788 als Geiger in die Hofkapelle ein. Seit 1796 Orchesterdirigent in Frankfurt am Main, kehrte er nach dem Tod seines Vaters 1798 nach München zurück, wo er zunächst Konzertmeister und 1801 Hofmusikdirektor wurde. 

Christian Cannabich. Sinfonie Es-Dur Nr. 54, From the collection of: Bavarian State Library
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Christian Cannabich. Sinfonie Es-Dur Nr. 54 Stimmen. Autograph, ca. 1769-1778

Die handschriftlichen, teilweise sogar autographen Stimmensätze von über 70 Sinfonien Cannabichs gelangten durch den Umzug der Hofkapelle 1778 nach München. Seit 1860 befinden sie sich in der Hof- und Staatsbibliothek und sind heute der wichtigste und umfangreichste Quellenbestand zu Cannabichs Sinfonien. Auf Cannabichs schönen eigenhändigen Titelblättern befindet sich oftmals ein Incipit (Notenanfang) des ersten Satzes der Sinfonie sowie oben links eine Nummerierung, die hier von fremder Hand geändert wurde.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 1870

Christian Cannabich. Six Trios a deux Violons et Violoncelle op. 3, From the collection of: Bavarian State Library
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Christian Cannabich. Six Trios a deux Violons et Violoncelle op. 3
Stimmen. Mannheim : Götz, 1773

Christian Cannabichs Kompositionen für Kammermusik, vor allem Duos, Trios und Quartette in verschiedensten Besetzungen, oft mit Flöte, erschienen fast vollständig im Druck, wie dieses 1773 entstandene Streichtrio.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.pr. 55890

Christian Cannabich. Elektra. Eine musikalische Deklamation, From the collection of: Bavarian State Library
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Christian Cannabich. Elektra. Eine musikalische Deklamation
Libretto. Mannheim, 1780

Cannabichs einziger Beitrag zur populären Gattung des Melodrams ist die 1781 in Mannheim uraufgeführte „Elektra“. Der Text stammt von Wolfgang Heribert von Dalberg, der seit 1779 Intendant des Mannheimer Nationaltheaters war.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 2810

Anton Schweitzer. Alceste, From the collection of: Bavarian State Library
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Anton Schweitzer. Alceste Libretto. München, 1779

1779 fand die Premiere der ersten Münchner Karnevalsoper in der Regierungszeit von Kurfürst Karl Theodor statt, Anton Schweitzers „Alceste“ auf einen deutschen Text von Christoph Martin Wieland. Christian Cannabichs Beitrag ist die Musik zu Etienne Laucherys Ballett „La Déscente d’Hercule aux enfers“, welches, wie zu dieser Zeit allgemein üblich, zwischen den Akten der Oper gespielt wurde. Cannabich war einer der führenden Ballettkomponisten seiner Zeit, er komponierte insgesamt über 40 Ballettmusiken.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 55

Christian Cannabich und Wolfgang Amadeus Mozart. IV.me Recueil des Airs du Ballet Orphée, From the collection of: Bavarian State Library
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Christian Cannabich und Wolfgang Amadeus Mozart. IV.me Recueil des Airs du Ballet Orphée Stimmen mit eigenhändigen Eintragungen von Christian Cannabich. Mannheim : Götz, ca. 1778

Die Bearbeitung von Christian Cannabichs Ballettmusik zu „Ulisse et Orphée dans l’isle de syrênes“ für Violine, Viola, Violoncello und Klavier ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Arbeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Mozart hielt sich zwischen Oktober 1777 und 1778 in Mannheim auf und war häufig Gast im befreundeten Haus Cannabich, wo er u.a. die Tochter Rosina (Rose) im Klavierspiel unterrichtete. In einem Brief vom 6.12.1777 an seinen Vater berichtet Mozart, dass er Cannabich, der mit dem Klaviersatz wenig vertraut war, bei der Quartettbearbeitung mehrerer Ballettmusiken helfe: „er muß von allen seinen Baletten ein recueill herausgeben, aber auf das Clavier. Nun kann er ohnmöglich das ding so schreiben, daß es gut herauskömmt und doch leicht ist, zu diesen bin ich ihm […] sehr wilkommen.“Das 1970 erworbene gedruckte Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek der „Orphée“-Ballettsuite weist mehrere handschriftliche Eintragungen von Christian Cannabich auf: Er hat die dritte Seite der Violoncellostimme rechts unten signiert und in der Klavierstimme an mehreren Stellen Korrekturen und Ergänzungen eingetragen.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.pr. 43249

Sixième Concert de Mrs. les Amateurs, From the collection of: Bavarian State Library
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Sixième Concert de Mrs. les Amateurs Konzertzettel. München, 19.3.1795

Mehrere Programmzettel der 1783 von Christian Cannabich gegründeten „Liebhaberkonzerte“ haben sich erhalten. Am 19.3.1795 traten Vater Christian und seine jüngere Tochter Elisabeth Augusta („Mlle. Cannabich“) gemeinsam auf. Cannabich leitete u.a. eine Aufführung eines eigenen Konzerts für Violine und Orchester, die Tochter sang eine Arie von „Mr. Caruso“ (der italienische Opernkomponist Luigi Caruso, 1754-1823, von dem mehrere Arien in München überliefert sind) und war zudem an einem Quartett von „Mr. Guglielmi“ (Pietro Alessandro Guglielmi, 1728-1804) beteiligt.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.th. 117

Carl Cannabich, From the collection of: Bavarian State Library
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Carl Cannabich Lithographie von Heinrich E. von Wintter, 1816

Von 1813-1821 erschienen in 22 Heften in München die „Portraite der berühmtesten Compositeurs der Tonkunst“ mit Biographien von Felix Joseph Lipowsky und Lithographien von Heinrich E. von Wintter, darunter dieses Porträt des Hofmusikdirektors Carl Cannabich, der wenige Jahre zuvor jung verstorben war, „an einem bösartigen Nervenfieber, zu frühe für die Kunst“, wie Lipowsky beklagt.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Carl Cannabich. Mozarts Gedaechtnis Feyer, From the collection of: Bavarian State Library
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Carl Cannabich. Mozarts Gedaechtnis Feyer
Partitur. München : Falter, 1797

Carl Cannabich kannte Wolfgang Amadeus Mozart, den engen Freund der ganzen Familie Cannabich, schon seit frühester Kindheit. 1797, sechs Jahre nach Mozarts Tod, veröffentlichte er die Partitur seiner ambitionierten Mozart-Gedächtniskantate für Solisten, Chor und großes Orchester im Münchner Musikverlag Falter.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.pr. 58

Carl Cannabich. Cantate […] zur Feyer des höchsterfreulichen Geburtstages der durchlauchtigsten Fürstinn und Frau, Friderica Wilhelmina Carolina, Churfürstin von Pfalzbayern, From the collection of: Bavarian State Library
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Carl Cannabich. Cantate […] zur Feyer des höchsterfreulichen Geburtstages der durchlauchtigsten Fürstinn und Frau, Friderica Wilhelmina Carolina, Churfürstin von Pfalzbayern Libretto. München, 1804

Huldigungskantate des Hofmusikdirektors Carl Cannabich für Kurfürstin Friederike Karoline Wilhelmine (1776-1841), die zweite Ehefrau des Kurfürsten Max IV. Joseph, ab 1806 Königin des neu proklamierten Königreichs Bayern. Das handschriftliche Aufführungsmaterial der Kantate befindet sich ebenfalls in der Bayerischen Staatsbibliothek (Mus.ms. 1826).

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 275

Friederike Karoline Wilhelmine von Bayern, From the collection of: Bavarian State Library
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Friederike Karoline Wilhelmine von Bayern
Fotografie nach einem Kupferstich



Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Karl Theodor Toeschi. Simphonie concertanteBavarian State Library

Die Musikerfamilie Toeschi

Karl Joseph Toeschi (1731-1788), Sohn des aus Italien eingewanderten Musikers Alessandro Toeschi (ca. 1700-ca. 1758)), war seit ca. 1752 Geiger und seit 1758 gemeinsam mit Christian Cannabich Konzertmeister in der Mannheimer Hofkapelle. 1778 siedelte er mit Kurfürst Karl Theodor nach München über. Toeschi galt zusammen mit Christian Cannabich als einer der wichtigsten Komponisten von Sinfonien in Deutschland. Die meisten seiner Werke wurden in Paris gedruckt. In München leitete er seit 1778 bis zu seinem Tod 1788 die Kammermusik.

 

Sein jüngerer Bruder Johann Baptist Christoph (1735-1800) trat 1754 als Geiger in die Mannheimer Hofkapelle ein, dirigierte ab 1758 auch Ballette. Wie sein Bruder zog er 1778 mit nach München. Sein Sohn erhielt die Vornamen seines kurfürstlichen Taufpaten Karl Theodor. Schon 1780 spielte Karl Theodor Toeschi (1768-1843) als Geiger im Hoforchester, später auch als Sologeiger. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er 1799 von seiner Musikertätigkeit bei Weiterbezug seines Gehalts entbunden, 1801 zum Kurfürstlichen, später Königlichen Kammerkompositeur ernannt. 1798 gestattete Kurfürst Karl Theodor der Familie Toeschi, den ererbten Adelstitel „Toesca de Castellamonte“ zu führen, der fortan auf Kompositionen von Karl Theodor Toeschi erscheint.

Karl Joseph Toeschi. Sinfonie B-Dur op. 3/3, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Joseph Toeschi. Sinfonie B-Dur op. 3/3
Stimmen. Abschrift, ca. 1790-1800

Es handelt sich um die einzige Handschrift einer Sinfonie von Karl Joseph Toeschi im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek. Sie wurde am 28. April 1883 von dem Münchner Musiker Julius Allfeld erworben. Das Werk war bereits 1765 in Paris im Druck erschienen.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 3724

Karl Joseph Toeschi. Six Simphonies op. 4, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Joseph Toeschi. Six Simphonies op. 4
Stimmen. Amsterdam : Hummel, 1767



Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.pr. 41346

Karl Joseph Toeschi. Acis und Galathea, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Joseph Toeschi. Acis und Galathea Libretto. Mannheim, 1774

Wie viele Mitglieder der Mannheimer Hofkapelle komponierte auch Karl Joseph Toeschi Musik für die beliebten Handlungsballette des Mannheimer Ballettmeisters Etienne Lauchery. „Acis und Galathea“ wurde 1774 aufgeführt, im Jahr von Toeschis Ernennung zum „Director der Kurfürstlichen Kabinets-Musick“, wie das Titelblatt des Librettos sogleich vermerkt. Das zweite enthaltene Ballett stammt von Christian Cannabich.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 3234

Karl Joseph Toeschi und Christian Cannabich. Ballette zum Schauspiel Hadrian in Syrien, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Joseph Toeschi und Christian Cannabich. Ballette zum Schauspiel Hadrian in Syrien
Libretto. Mannheim, 1768-1769

1768/69 wurde in Mannheim Ignaz Holzbauers Oper „Adriano in Siria“ uraufgeführt. Karl Joseph Toeschi und Christian Cannabich komponierten die Musik für die beiden heroischen Ballette „Cephal und Procris“ (Toeschi) und „Reinald und Armide“ (Cannabich), die zwischen den Akten der Oper gezeigt wurden.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her B 67

Johann Baptist Christoph Toeschi. Six Sonates en Trio, From the collection of: Bavarian State Library
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Johann Baptist Christoph Toeschi. Six Sonates en Trio
Stimmen. Paris : La Chevardière, 1768

Von Karl Joseph Toeschis jüngerem Bruder Johann Baptist Christoph Toeschi (hier „Giovani“ genannt) sind nur ganz wenige Kompositionen überliefert, darunter als einziger Druck diese Triosonaten.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.pr. 62236

Johann Baptist Christoph Toeschi. Aeneas und Turnus, From the collection of: Bavarian State Library
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Johann Baptist Christoph Toeschi. Aeneas und Turnus
Libretto. Mannheim, 1771

Die Musik dieses Balletts, die Johann Baptist Christoph Toeschi 1771 als Einlage zur Mannheimer Aufführung von Niccolò Piccinnis „Gli stravaganti“ komponierte, ist verloren.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her B 9

Karl Theodor Toeschi. Hofball-Ländler, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Theodor Toeschi. Hofball-Ländler München : Falter, ca. 1830

Karl Theodor Toeschi hat in seinen späteren Lebensjahren als „Königlicher Kammerkompositeur“ zahlreiche Tänze für Klavier komponiert, die im Münch-ner Musikverlag Falter erschienen. Toeschi bezeichnet sich auf den Titelblättern dieser Ausgaben stets als „Ritter Toesca di Castellamonte“ – diesen Titel durfte die Familie seit 1798 wieder führen - , während die Vornamen „Karl Theodor“ nach dem Tod des kurfürstlichen Taufpaten 1799 offenbar keine Rolle mehr spielten.

Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Mus.pr. 9740

Karl Theodor Toeschi. Simphonie concertante, From the collection of: Bavarian State Library
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Karl Theodor Toeschi. Simphonie concertante Stimmen. Autograph, nach 1817

Dieses Autograph wurde der Hof- und Staatsbibliothek im Juni 1872 von König Ludwig II. von Bayern übergeben. Es stammt ursprünglich aus der Bibliothek des Herzogs von Leuchtenberg, wie die Widmung auf dem attraktiven Einband der Handschrift an „Son Altese Royale Monseigneur le Duc de Leuchtenberg et Baviere“ zeigt. Es handelt sich um den Schwiegersohn des bayerischen Königs Max I. Joseph, Eugène de Beauharnais (1781-1924), den Stief- und Adoptivsohn Napoleons, dem der König 1817 den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg verliehen hatte.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 3053

Wolfgang Amadeus Mozart. IdomeneoBavarian State Library

Die
Münchner Karnevalsopern von 1780 und 1781: Franz Paul Gruas „Telemaco“ und

Wolfgang
Amadeus Mozarts „Idomeneo“

Im 18. Jahrhundert gehörte München neben Wien, Berlin, Dresden, Mannheim und Stuttgart zu den wichtigsten Zentren der europäischen Opernpflege nördlich der Alpen. 1753 wurde das neuerbaute Residenztheater mit Giovanni Ferrandinis „Catone in Utica“ eröffnet. Während der Regierungszeit von Kurfürst Maximilian III. Joseph von Bayern (1745-1777) wurde bis 1788 jährlich zur Eröffnung der Karnevalssaison eine neue Opera seria gespielt. Bis 1767 komponierte der Münchner Andrea Bernasconi (seit 1753 Vizekapellmeister) die meisten dieser sogenannten „Karnevalsopern“ auf Texte von Pietro Metastasio. Danach erhielt jährlich ein anderer Opernkomponist den Auftrag für die Opera seria am kurfürstlichen Hof, darunter Tommaso Traetta, Antonio Sacchini, Pietro Pompeo Sales, Alessio Prati, Antonio Tozzi, Antonio Salieri, Josef Myslivecek und Joseph Willibald Michl. Nach dem Amtsantritt von Kurfürst Karl Theodor, der die deutschsprachige Oper favorisierte, kam im Januar 1779 zunächst Anton Schweitzers „Alceste“ mit deutschem Text zur Aufführung, zum deutlichen Missfallen des Münchner Publikums. Die Karnevalsoper des folgenden Jahres nähert sich der Tradition wieder an, doch trägt der italienische „Telemaco“ des aus Mannheim stammenden Münchner Vizekapellmeisters Franz Paul Grua viel modernere Züge als die konservative Münchner Opera seria. Im folgenden Jahr erhielt der vierundzwanzigjährige Wolfgang Amadeus Mozart mit Unterstützung seiner Mannheimer Freunde den Auftrag, die Münchner Karnevalsoper zu komponieren. Während eines längeren Aufenthalts in München und in engem Kontakt mit den Münchner Sängern entstand seine Opera seria „Idomeneo“.

Franz Paul Grua. Telemaco, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Paul Grua. Telemaco Partitur. Abschrift (Johann Baptist Cramer), 1780

Franz Paul Grua (1753-1833), Sohn des aus Italien stammenden Mannheimer Hofmusikers Carlo Luigi Grua (ca. 1700-1773), spielte seit 1776 ebenfalls in der Mannheimer Hofkapelle, zog 1778 mit nach München und wurde 1779 zum Vizekapellmeister ernannt. Hofkapellmeister war zu dieser Zeit noch immer Andrea Bernasconi, der seit 1777 aber nicht mehr aktiv war.„Telemaco“, die Münchner Karnevalsoper von 1780, ist Gruas einziges Bühnenwerk. Es weist im Vergleich zu dem bisher in München dominierenden Operntypus modernere, aus Frankreich und dem französisch geprägten Mannheim stammende Merkmale auf: eine geringere Anzahl von Arien, dafür mehr Ensembles, Chöre und Ballette. Die Telemaco-Partitur blieb im Besitz der Hofmusikintendanz, wie die Eintragungen und das Katalogschild auf dem Einband zeigen. 1860 wurde sie an die Hof-und Staatsbibliothek übergeben.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 2274

Franz Paul Grua. Telemaco, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Paul Grua. Telemaco
Libretto. München, 1780

Zaccaria Seriman hatte das Libretto zu „Telemaco“ 1777 zur Vertonung durch Tommaso Traetta für eine Londoner Aufführung verfasst, es wurde von Franz Paul Grua in München übernommen. Im zweisprachigen Libretto der Münchner Uraufführung werden auch die Sänger aufgeführt, alle mit den Titeln, die ihnen am kurfürstlichen Hof verliehen worden waren.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg. Her 1725

Franz Paul Grua. Requiem Es-Dur, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Paul Grua. Requiem Es-Dur
Partitur. Autograph, ca. 1780

Seit 1784 wirkte Grua in München als Kapellmeister der Vokalmusik und komponierte ausschließlich geistliche Vokalwerke, die in großer Anzahl und oftmals autograph in der Bayerischen Staatsbibliothek überliefert sind. Das Autograph seiner Totenmesse Es-Dur weist eine Fülle von Rasuren und Korrekturen auf.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 1985

Dorothea Wendling, From the collection of: Bavarian State Library
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Dorothea Wendling

Dorothea Wendling, geb. Spurni (1736-1811), eine der bekanntesten Opernsängerinnen ihrer Zeit, sang ab 1752 im Mannheimer Hoftheater. Im gleichen Jahr heiratete sie den Komponisten und Flötisten Johann Baptist Wendling. Dieser Ehe entstammt die Tochter Elisabeth (1752-1794), die ebenfalls Sängerin wurde. Die Familie folgte 1778 Kurfürst Karl Theodor nach München. In der Uraufführung von Franz Paul Gruas „Telemaco“ 1780 sang sie die Partie der Calipso, in der Uraufführung von Mozarts „Idomeneo“ 1781 die Ilia. Mozart schrieb für sie auch die Konzertarie „Basta, vincesti / Ah, non lasciarmi…“ KV 295a.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Elisabeth Wendling, From the collection of: Bavarian State Library
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Elisabeth Wendling

Elisabeth Augusta Wendling, geb. Sarselli (1746-1786), begann 1761 ihre Karriere als Sängerin am Mannheimer Hoftheater. Durch ihre Heirat mit dem Hofmusiker und Geiger Franz Anton Wendling 1764, dem Bruder von Johann Baptist Wendling, wurde sie die Schwägerin von Dorothea Wendling, mit der sie auch oft gemeinsam auftrat. Auch Elisabeth Wendling zog 1778 mit nach München. In Gruas „Telemaco“ kreierte sie 1780 die Rolle der Eucari, in Mozarts „Idomeneo“ 1781 die Elettra.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Anton Raaff (im Vordergrund, hinter ihm Giuseppe Millico), From the collection of: Bavarian State Library
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Anton Raaff (im Vordergrund, hinter ihm Giuseppe Millico)

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Tenor Anton Raaff (1714-1797) erhielt seine Ausbildung am Bonner Jesuitengymnasium und wurde 1736 Hofmusiker am Bonner Hof von Kurfürst Clemens August, Herzog von Bayern und seit 1723 Erzbischof von Köln. 1749 ging Raaff an den Wiener Hof von Kaiserin Maria Theresia und trat in der Folge an allen wichtigen Höfen Europas auf, zuletzt in Mannheim, wo Mozart ihn 1777 kennenlernte. 1780 verkörperte er in München in Gruas „Telemaco“ den Mentore. Raaff, vielleicht der berühmteste Tenor des 18. Jahrhunderts, beendete seine Bühnenkarriere 1781 als Mozarts erster Idomeneo.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Wolfgang Amadeus Mozart, From the collection of: Bavarian State Library
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Wolfgang Amadeus Mozart
Lithographie von Heinrich E. von Wintter, 1816



Bayerische Staatsbibliothek München, Lithogr. 196

Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo, From the collection of: Bavarian State Library
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Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo Partitur. Abschrift, Titelseite autograph, 1781. Diese Partitur, geschrieben von einem Münchner Hofkopisten, wurde für die Uraufführung und die weiteren Aufführungen von „Idomeneo“ 1781 am Cembalo verwendet. Mozart selbst schrieb das Titelblatt: „L’Idomeneo | Drama per Musica | Di | Amadeo Wolfgango Mozart. | 1781“.

Die Akte 1 und 2 der Partiturabschrift befanden sich im Historischen Archiv der Bayerischen Staatsoper, der 3. Akt wohl schon seit dem 19. Jahrhundert in der Hof- und Staatsbibliothek. Erst 1981 wurden die Bände durch Robert Münster zusammengeführt und ihre Bedeutung als Aufführungsmaterial der Uraufführung erkannt. So dokumentiert die Partitur z.B. diverse Rezitativ-Kürzungen, die wohl erst nach der Uraufführung erfolgten.

Bayerische Staatsbibliothek München, St.th. 265-1

Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo, From the collection of: Bavarian State Library
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Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo
Liste der Orchesterstimmen der Uraufführung

Im zweiten Band der Uraufführungspartitur war dieser Zettel eingelegt, der Rückschlüsse auf die damalige Orchesterbesetzung erlaubt.

Bayerische Staatsbibliothek München, St.th. 265-6 a

Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo, From the collection of: Bavarian State Library
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Wolfgang Amadeus Mozart. Idomeneo
Libretto. München, 1781

Das „Idomeneo“-Libretto des Salzburger Hofkaplans Giovanni Battista Varesco (1735-1805) wurde zur Münchner Uraufführung von „Idomeneo“ in zwei Versionen gedruckt: in einer zweisprachigen Ausgabe und – hier gezeigt – in einer rein italienischen Fassung mit den letzten Kürzungen.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 4487

Josepha von Paumgarten, From the collection of: Bavarian State Library
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Josepha von Paumgarten Reprint nach einem Gemälde von Moritz Kellerhoven

Die Gräfin Josepha von Paumgarten (1762-1817), seit 1779 verwitwet, war musikalisch hochgebildet, sang selbst und nahm regen Anteil am Münchner Musikleben. Als Favoritin des Kurfürsten Karl Theodor hat sie sehr wahrscheinlich Einfluss auf die Verpflichtung Wolfgang Amadeus Mozarts als Komponist der Münchner Karnevalsoper 1781 genommen. Mozart war bald nach seiner Ankunft in München ihr Gast, eingeführt durch seinen langjährigen Freund Christian Cannabich: „das ist das beste und Nützlichste hauß für mich, durch dieses ist auch alles wegen meiner Oper gegangen, und wird – will’s Gott, noch gehen“, schreibt er seinem Vater am 13.11.1780.

Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Wolfgang Amadeus Mozart. Misera dove son / Ah non son io che parlo, From the collection of: Bavarian State Library
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Wolfgang Amadeus Mozart. Misera dove son / Ah non son io che parlo Partitur. Autograph, 1781

Autographe Reinschrift der Konzertarie (KV 369), die Mozart der Gräfin Josepha von Paumgarten widmete, vermutlich als Dank für ihre Hilfe bei der Auftragsvergabe für „Idomeneo“. Die Datierung auf den 8.3.1781 (Monaco li 8 di marzo 1781) ist wohl ein Versehen Mozarts, der sich an diesem Tag gar nicht in München, sondern mit Vater und Schwester in Augsburg aufhielt. Den Widmungshinweis oben links „àla Comtesse de Paumgarten Veuve“ hat Josepha von Paumgarten selbst geschrieben. Auf dem Vorsatzblatt vermerkte der erste Leiter der Musiksammlung, Julius Joseph Maier, zur Provenienz der Handschrift: „Dieses Autograph wurde der kl. Hof= und Staatsbibliothek am 13t December 1860. vom kl. Oberappellations-gerichts=Secretär Joseph Maria Mayer geschenkt, welcher das=selbe bei einem Trödler entdeckt und erworben hatte. München 14. December 1860. Julius Jos. Maier."

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 1582

Franz DanziBavarian State Library

Die
Musikerfamilie Danzi

Der Komponist
und Cellist Franz Danzi (1763-1826) war der jüngste Sohn des Mannheimer
Hofmusikers Innozenz Danzi (ca. 1730-1798). Seine Mutter war Barbara Margarethe
Sidonia Toeschi, eine Schwester Karl Joseph Toeschis. Auch drei Geschwister von
Franz wurden Musiker: Die Brüder Johannes und Anton spielten in der Mannheimer,
dann Münchner Hofkapelle, die Schwester Franziska war als Sängerin europaweit
erfolgreich, sie heiratete den Mannheimer Hofmusiker Ludwig August Lebrun. Franz Danzi blieb bei der Übersiedlung des Hofs nach München zunächst
in Mannheim zurück und trat als Orchestermusiker, Repetitor, Dirigent und
Komponist von Schauspielmusiken im neuen Mannheimer Nationaltheater in
Erscheinung. Ca. 1781 wurde er als Cellist nach München engagiert und bekam
nach der Pensionierung seines Vaters 1783 dessen Stelle als Solo-Violoncellist
der Münchner Hofkapelle. In den Folgejahren entstand eine große Fülle an
Bühnenwerken, weltlicher und geistlicher Vokalmusik, Orchester- und
Kammermusik. 1790 heiratete
Danzi die Sängerin Margarethe Marchand (1768-1800), mit der er fortan häufig
auf Tourneen ging und mehrere Jahre in Italien verbrachte. Margarethe war die
Tochter des Mannheimer Theaterdirektors Theobald Marchand.
Von 1781-1784 studierte sie bei Leopold Mozart in Salzburg Klavier und
Komposition, der sie in Tagebüchern und Briefen oft als „Gretl“ erwähnte. 1784
kehrte sie nach München zurück und wurde 1786 als Hofsängerin fest angestellt. 1798 hatte Franz Danzi seinen größten
Erfolg als Komponist mit dem Singspiel „Die Mitternachtsstunde“, das nach der
Münchner Uraufführung in ganz Europa nachgespielt wurde. Im gleichen Jahr wurde
er zum Vize-Hofkapellmeister ernannt. 1800 starb
Margarethe Danzi erst zweiunddreißigjährig an einer schweren Lungenerkrankung.
Danzi verließ München 1807 und bekleidete bis zu seinem Tod 1826
Kapellmeisterstellen in Stuttgart und Karlsruhe.

 

Franz Danzi
Lithographie von Heinrich E. von Wintter, 1816



Bayerische Staatsbibliothek München, Lithogr. 196

Franz Danzi. Konzert e-Moll für Violoncello und Orchester, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Danzi. Konzert e-Moll für Violoncello und Orchester Partitur. Autograph, 1809

Danzi komponierte eine Vielzahl von Orchesterwerken, darunter fast 20 Solokonzerte. Das vorliegende Autograph des Violoncello-Konzerts e-Moll, die einzige Quelle zu diesem Werk, kam durch die Übergabe der Hofmusikintendanz 1860 in die Hof- und Staatsbibliothek. Die Widmung auf dem Titelblatt unten an den Cellisten Philipp Moralt (1780-1930) , der wie andere Mitglieder seiner Familie in der Münchner Hofkapelle wirkte, stammt nicht von Danzis Hand.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 1941

Franz Danzi. Sonatine für Flöte und Klavier D-Dur, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Danzi. Sonatine für Flöte und Klavier D-Dur
Stimmen. München . Falter, 1818

Die zahlreichen kammermusikalischen Werke Franz Danzis entstanden überwiegend in seinen späteren Lebensjahren.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.pr. 879

Franz Danzi. Die Mitternachtsstunde, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Danzi. Die Mitternachtsstunde
Partitur. Abschrift, ca. 1798

Danzis bekanntestes Bühnenwerk wurde 1798 in München uraufgeführt. Die vorliegende Partitur, eine Abschrift aus der Entstehungszeit des Werks, stammt aus dem Besitz des Musikwissenschaftlers Adolf Sandberger (1864-1943), der vor seiner Universitätskarriere 10 Jahre lang die Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek leitete und dessen Nachlass die Bibliothek verwahrt.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 6311

Franz Danzi. Der Triumph der Treue, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Danzi. Der Triumph der Treue
Libretto. München, 1789

Danzis „ernsthaftes“ Singspiel „Der Triumph der Treue“ gehört zu den frühen Münchner Opernversuchen des Komponisten. Das Libretto stammt von Johann Friedrich Binder von Kriegelstein.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 2619

Franz Danzi. Der Quasimann, From the collection of: Bavarian State Library
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Franz Danzi. Der Quasimann Libretto. München, 1789

Im gleichen Jahr wie Danzis Singspiel „Der Triumph der Treue“, 1789, kam auch seine komische Oper „Der Quasi-Mann“ in München zur Uraufführung. Der Librettist, Matthias Georg Lambrecht, schreibt in seinem Vorwort („Vorbericht“) über den jungen Komponisten „An musikalischem Interesse wird es ebenfalls nicht fehlen, da Herr Danzi sich schon als ein Mann von Talent, dem Publiko bekannt gemacht hat.“

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 1386

Domenico Cimarosa. „L’Olimpiade“. Arie des Megacle “Superbo di me stesso, From the collection of: Bavarian State Library
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Domenico Cimarosa. „L’Olimpiade“. Arie des Megacle “Superbo di me stesso Stimmen. Abschrift, ca. 1787

Die neunzehnjährige Margarethe Marchand, die seit 1786 Hofsängerin in München war und 1787 als Ilaira in Georg Joseph Voglers Karnevalsoper „Castore e Polluce“ ihr Münchner Bühnendebüt gegeben hatte, trat im „12. Konzert“ 1787 mit der Arie des Megacle aus Domenico Cimarosas Opera seria „L’Olimpiade“auf, wie handschriftliche Eintragungen auf dem Titelblatt der Handschrift belegen. Es handelt sich hier um ein recht aktuelles Werk: Die Uraufführung von „L’Olimpiade“ hatte erst 1784 in Vicenza stattgefunden. Die Stimmen zu dieser Arie gehören zu den vielen einzeln überlieferten Nummern aus Opern, die für die Münchner Hofakademien und Liebhaberkonzerte verwendet wurden. Wie man an weiteren Eintragungen von verschiedenen Händen sieht, wurde das Aufführungsmaterial offenbar häufiger benutzt. 1860 wurde es von der Hofmusikintendanz an die Hof- und Staatsbibliothek abgegeben.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 1901

Troisième Concert de Mrs. les Amateurs, From the collection of: Bavarian State Library
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Troisième Concert de Mrs. les Amateurs
Konzertzettel. München, 1.12.1791

Am 1.12.1791 trat Margarethe Danzi mit einer Arie von Wolfgang Amadeus Mozart in einem Liebhaberkonzert in München auf, wie einer der wenigen erhaltenen Konzertzettel verrät. Von ihrem Schwager Ludwig August Lebrun, dem Ehemann von Franz Danzis Schwester Franziska, wurde am gleichen Abend ein Konzert für Violoncello und Orchester aufgeführt.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.th. 117

Margarethe Danzi. Drei Sonaten für Violine und Klavier op. 1, From the collection of: Bavarian State Library
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Margarethe Danzi. Drei Sonaten für Violine und Klavier op. 1 Stimmen. München : Falter, 1801

Margarethe Danzis drei Sonaten für Violine und Klavier op. 1 wurden ein Jahr nach ihrem Tod im Münchner Musikverlag Falter veröffentlicht. Ihre Ausbildung als Pianistin durch Leopold Mozart ist Danzis wenigen erhaltenen Kompositionen anzumerken, in denen das Klavier stets dominiert. Carl Cannabich beschrieb ihre Musik in einem Nachruf als „ganz der Ausdruck einer originell denkenden und tief empfindenden Seele“.

Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Mus.pr. 881

Peter WinterBavarian State Library

Peter
Winter

Peter Winter (1754-1825), Sohn eines
Brigadiers am Mannheimer Hof, spielte schon 1769 als Geiger, 1773 auch als
Contrabassist in der Mannheimer Hofkapelle. 1776 wurde er als Hofmusiker fest
engagiert. 1778 folgte er Kurfürst Karl Theodor nach München, wo er zunächst
Ballette und Melodramen und die erste Oper „Helena und Paris“ komponierte. Er unternahm von München aus in den
Folgejahren zahlreiche Konzertreisen, blieb für längere Zeit in Wien, um
Unterricht bei Antonio Salieri zu nehmen, und hatte in verschiedenen
italienischen Städten Erfolg als Opernkomponist. 1787 wurde er in München Vize-, 1798
Hofkapellmeister für die Vokalmusik. 1811 gründete er – quasi in Nachfolge der
„Liebhaberkonzerte“ Christian Cannabichs – die bis in die Gegenwart bestehende „Musikalische
Akademie“, eine aus Mitgliedern der Hofkapelle gebildete Konzertvereinigung. Mehrere von Winters über 30 Opern
waren in Europa bis weit in das 19. Jahrhundert hinein populär, am bekanntesten
„Das unterbrochene Opferfest“ (Wien 1796).

Daneben komponierte er zahlreiche
viele Orchesterwerke, Kammermusik und Kirchenmusik.

 

König Max I. Joseph von Bayern erhob Winter am 23. März 1814 in den persönlichen Adelsstand. Nach allgemeiner Einschätzung galt
Winter als einer der wichtigsten deutschen Komponisten seiner Zeit. 

Peter Winter
Kupferstich von Rudolf Rahn nach dem Gemälde von Johann Hirnschrot



Bayerische Staatsbibliothek München, Bildarchiv

Peter Winter. Lenardo und Blandine, From the collection of: Bavarian State Library
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Peter Winter. Lenardo und Blandine Partitur. Abschrift, ca. 1770

Peter Winters Beiträge zur kurzzeitig besonders in Mannheim beliebten Gattung des Melodrams waren populär und wurden häufig nachgespielt. Sie orientieren sich am Vorbild Georg Bendas, dessen berühmtes Melodram „Ariadne auf Naxos“ im Mai 1779 in München gezeigt wurde. „Lenardo und Blandine“ ist das erste von vier Melodramen Peter Winters, es wurde am 25.6. 1779 im Münchner Salvatortheater uraufgeführt und erlebte drei weitere Aufführungen. Ein Höhepunkt des grausigen Ritterdramas ist die Mordszene am Schluss der „1. Abtheilung“: Blandine hatte ihren geliebten Lenardo „Auf Morgennacht wieder“ verabschiedet – die Mörder empfangen ihn mit den zynischen Worten „Stirb erst Elender! Dann komm Morgennacht wieder“.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 3647

Peter Winter. Lenardo und Blandine, From the collection of: Bavarian State Library
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Peter Winter. Lenardo und Blandine
Libretto. Augsburg, 1785

Libretto der Aufführung von „Lenardo und Blandine“ durch eine „Gesellschaft adelicher Kunstfreunde“ im Stadttheater Augsburg, ein Beleg für die Popularität des Werks.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 2865

Peter Winter. Helena und Paris, From the collection of: Bavarian State Library
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Peter Winter. Helena und Paris Partitur. Abschrift, 1782

Peter Winters erste von über 30 Opern wurde am 5.2.1782 im Münchner Salvatortheater uraufgeführt, am gleichen Ort wie seine frühen Melodramen und Ballette. Das 1654 eröffnete Salvatortheater, das erste freistehende Opernhaus Deutschlands wurde noch bis ins späte 18. Jahrhundert neben dem neuen, 1753 eröffneten Residenztheater bespielt. Auch Mozarts „La finta giardiniera“ wurde hier 1775 uraufgeführt. 1802 wurde das Salvatortheater abgerissen. Die vorliegende Partitur der Oper, der der dritte Akt fehlt, wurde 1880 als Teil eines großen Musikalienbestands von dem Musiker und Musikschriftsteller Hans Michael Schletterer (1824-1893) an die Bibliothek verkauft.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 3651

Peter Winter. Helena und Paris, From the collection of: Bavarian State Library
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Peter Winter. Helena und Paris
Libretto. München, 1782

Der Text von Winters deutschsprachigem Opernerstling stammt von Karl Josef Förg, der sich an einer ungenannten italienischen Vorlage orientierte, wie aus dem Titelblatt und einer Vorrede hervorgeht. Gewidmet ist das Werk dem Münchner Intendanten Graf Joseph Anton Seeau.

Bayerische Staatsbibliothek München, Slg.Her 749

Peter Winter. Magnificat D-Dur, From the collection of: Bavarian State Library
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Peter Winter. Magnificat D-Dur Partitur. Autograph, ca. 1800.

Peter Winter komponierte als Hofkapellmeister für die Vokalmusik eine große Fülle an katholischer und – nach der Heirat von Kurfürst Max IV. Joseph mit der protestantischen Friederike Karoline Wilhelmine – auch evangelischer Kirchenmusik. Die autographen Handschriften zahlreicher Werke sind in der Bayerischen Staatsbibliothek überliefert, zumeist aus der Übergabe an die Bibliothek im Jahr 1860, wie auch dieses Magnificat D-Dur, dessen Einband die Katalognummer 391 der Hofmusikintendanz trägt. Die Partitur zeigt die flüchtige, schnelle Notenschrift des „Vielschreibers“ Winter.

Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 2649

Credits: Story

"An verschiedenen Virtuosen manglet es hier nit"
Musik am Münchner Hof von Kurfürst Karl Theodor


Kuratorin:
Dr. Uta Schaumberg

Bayerische Staatsbibliothek
Musikabteilung
Ludwigstraße 16
80539 München

Credits: All media
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